Warum Österreichs Städte eine zeitgemäße Parkraumbewirtschaftung brauchen

Von Katharina Jaschinsky (VCÖ - Mobilität mit Zukunft), Mai 2025

Jeder Kfz-Parkplatz beansprucht etwa 13 m2 Platz.1 Wertvolle Fläche, der vor allem in der Stadt ein begrenztes Gut ist. Derzeit wird in sehr vielen Straßen abgestellten Fahrzeugen mehr Platz eingeräumt als den Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind. Gleichzeitig fehlen in vielen Straßen schattenspendende Bäume oder kühlendes Grün, was angesichts der zunehmenden Hitzetage für viele Anrainerinnen und Anrainer ein zunehmendes Problem ist.

Parkende Autos beanspruchen viel Platz

Die Angaben zur Anzahl öffentlicher Parkplätze in Österreichs Städten schwanken je nach Erhebungsmethode. In Wien liegt die Zahl bei rund 480.000 öffentlichen Parkplätzen.2,3 Die öffentlichen Abstellflächen beanspruchen etwa so viel Fläche wie die Bezirke Neubau, Josefstadt und Innere Stadt zusammen.4 Auch in anderen Städten ist der Platzbedarf erheblich: In Graz gibt es nur im bewirtschafteten Bereich fast 24.200 Parkplätze5, in Linz allein in der Innenstadt 12.000 Parkplätze6 im öffentlichen Raum. Private Parkplätze oder Parkplätze in Tiefgaragen sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Größere Fahrzeuge, höherer Platzverbrauch

Innerhalb der vergangenen 20 Jahre wurden neuzugelassene Pkw in Österreich im Durchschnitt um zehn Zentimeter breiter.7 Damit nimmt auch der Flächenbedarf der abgestellten Pkw zu. Nahezu jeder zweite Neuwagen ist inzwischen ein SUV.8 Eine Konsequenz: Abgestellte Fahrzeuge ragen teilweise über die vorgesehenen Parkflächenmarkierungen hinaus, häufig zulasten von Geh- und Radfahrflächen. Der Trend zu größeren Fahrzeugen widerspricht den Zielen vieler Städte, den Menschen mehr Aufenthaltsflächen, dem Gehen, Radfahren und Begrünungen mehr Platz zu geben.

Parken ist in Österreich günstig und es fehlen Zonentarife

Das Paradoxe: Außer in Graz und in Bregenz kostet das Parken in den dicht besiedelten Innenbezirken der Städte in Österreich gleich wenig wie in den weniger dichten Stadtteilen. Nicht nur das Parkpickerl, sondern insbesondere die Kurzparkgebühr ist in Wien im Vergleich mit anderen europäischen Großstädten günstig. Eine Stunde Parken in der Wiener Innenstadt kostet nur 2,60 Euro,9 in Amsterdam hingegen mit rund 7,80 Euro dreimal so viel.10 In Wien gibt es im Gegensatz zu den meisten anderen Großstädten keine Unterscheidung je nach Zone, wodurch das Parken in der Innenstadt genauso wenig kostet wie in den Außenbezirken. Die Parkgebühren sind seit dem Jahr 2012 weniger gestiegen als die Inflationsrate, womit das Parken heute real billiger ist als damals.11 Ebenso ist der Preis für das Parkpickerl heute günstiger als im Jahr 1993, wo es im ersten Bezirk erstmals eingeführt wurde.12 Wäre der Preis des Parkpickerls seither inflationsangepasst worden, würde das Parkpickerl heute 194 Euro pro Jahr kosten,13 tatsächlich betragen aber die Gebühren lediglich 120 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: In Amsterdam kostet das Parkpickerl im Zentrum 630 Euro pro Jahr14 und in Stockholm mit monatlich 146 Euro sogar 1.752 Euro pro Jahr.15

Binnenverkehr durch kleinere Berechtigungszonen reduzieren

Verbesserungspotenzial gibt es in Wien auch durch kleinere Berechtigungszonen. Parkpickerl für ganze Bezirke verursachen Binnenverkehr und schmälern den Verlagerungseffekt auf Öffentlichen Verkehr, Gehen und Radfahren. Als weiteres Positivbeispiel regelt Amsterdam die Nutzung der Pkw-Abstellplätze im öffentlichen Raum über die Vergabe wohnortbezogener Berechtigungsausweise für mehr als 30 definierte, verhältnismäßig klein dimensionierte Abstellzonen. Diese werden nur an Personen vergeben, die keinen privaten Pkw-Abstellplatz zur Verfügung haben.16

Internationale Beispiele als Vorbilder: Bepreisung nach Stadtlage, Größe, Gewicht und Emissionen

Immer mehr europäische Städte nutzen Parkgebühren als Lenkungsinstrument. In der 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner Stadt Landau in Rheinland Pfalz sind beispielsweise die Gebühren für Anwohnerparken je nach Stadtlage gestaffelt: Während ein Stellplatz am Stadtrand pro Jahr 180 Euro kostet, liegen die Kosten in der Innenstadt bei 300 Euro pro Jahr.17 In Kopenhagen bildet sich der Preis fürs Anwohnerparken basierend auf der Emissionsklasse des Fahrzeugs und beträgt bis zu umgerechnet 66 Euro pro Monat bzw. 792 Euro pro Jahr.18 In Japan schreibt das sogenannte „Garage Law“ vor, dass vor dem Autokauf ein privater Stellplatz nachgewiesen werden muss. Dieser muss auf privatem Grund und nicht im öffentlichen Raum liegen. Die Verantwortung für Parkraum liegt somit bei den Einzelpersonen, nicht bei der öffentlichen Hand.19

Paris wiederum hat die Gebühren für große, schwere Autos deutlich erhöht. Das Parken außerhalb der eigenen Parkausweis-Zone kann bis zu 18 Euro pro Stunde kosten.20 Seit Mai 2025 berechnet auch Aachen seine Bewohnerparkausweise nach Fahrzeuggröße. Für große Pkw kostet das Parken etwa doppelt so viel wie für kleinere Modelle.21 In Basel zahlen große Autos ab 4,9 Meter Länge mit 492 Schweizer Franken pro Jahr um 180 Franken mehr als kleine Autos bis 3,9 Meter Länge.22

Der internationale Vergleich zeigt: In Österreichs Städten sind die Tarife fürs Parken niedrig und es fehlt eine Differenzierung nach Größe des Fahrzeugs und nach Stadtgebiet. Für Parkpickerl braucht es zudem kleinere Tarifzonen. Der Modernisierungsbedarf bei der Parkraumbewirtschaftung ist in Österreich groß. Angesichts ihrer großen Budgetnöte sollten Städte ihre Parkgebühren den marktkonformen Preisen annähern. Zu billiges Parken erhöht nicht nur die Verkehrsbelastung in den Städten, sondern reduziert die Einnahmen der Stadt, was wiederum den Sparzwang in anderen Bereichen erhöht. Damit Parkgebühren basierend auf der Flächeninanspruchnahme oder Gewicht umgesetzt werden können, sollten die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den Parkgebührengesetzen rasch vorangetrieben werden.

Quellen

Quellen

1 Stadt Wien: Kraftbetriebene Parkeinrichtungen. Stand 15.05.2025. Weblink
2 Zum 1.1.2024 waren in Wien 390.092 BewohnerInnen-Parkpickerl ausgegeben. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Auslastung der Parkplätze abends von 80% ergäbe das ca. 488.000 Parkplätze für ganz Wien  
3 Hashem A.: Straßenportrait Wohnstraße. Weblink
4 Flächenversiegelung. Stand 15.05.2025. Weblink
5 Stadt Graz: Parken in Graz – Ausnahmegenehmigungen. Stand 15.05.2025. Weblink
6 Stadt Linz: Digitales Parkleitsystem für Linzer Innenstadt. Weblink
7 VCÖ: Zunehmend breitere Pkw verursachen vielfache Probleme. Weblink
8 VCÖ: Fast die Hälfte der Neuwagen waren im Vorjahr SUV. Weblink
9 Stadt Wien: Parkgebühren in Wien. Stand: 15.05.2025. Weblink
10 Gemeente Amsterdam: Parktarife in Amsterdam. Stand: 15.05.2025. Weblink
11 Statistik Austria: Indexrechner – Verbraucherpreisindex. Weblink
12 Rechnungshof: Erweiterung der Parkraumbewirtschafung Wien; Follow–up–Überprüfung. Wien: 2020. Weblink
13 Statistik Austria: Indexrechner – Verbraucherpreisindex. Weblink
14 NL Times: Parking permits more expensive in 60% of municipalities; Priciest in Amsterdam. Amsterdam: 2024. Weblink
15 Stadt Stockholm: Tarifgebiete und Gebühren. Stand 15.05.2025. Weblink
16 Furchtlehner J., Lička L.: Back on the Street: Vienna, Copenhagen, Munich, and Rotterdam in focus, Journal of Landscape Architecture, 14:1, 72-83, DOI: 10.1080/18626033.2019.1623551. 2019.  
17 Stadt Landau: Satzung der Stadt Landau in der Pfalz über die Erhebung von Parkgebühren. Landau: 2020. Weblink
18 Stadt Kopenhagen: Finden Sie den Preis Ihrer Aufenthaltslizens. Weblink
19 Brezina T., Schopf J.M.: Status quo of Austrian parking ordinances - implications, innovative solutions and needs for improvement. Wien: 2012. Weblink
20 Stadt Paris: SUV-Tarife, Prüfverfahren: Was sich am 1. Oktober beim Parken ändert. Paris: 2025. Weblink
21 Stadt Aachen: Bewohner*innenparken. Stand: 15.05.2025. Weblink
22 Kanton Basel-Stadt: Anwohnerparkkarte. Stand: 15.05.2025. Weblink

 

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