Aus der Praxis - Heidi Keller

Reisen bedeutet, sich auf Fremdes einzulassen

Heidi Keller: Psychologin, Prof. i.R. im Fachbereich Humanwissenschaften an der Universität Osnabrück und Direktorin von Nevet, Hebräische Universität Jerusalem.

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“ soll Johann Wolfgang von Goethe gesagt haben. Und warum das so ist, ist bei Immanuel Kant zu erfahren: „Das Reisen bildet sehr. Es entwöhnt von allen Vorurteilen des Volkes, des Glaubens, der Familie, der Erziehung. Es gibt den humanen duldsamen Sinn, den allgemeinen Charakter.“ Das kann das Reisen für den Menschen tun, aber tut es das auch wirklich? Reisen in dieser Form bedeutet sich auf Anderes, Fremdes einzulassen und es grundsätzlich wertschätzend wahrzunehmen. Das bedeutet vor allem auch, andere Menschen kennenzulernen, ihren Alltag zu verstehen, ihre Beziehung zur Landschaft zu erforschen. Reisen in diesem Sinn muss nicht unbedingt in die Ferne schweifen, Menschen mit anderen Geschichten sind die wichtigen Partner und die können auch ganz in der Nähe wohnen. Reisen in klimatisierten Bussen durch Slumviertel anderer Länder erfüllen diese Funktion definitiv nicht. Auszeiten vom Alltag, zur Erholung, zur Unterhaltung sicher auch nicht, wenn sie auch sehr angenehm sein können. In jedem Fall sollten immer Konsequenzen bedacht werden, etwa der ökologische Fußabdruck einer Reise. Die Sehnsucht nach der Ferne ist jedoch ein ständiger Begleiter vieler Menschen.

Zurück zur Übersicht

Aus der Praxis - Andrea Möller

Öffentlicher Nahverkehr profitiert vom Tourismus.

Mehr dazu

Nachhaltige Mobilität als Wirtschaftsfaktor

Nachhaltige Mobilität als Wirtschaftsfaktor

Mehr dazu