VCÖ-Jahresbericht 2023
VCÖ-Einsatz im Jahr 2023 – Verkehrswende voranbringen
Vor dem Hintergrund der Klimakrise ist es eine zentrale Herausforderung unserer heutigen Zeit, den Verkehr klimaneutral zu gestalten. Nichts geringeres als eine Transformation unseres Mobilitätssystems ist dafür notwendig – eine Transformation, die ökologisch sinnvoll und sozial gerecht ist. Das ist das große Anliegen des VCÖ.
Eine solche Transformation des Verkehrssystems ist möglich und erhöht die Lebensqualität der Menschen, schont die Ressourcen der Erde und schafft wirtschaftlich gesehen neue Chancen und Jobs. Dies hat der VCÖ im Jahr 2023 anhand mehrerer Schwerpunkte aufgezeigt.
Verkehrsberuhigung innerorts ermöglichen
Verkehrsberuhigung hat zahlreiche Vorteile: Mehr Lebensqualität durch weniger Lärm, erhöhte Verkehrssicherheit und damit weniger Unfälle, angenehmerer Aufenthalt im öffentlichen Raum. Um Verkehrsberuhigung innerorts zum Standard zu machen, muss es für Städte und Gemeinden leichter werden, Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit im Ortsgebiet umzusetzen.
Die Straßenverkehrsordnung schafft dafür den gesetzlichen Rahmen. Doch genau diese erschwert es Städten und Gemeinden, Tempo 30 dort durchzusetzen, wo es sinnvoll ist.
Deshalb hat der VCÖ im Jahr 2023 mit der Initiative „Städte und Gemeinden für Tempo 30“ eine gesetzliche Anpassung gefordert. Anfang Juli wurde die Resolution an Klimaschutzministerin Leonore Gewessler überreicht. Über 280 österreichische Städte und Gemeinden haben sich der Initiative inzwischen angeschlossen.
Ebenso wurde eine Umfrage durchgeführt, um Betroffenen eine Beteiligung an der Initiative zu ermöglichen und ihnen eine Stimme zu geben: Auf einer Österreichkarte konnten alle Interessierten jene Straßen eintragen, an denen verkehrsberuhigende Maßnahmen dringend erforderlich sind. Es sind über 6.000 Einträge geworden. Die Einträge haben wir an die zuständigen Stellen in Gemeinde- und Stadtverwaltungen weitergeleitet. Das – kombiniert mit konsequenter Medienarbeit – verlieh der VCÖ-Forderung zusätzlich Nachdruck.
Mit Factsheets und einer Ausgabe des VCÖ- Magazins lieferte der VCÖ kompakt und anschaulich Fakten und gelungene Beispiele zur Verkehrsberuhigung.
Die VCÖ-Initiative hat viel Eindruck hinterlassen: Es entstand eine breite öffentliche Diskussion zu Temporeduktionen auf Österreichs Straßen. Zahlreiche Fachleute aus der Verkehrswissenschaft forderten gemeinsam mit dem VCÖ weniger Tempo. Die Bundesregierung hat in Folge eine Novelle der Straßenverkehrsordnung vorgestellt, die es Gemeinden und Städten erleichtern soll, Tempo 30 im Ort umzusetzen.
Bessere Mobilität für die Regionen
Fast die Hälfte der Bevölkerung Österreichs lebt in peripheren Bezirken. Dort sind öffentlich zugängliche Mobilitätsangebote oft dünn gesät. So ist die Abhängigkeit vom Privat-Pkw nach wie vor groß.
Dass auch in dünner besiedelten Regionen ein qualitätsvolles öffentliches Mobilitätsangebot möglich ist, zeigen Beispiele sowohl in Österreich als auch international. Mehr Freiheit in der Wahl der Verkehrsmittel reduziert die Mobilitätskosten für die Bevölkerung. Die Regionen werden als Wohn- und Arbeitsort attraktiver.
Wie das gelingen kann, hat der VCÖ im Jahr 2023 in einer Publikation mit zahlreichen Daten, Fakten und Good Practice-Beispielen aus dem In- und Ausland aufgezeigt.
Eine Online-Veranstaltung mit Fachvorträgen sowie eine Online-Umfrage zum regionalen Busverkehr ergänzten die lösungsorientierte VCÖ-
Arbeit zu diesem Thema.
Betriebliches Mobilitätsmanagement zum Standard machen
Arbeits- und Dienstwege sind werktags der wichtigste Mobilitätszweck in Österreich. Sie werden überdurchschnittlich oft alleine im Auto zurückgelegt – deshalb verursachen Arbeits- und Dienstwege rund die Hälfte des werktäglichen Pkw-Verkehrsaufwands.
Betriebliches Mobilitätsmanagement ist ein praxiserprobtes, effektives Instrument, von dem alle Seiten profitieren. Und Arbeitgeber können auf mehreren Ebenen ihre Mitarbeitenden aktiv dabei unterstützen, ihre Arbeits- und Dienstwege umweltverträglicher zurückzulegen.
In einer vom VCÖ organisierten Online-Fachveranstaltung wurden mehrere erfolgreiche Beispiele von betrieblichem Mobilitätsmanagement vorgestellt. Ein VCÖ-Factsheet, das sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch publiziert wurde, sowie ein Schwerpunkt im VCÖ-Magazin zeigten die vielfältigen Möglichkeiten auf, schon jetzt effiziente und wirksame Maßnahmen im Mobilitätsmanagement zu ergreifen.
Weitere Schwerpunkte im VCÖ-Jahr 2023
Der VCÖ hat sich außerdem intensiv mit der Frage beschäftigt, wie die Abhängigkeit des Verkehrsbereichs von Erdöl sowie der hohe Energieverbrauch rasch und effizient verringert werden können. Das Prinzip „Vermeiden – Verlagern – Verbessern“ hat enormes Potenzial, im Verkehrssektor Energie zu sparen und Ressourcen zu schonen. Eine Fachpublikation, eine Ausgabe des VCÖ-Magazins sowie eine Fachveranstaltung widmeten sich ganz diesem Thema.
Weitere wichtige Aspekte der VCÖ-Arbeit waren auch der Transitverkehr sowie der jährliche VCÖ-Bahntest, an dem über 9.000 Fahrgäste in Zügen von zehn Bahnunternehmen teilnahmen.
Der jährlich verliehene VCÖ-Mobilitätspreis, der im Jahr 2023 unter dem Motto „Zukunft jetzt gestalten!“ stand, verzeichnete mit über 400 Einreichungen einen Rekord. Die vielen nachhaltigen Mobilitätslösungen, Projekte und Konzepte zeigen den großartigen Einsatz vieler Menschen, machen Mut und motivieren zum Nachahmen.
Bei der Gründung vor 35 Jahren wurde der VCÖ von vielen belächelt. Doch die Themen, die er schon damals aufgegriffen hat, sind heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die fachliche Kompetenz und die Funktion des VCÖ als Netzwerkknoten verschiedenster Akteurinnen und Akteure der Verkehrswende wird stärker nachgefragt denn je von Medien, Fachleuten und Verantwortlichen in Politik, Verwaltung und Unternehmen.
Der VCÖ strebt eine Finanzierung seines Einsatzes aus verschiedenen Quellen an. Den größten Anteil tragen dabei Privatpersonen durch Spenden und den Kauf von VCÖ-Serviceleistungen wie Versicherungen oder Medienpaketen. Mit ihren Spenden unterstützen Menschen, denen ökologisch verträgliche Mobilität ein Anliegen ist, die Arbeit des VCÖ.
Zum Teil finanziert sich der VCÖ durch Projektkooperationen, Sponsoringbeiträge und Inserate von Unternehmen. Der VCÖ erhält zudem Projektfinanzierungen durch die Öffentliche Hand.
Doch die Unterstützung durch Privatpersonen ist zentral für die politische und thematische Unabhängigkeit und den langfristigen, konsequenten Einsatz des VCÖ.
Danke an alle, die unseren Einsatz im Jahr 2023 mit ihrer Spende gestärkt haben!
„Weichen stellen für die Verkehrswende – gesund und energieeffizient“ lautet das Motto, unter das der VCÖ seinen Einsatz im Jahr 2024 stellt.
Grenzüberschreitender Bahnverkehr
Sowohl im Personenverkehr als auch im Güterverkehr gibt es Handlungsbedarf, um das Bahnsystem EU-weit zu harmonisieren und damit effizienter und attraktiver zu machen. Welche Barrieren es derzeit gibt und welche Maßnahmen notwendig sind, wird der VCÖ im Jahr 2024 aufzeigen.
Entsiegelung und weniger Bodenverbrauch
Flächenverbrauch und Versiegelung verstärken die Folgen der globalen Klimakrise. Überschwemmungen, Hitzestaus und Biodiversitätsverlust sind auch in Österreich ein wachsendes Problem. Der Verkehr ist dabei ein sehr relevanter Faktor. Wie ein Umdenken bei unserer Verkehrsinfrastruktur zur Problemlösung beitragen kann, wird der VCÖ im Jahr 2024 zeigen.
Verkehrsberuhigung
Der VCÖ wird sich weiterhin für mehr Verkehrsberuhigung in Ortskernen und Wohngebieten einsetzen und die Vorteile für die Gesundheit der Menschen vor Ort herausarbeiten. Wichtig ist auch Interessierte einzubinden und zu beteiligen, weshalb der VCÖ erneut eine Umfrage plant.
Was der VCÖ leistet
Der konstruktive Austausch mit Fachleuten und Verantwortlichen aus Unternehmen, Politik und Verwaltung ist ein wesentlicher Aspekt des VCÖ-Einsatzes. Die Arbeitsschwerpunkte des VCÖ werden von intensiver Medienarbeit begleitet.
In Online-Umfragen sowie dem jährlichen VCÖ- Bahntest bitten wir Interessierte und Betroffene um ihre Meinung. Und beim VCÖ-Mobilitätspreis holen wir gelungene Projekte und Ideen für ein zukunftstaugliches Verkehrssystem vor den Vorhang. In VCÖ-Factsheets, Magazinen und Grafiken bereiten wir die Fakten übersichtlich auf und stellen sie allen Interessierten zur Verfügung.
Ulla Rasmussen, VCÖ-Geschäftsführung:
„Ein Verkehrssystem, das uns nicht krank macht, sondern unsere Gesundheit stärkt, das kindgerechter und umweltverträglicher ist. Dafür setzt sich der VCÖ seit 35 Jahren ein. Ihre Spende macht die VCÖ-Arbeit möglich. Vielen Dank“
Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Registrierungsnummer: NT2247
Spenden-Konto: Erste Bank, IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200, BIC: GIBAATWWXXX
Verantwortlich für Spendenwerbung: Florian Leppla
Verantwortlich für Spendenverwendung: Heidrun Kuzma
Verantwortlich für Datenschutz: Christoph Hörhan