Autofreie Mobilität nützt Gästen und Einheimischen

Der Bahnhof als Mobilitätsdrehscheibe: Die Mobilitätszentrale im Bahnhof Bischofshofen berät zu Möglichkeiten, autofrei anzureisen und vor Ort mobil zu sein.

Mehrere Tourismusregionen in Österreich setzen Anreize für eine autofreie Mobilität, was auch Einheimischen zugutekommt. Dazu gehören Anreise per Bahn, nachhaltige Lösungen vor Ort sowie Mobilitätszentralen und Mobilitätscoaches, die bei der Umsetzung beraten.

Von Susanne Wolf

Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Mallnitz - drei Urlaubsorte, die für sanften Tourismus stehen. Sie sind Teil der Alpine Pearls, 19 Destinationen in den Alpen, in denen Nachhaltigkeit und Klimaschutz groß geschrieben werden. Die Urlaubsorte garantieren die Erreichbarkeit aller wichtigen Ziele in der Region ohne eigenes Auto. Das beginnt mit der Anreise mit Bus oder Bahn und umfasst umweltverträgliche Mobilität vor Ort, wie etwa dem Transfer vom Bahnhof zum Hotel, Ortsbus, Wandershuttle, Car- und Bikesharing-Angebote bis zu verkehrsberuhigten Zonen im Ort.
Mallnitz etwa, inmitten des Nationalparks Hohe Tauern gelegen, ist gut mit der Bahn erreichbar: Der Bahnhof Mallnitz-Obervellach verfügt über internationale Schnellzugverbindungen von Norden (über Salzburg) und Süden (über Villach) und ist im Zwei-Stunden-Takt per Bahn erreichbar. Vom Bahnhof bringt ein Shuttle-Bus ankommende Gäste zu ihren Unterkünften. In der Sommersaison bringt der Wanderbus Gäste zu beliebten Ausflugszielen, dazu kommt das WanderRUFtaxi, das Wanderwillige dreimal die Woche in das Dösental bringt. Im Winter fährt der Skibus die Skigebiete Ankogel und Mölltaler Gletscher an.
In allen Alpine Pearls sind relevante Ziele wie Restaurants, Museen oder Wanderungen mit Shuttlebussen oder Taxiservices sowie Skibussen im Winter erreichbar. Dazu kommt der Verleih von Fahrrädern, E-Bikes, Mountainbikes oder Segways. Die Angebote zielen auch auf die einheimische Bevölkerung ab.

Ein Coach für nachhaltigen Tourismus

Im Salzburger Pongau bietet Mobilito, die Mobilitätszentrale Pongau am Bahnhof Bischofshofen, Angebote für einen Urlaub ohne Auto. Eine wichtige Funktion übt dabei der
Mobilitätscoach aus, der Tourismusbetriebe bei der Erstellung von autofreien Angeboten unterstützt. Der Schwerpunkt liegt auf den Bereichen An- und Abreise von Gästen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Mobilität vor Ort und Aufbereitung von Informationen für Gäste. „Wichtig ist uns, die Gäste über die Möglichkeit der autofreien Anreise gut zu informieren“, sagt Stefan Maurer von Mobilito. „Sie entscheiden letztlich selbst, ob sie das Angebot annehmen oder nicht.“
Einer der aktivsten Betriebe ist der Kulturverein Schloss Goldegg, der es sich zum Ziel gesetzt hat, bei seinen Seminaren und Veranstaltungen zur autofreien An- und Abreise anzuregen. Gäste erhalten innerhalb Österreichs ein um rund 60 Prozent ermäßigtes Bahnticket, vom Bahnhof Schwarzach-St. Veit bringt ein Bus Teilnehmende kostenfrei zum Schloss – die Fahrtkosten übernimmt der Kulturverein Schloss Goldegg. „Hier stellen wir mit Bahnreise-Factsheets eine einfache Kommunikation der Möglichkeiten sicher“, ergänzt Maurer. „An- und Abreise, letzte Meile und die Mobilität vor Ort, dazu autofreie Dienstleistungen in der Region.“
Die Entwicklung des Mobilitätscoaches war ein über das Leader-Förderprogramm mit EU-Geldern unterstütztes Projekt. „Dieses ist im Juni 2022 – zumindest fördertechnisch – ausgelaufen, wird aber dennoch weitergeführt“, so Maurer.

Multimodale Haltestellen

Im Land Salzburg wird der Urlaub ohne Auto großgeschrieben. Im Zuge des Klimabündnis-Projekts Ultimob sollen in der Region verstärkt nachhaltige Mobilitätslösungen entwickelt werden, die auch der lokalen Bevölkerung zugutekommen. Gerade im alpinen Bereich sind die Straßen aufgrund der starken Pkw-Nutzung von Gästen und Einheimischen zunehmend überlastet. „Mithilfe des Touristic Mobility Data Lab wird derzeit im Pinzgau untersucht, wie Gäste unterwegs sind“, erklärt Bernhard Kalteis, beim Klimabündnis zuständig für Mobilität und Mobilitätsmanagement. Ein multimodaler Aktionsplan wurde erstellt, der definiert, was es für Reisende an Bahnhöfen und Haltestellen braucht. An Knotenpunkten sollen unterschiedliche Verkehrsmittel optimal miteinander verknüpft werden. Zudem geht es darum, Zugänge zu den Haltestellen, die Haltestellenausstattung, die Verfügbarkeit der Park-and-Ride und Bike-and-Ride-Stellplätze sowie die Kundeninformation zu verbessern. „Am Busbahnhof Saalfelden etwa gibt es ein Leihradsystem, Lade-
stellen für E-Autos und Radabstellplätze“, so Kalteis.
Die von Ultimob entwickelten Mobilitätslösungen unterstützen auch Einheimische, Beschäftigte und Pendelnde dabei, in Alltag und Freizeit nachhaltig mobil zu sein.

Zurück zur Übersicht

Mehr Mobilitätsstationen für Stadt und Land

Mobilitätsstationen werten Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs durch zusätzliche Sharing-Angebote auf. Ursprünglich gab es sie nur in Städten. Mittlerweile sind sie auch in Regionen erfolgreich, reduzieren die Auto-Abhängigkeit und erhöhen die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl.

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash

Die Verkehrswende EU-weit rascher voranbringen

Die Mobilitätswende ist nur durch internationale Zusammenarbeit möglich. Die EU hat große Hebel, um eine rasche Ökologisierung des Verkehrssystems zu erreichen. Eine Chance, die genutzt werden muss.

Mehr dazu