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Warum es mehr denn je ein starkes Eisenbahnnetz in Europa braucht
Von Katharina Jaschinksy (VCÖ - Mobilität mit Zukunft), Mai 2024
Mehr als drei Jahre ist es bereits her, dass die Europäische Kommission das „Year of Rail 2021“ ausgerufen hat und den „Connecting Europe Express“ durch 26 Staaten und 100 Städte geschickt hat. Damit wollte die EU-Kommission die Bedeutung des Schienenverkehrs als nachhaltiges, sicheres und effizientes Verkehrsmittel in Europa verdeutlichen. Ob gewollt oder ungewollt verdeutlichte der „Connecting Europe Express“ aber auch, wie uneinheitlich das Schienensystem in der EU ist: Sage und Schreibe 55 Mal musste deshalb der Express im Laufe seiner Fahrt die Lokomotive wechseln.1
Uneinheitliche Bahnsysteme als Hindernis für internationale Mobilität
Die Hälfte des Schienengüterverkehrs in der EU sind grenzüberschreitende Transporte. Damit stehen viele Güterzüge in ganz Europa vor den Problemen des sehr uneinheitlichen Bahnsystems. Lange Stehzeiten an den Grenzen und aufwändige operative Maßnahmen sind die Folge. Dazu zählen wagentechnische Untersuchungen, veränderte Bremsstellungen, das Durchführen von Bremsproben und das Ausstellen von neuen Dokumenten für die Zugfahrt. Außerdem ist der internationale Einsatz von Lokführerinnen und Lokführern nicht so leicht möglich, da diese über ein B1- Sprachniveau der Landessprache verfügen müssen, um im jeweiligen Land fahrberechtigt zu sein.2
Bei jedem Grenzübertritt ändern sich auf der Schiene die Betriebsbedingungen. Es bestehen über 800 nationale Regelungen, zudem stehen vier verschiedene Stromsysteme und über zwanzig Zugsicherungssysteme einem einheitlichen Bahnsystem im Weg.3
Einfache Buchung von internationalen Zugtickets ermöglichen
Im Personenverkehr braucht es neben einem besseren Angebot auch den besseren Zugang und die einfach Buchbarkeit von Durchgangstickets. Während das im Flugverkehr schon längst gang und gäbe ist, sind internationale Zugtickets oft schlecht auffindbar und für die Buchung sind verschiedene Anbieter und Ticketshops nötig. Damit gehen jedoch auch oft die Fahrgastrechte zur Sicherung der Weiterreise im Verspätungsfall verloren.
Klimaneutralität erfordert Trendwende auf der Schiene
Um Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen, müssen die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs stark reduziert werden. Tatsächlich sind jedoch seit dem Jahr 1990 die Emissionen des Verkehrs in der EU um 17 Prozent gestiegen. Die Bahn spielt als energieeffizientes und klimaverträgliches Verkehrsmittel für das Erreichen der Klimaziele sowohl im Personenverkehr als auch beim Gütertransport eine zentrale Rolle.4
„Jahrzehnt der Bahn“ gemeinsam umsetzen
Ein einheitlicheres Bahnsystem in Europa ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn und für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors von entscheidender Bedeutung. Die Kapazität der Bahn ist zu erhöhen, durch verstärkte Maßnahmen sowohl der Europäischen Union als auch der einzelnen Mitgliedsstaaten.
Die künftige EU-Kommission und das neue EU-Parlament – die EU-Wahl findet in Österreich am 9. Juni statt – sind gefordert, einen klaren Zeitplan mit Teilzielen und Sanktionen bei Nicht-Erreichung der Zielvorgaben vorzugeben. Auch im Interesse der Fahrgäste und der steigenden Nachfrage nach internationalen Bahnreisen in Europa ist es im wahrsten Sinn des Wortes höchste Eisenbahn für ein „Jahrzehnt der Bahn“.
Gemeindeübergreifend wurde im Lieser- und Maltatal in Kärnten im Jahr 2018 ein neues Linienbussystem mit Stundentakt ins nächste regionale Zentrum Spittal an der Drau umgesetzt.
Im Jahr 2030 darf der Verkehr höchstens 15,7 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase ausstoßen – so das Ziel der Klima- und Energiestrategie von Österreichs Bundesregierung: „Im Mobilitätsbereich sind aufgrund massiver Emissionssteigerungen um 66 % seit 1990 besondere Reduktionen gefordert.“ Verkehrsinfrastrukturen wirken langfristig. Was heute gebaut wird, wird auch in 20 oder 30 Jahren genutzt werden. Umso wichtiger ist es, dass die heute geplanten Infrastrukturen mit den Klimazielen übereinstimmen.