Blick zurück aus der Zukunft - Nicht für die Ewigkeit

von Willi Nowak, VCÖ-Geschäftsführung

Bernd, sein über 80-jähriger Vater und sein Neffe Lion blicken auf die regsame Baustelle unter ihnen. Ein ehrfurchtsvolles „Bagger ganz stark!“ entfährt dem kleinen Lion, als die tonnenschwere Betonplatte unter der Wucht der Abriss-Birne zerbröselt. Vor Jahrzehnten war dieses Stück Stadtautobahn dem Verkehr übergeben worden. Jetzt, Mitte der 2030er-Jahre wird es einer schattenspendenden Uferpromenade zum Flanieren, Radfahren und Verweilen weichen. Bernd erinnert sich, dass Anfang der 2020er-Jahre die ersten Städte begonnen hatten, alte Auto-Infrastrukturen zu beseitigen. Das Umdenken ist also schon länger im Gange. Bernds Vater sagt nicht ohne Wehmut: „Vor 60 Jahren habe ich beim Bau dieser Autobahn mein erstes Geld verdient, du hast dann gegen den Verkehr auf dieser Autobahn demonstriert und mein Enkel sieht jetzt zu, wie dieses Symbol vergangener Verkehrspolitik zu Recyclingschutt wird.“ Für Bernd drücken gebaute Infrastrukturen gesellschaftliche Werte aus und prägen durch ihre Präsenz ganz stark das Verhalten von Menschen. Sein Blick schweift in die Ferne. Nur wenige Kilometer entfernt, sieht er den Turm des ehemaligen Regionalflughafens, geschlossen Mitte der 2020er-Jahre wegen mangelnden Bedarfs. Ein riesiges Naherholungsgebiet mit einzigartiger Fauna und Flora ist inzwischen dort entstanden. Dank der guten Erschließung per S-Bahn hatten sich nun auch zahlreiche Unternehmen angesiedelt. Bernds Vater folgt den Blicken seines Sohnes und meint lachend: „Es muss nicht immer die Abriss-Birne her, wenn wir dazu lernen!“

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VCÖ-Factsheet: Parkraumbewirtschaftung für Mobilitätswende nutzen

Anfang der 1990er-Jahre wurden in Wien flächendeckende Gebühren für das Abstellen von Pkw im öffentlichen Raum eingeführt. Ab dem Jahr 2022 wird die Parkraumbewirtschaftung auf alle Wiener Bezirke ausgeweitet. Internationale Beispiele zeigen, dass weiteres Potenzial besteht.

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Foto: VCÖ

Mobilitätsinfrastruktur neu denken und neu nutzen

Den unerwünschten Auswirkungen des Autoverkehrs ist durch Einzelmaßnahmen nicht beizukommen. Es braucht Paradigmenwechsel, wie generelles Tempo 30 innerorts. Oder integrale Ansätze in der Stadtplanung, in der Raumplanung, bei der Mobilität – wie es nicht nur in Amsterdam der Fall ist.

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