Abwärme heizt U-Bahnstationen
Groß ist das Potenzial des ohnehin bereits umweltfreundlichen Öffentlichen Verkehrs in Sachen CO2-Reduktion. Eine volle Elektrifizierung der Flotte mit erneuerbaren Energien könnte etwa den ökologischen Fußabdruck der Wiener Linien bis zum Jahr 2030 halbieren.
>> von Susanne Wolf
Busflotten nach ökologischen Gesichtspunkten erneuern
Der Energieverbrauch pro Personenkilometer ist für den Öffentlichen Verkehr rund 20-mal geringer als beim Autoverkehr. Und während der Pkw-Verkehr zu mehr als 90 Prozent vom klimaschädlichen Erdöl abhängig ist, ist der Anteil erneuerbarer Energie beim Öffentlichen Verkehr hoch. Dennoch gibt es im Öffentlichen Verkehr noch zahlreiche Möglichkeiten für eine nachhaltigere Nutzung: Energieeffizienz, Ressourcenschonung sowie die Senkung der Treibhausgas-Emissionen sind ausschlaggebend. Die Wiener Linien setzen diese Faktoren in vielen Bereichen bereits um: „Mehr als 80 Prozent der zurückgelegten Kilometer sind elektrisch“, sagt Markus Ossberger, Leiter der Stabstelle Infrastruktur bei den Wiener Linien. „60 Prozent davon kommen aus erneuerbarer Energie.“ Bereits bei vielen Schienenfahrzeugen fließt die Energie, die beim Bremsen frei wird, bereits zurück ins Netz. Damit können andere Fahrzeuge in der Umgebung diese Energie beim Anfahren nutzen. Einige U-Bahn-Stationen und Betriebsgebäude sind mit Erdwärmepumpen ausgestattet, bei neuen Stationen wird die Abwärme von Computern in technischen Räumen genutzt. Seit dem Jahr 2013 wird die Busflotte nach ökologischen Gesichtspunkten erneuert, ausschlaggebend sind Energieeffizienz und niedrigste Emissionswerte. „Eine volle Elektrifizierung unserer Flotte mit erneuerbaren Energien könnte unseren ökologischen Fußabdruck bis zum Jahr 2030 halbieren“, macht Ossberger aufmerksam.
Mehr erneuerbare Energien
Stichwort Energieeffizienz: Das österreichische Bundes-Energieeffizienz-gesetz (EEffG) soll bis zum Jahr 2020 die Wirksamkeit der Energienutzung in Österreich um 20 Prozent steigern. Dadurch soll die Versorgungssicherheit verbessert, der Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix erhöht und eine Reduktion von Treibhausgas-Emissionen erreicht werden. Auch die ÖBB setzen auf den Ausbau der elektrifizierten Bahnstrecken, derzeit beträgt ihr Anteil 72,5 Prozent. „Der Strom wird zu etwa 92 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern gedeckt“, sagt Laura Fariello, Konzernbeauftragte CSR und Nachhaltige Mobilität der Holding AG. Im Zuge des Projekts „Aus Sonnenkraft wird Zugkraft“ wurde in Wilfleinsdorf/Niederösterreich entlang der Ostbahn die weltweit erste Photovoltaikanlage für 16,7 Hertz Bahnstrom errichtet, die den Solarstrom direkt in die Bahn-Oberleitung einspeist. „Weitere Photovoltaik-Anlagen sind in Planung“, so Fariello.
Rohstoffe wiederverwenden
Wichtige Maßnahmen zur Ressourcenschonung sind Recycling und -Urban Mining. Das Konzept des -Urban -Mining beruht auf der Idee der Stadt als Bergwerk und als Rohstoffquelle. Es geht darum, die schon bearbeiteten Rohstoffe, die in Gebäuden, Geräten und Fahrzeugen verwendet werden, weiter zu nutzen. „Die -Wiener Linien haben Urban Mining in Form eines mehrjährigen Forschungsprogramms mit der Technischen Universität Wien und der Ressourcenmanagementagentur erforscht“, sagt Markus Ossberger von den Wiener Linien. „Darauf aufbauend werden Überlegungen angestellt, wie Ressourcen wie Kupferkabel wirtschaftlich nutzbar gemacht werden können.“ Auch bei den ÖBB ist Urban Mining ein Thema: „Logistikhallen oder Brücken wurden derart demontiert, dass ein großer Teil der Metalle entweder direkt wieder verwendet oder dem Recycling zugeführt werden konnte“, so Fariello. Die Wiener Linien bringen es auf ihrer Internetseite auf den Punkt: „Eine klima-freundliche Mobilität ist der Schlüssel für eine lebenswerte Zukunft in der Stadt.“
>>Zur Autorin:
Susanne Wolf ist freie Journalistin und Autorin mit Schwerpunkt Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit. susanne-wolf.com