Aus der Praxis: Kurt Weinberger

„Ändert sich nichts, gibt es in Österreich in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr.“

VCÖ-Magazin: Warum warnen Sie immer wieder vor Klimawandel und Bodenverbrauch?

Kurt Weinberger: Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre werden täglich 20 Hektar Äcker und Wiesen, umgerechnet 30 Fußballfelder, aus der Produktion genommen – das sind pro Jahr 0,5 Prozent der Agrarfläche. Schreitet das so fort, gibt es in Österreich in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr. Das gefährdet die Lebensmittelversorgung Österreichs, 500.000 Arbeitsplätze in der agrarischen Wertschöpfungskette, die Biodiversität und Österreich als attraktives Tourismusland. Und wir riskieren weitere Wetterextreme, wie Überschwemmungen und Dürre.

Stimmt es, dass der Verkehr ein Hauptverursacher des Bodenverbrauchs ist?

Wir haben hierzulande eine Supermarktfläche von 1,67 Quadratmeter pro Kopf. Der Durchschnitt liegt in Europa bei 1 Quadratmeter pro Kopf. Wir haben mit 15 Meter pro Kopf – in Deutschland sind es 8 Meter – eines der dichtesten Straßennetze sowie leerstehende Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien von mehr als 40.000 Hektar. Das entspricht der Fläche der Stadt Wien. Viel Naturraum wurde in Österreich durch mangelnde Raumordnung bereits unwiederbringlich zerstört.

Wie kann der rasante Bodenverbrauch eingedämmt werden?

Es muss ein Bündel an Maßnahmen umgesetzt werden. So etwa der im Regierungsübereinkommen enthaltene Masterplan für den ländlichen Raum mit Beschränkung des Bodenverbrauchs auf 2,5 Hektar pro Tag. Monetäre Anreizsysteme, um leerstehende Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien zu revitalisieren. Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, der weniger Fläche braucht. Erhalten wir gemeinsam den Rest unseres einzigartigen Naturraumes – unsere Kinder und Kindeskinder werden es uns danken!

Kurt Weinberger
Vorstandsvorsitzender,
Österreichische Hagelversicherung

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