Betriebliches Mobilitätsmanagement als Angebot

Junger Mann auf einem Fahrrad fahrend vor dem Firmengebäude von Püspök

Nachhaltiges betriebliches Mobilitätsmanagement wird für Arbeitnehmende immer wichtiger. Vorreiter wie das burgenländische Familienunternehmen Püspök setzen es deshalb gezielt ein, um passende Fachkräfte für sich zu gewinnen.

Von Doris Neubauer

Klimaverträgliche Mobilität ist uns sehr wichtig, daher übernehmen wir 100 Prozent der Kosten für das Klimaticket Österreich für alle im Unternehmen”, macht Püspök Erneuerbare Energie GmbH, einer der größten privaten Windkraftbetreiber Österreichs, aus einem seiner „beliebtesten Benefits” kein Geheimnis. „Für uns ist es eine Möglichkeit, uns zu differenzieren“, erklärt Geschäftsführer Lukas Püspök. „Es ist spürbar, dass nachhaltiges betriebliches Mobilitätsmanagement als Entscheidungsgrundlage deutlich wichtiger wird“, fügt er an und ortet bei vielen Unternehmen diesbezüglich „massiven Aufholbedarf“. Noch immer entstünden Bürogebäude, die nicht an den Öffentlichen Verkehr angeschlossen sind. „Es reicht auch nicht, wenn sie einen Kilometer vom Bahnhof oder Verkehrsknotenpunkt entfernt liegen. Man muss richtig nah dran sein“, betont er, „die Standortwahl muss vom Öffentlichen Verkehr abhängen.“

Aus dem Zug direkt ins Büro

Richtig nah dran, nämlich direkt am größten Pendelbahnhof des Burgenlands in Parndorf, befindet sich das Bürogebäude des Familienunternehmens. „Als wir im Jahr 2013 einen neuen Standort gesucht haben, war der gute Anschluss an den Öffentlichen Verkehr ein Hauptfaktor“, versteht Püspök den Umstieg auf alternative Mobilitätsangebote als Teil der Energiewende. „Zudem wollten wir bewusst im Burgenland bleiben, um für lokale Arbeitskräfte attraktiv zu sein und gleichzeitig einen guten Anschluss an Wien haben.“ Das unternehmerische Kalkül ging auf. Mittlerweile kommt die Hälfte des 50-köpfigen Teams aus der Bundeshauptstadt, wo das Energieunternehmen vor kurzem ein eigenes Büro eröffnete. Da es „direkt an den Schienen am Hauptbahnhof“ liegt, gibt es keine Pkw-Parkplätze. „Alle lieben es: Du steigst aus dem Zug aus, bist sofort im Büro“, freut sich Püspök über die Rückmeldungen. Ein Kollege, der an der Grenze zwischen Nieder- und Oberösterreich wohnt, hätte sich letztlich aufgrund der Lage direkt an der Westbahnstrecke für seinen neuen Arbeitgeber entschieden.

Direkt an der Schiene liegt die Universität Klagenfurt zwar nicht. Immerhin ist es aber im Jahr 2014 „nach jahrzehntelangen Verhandlungen geglückt, eine Bushaltestelle in Fußentfernung der Universität zu errichten“, beschreibt Martin Hitz, Senatsvorsitzender, Informatiker und Mobilitätsberater der Universität die Anbindung als gut. „Ein echter Erfolg, den man der Kooperation mit der Stadt zuschreiben muss. Ebenso wie die letztes Jahr erfolgte Optimierung der Buslinien.“ Mit dem Leihradanbieter „Nextbike“ wurde außerdem eine Verleihstation bei der Universität eingerichtet, um so die erste beziehungsweise letzte Meile zu und von der Haltestelle attraktiver zu machen: „Es ist eine der bestgenutzten Stationen“, zitiert Hitz Nextbike.

Paket vieler Kleinigkeiten

Die Leihrad-Station ist nur ein Element des Mobilitätspakets, das er in seiner Zeit als Vizerektor eingeführt hat. Weitere sind das Verlagern von Dienstreisen auf öffentliche Verkehrsmittel, Mobilitätsgutscheine für die Klagenfurter Stadtwerke oder das Anbieten von (E-)Fahrrädern und E-Scooter zum Pendeln zwischen dem Haupthaus und den Fakultäten. Auch die Anrechnung der für die Universität produktiv verbrachten Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln als „mobile Telearbeit“ für die sein Team im Jahr 2020 den VCÖ-Mobilitätspreis erhielt, macht den Umstieg auf Bahn und Bus schmackhaft. „Ich bin überzeugt, dass wir die Nutzung von privaten Pkw reduziert haben“, ist der Wissenschaftler optimistisch, dass sich die „vielen Kleinigkeiten ausgezahlt haben.“

Zurück zu Püspök, dem Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreis Burgenland 2022. Der Fuhrpark ist vollständig auf E-Autos umgestellt und wird über sechs E-Tankstellen sowie zwei Wall-Boxes von der firmeneigenen Photovoltaikanlage betrieben, doch auch die Auslastung müsse gesteuert werden. „Bei der Verkehrswende geht es viel um den Umstieg auf elektrifizierte und öffentliche Angebote. Es geht aber auch um die effiziente Nutzung dieser Angebote“, betont Lukas Püspök, „und nur wenn beides da ist, funktioniert es.“

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