Das Fahrrad gewinnt in Europa an Bedeutung

Das Fahrrad gewinnt in Europa an Bedeutung 

>> von Ulla Rasmussen, VCÖ-Verkehrspolitik 

In der Verkehrspolitik der Europäischen Kommission wurde Radfahren lange nicht einmal ignoriert. Es galt als lokale Fortbewegungsform ohne Relevanz für die europäischen Ziele zu Mobilität, Ökonomie, Gesundheit, Energie oder Umwelt. Gelder etwa aus dem Struktur- und Kohäsionsfonds wurden für Autobahnen und dann für Schieneninfrastruktur ausgegeben. Doch die Zeiten ändern sich.

Zwar fließt noch immer das meiste Infrastruktur-Geld in große, für den Klimaschutz kontraproduktive Prestigeprojekte, aber nicht nur. Auch Fahrradinfrastrukturen zwischen EU-Staaten oder in ökonomisch benachteiligten Regionen profitieren nun von EU-Geld. Diese verbesserten Bedingungen für das Radfahren hat die EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc in Slowenien selbst genossen und ist als passionierte Radfahrerin in Brüssel unterwegs. Und siehe da: Es gibt jetzt einen Radverkehrsbeauftragten in der Kommission, Piotr Rapacz aus Polen. Auch er radelt selbstverständlich ins Büro. Für ihn ist das Klimaabkommen von Paris ein Arbeitsauftrag. Er setzt sich dafür ein, das Thema Radfahren in der Verkehrspolitik umfassend zu thematisieren. Da hat er einiges zu tun, denn in vielen Bereichen gehören verbesserte Bedingungen für das Radfahren zu den Lösungen. Allen voran für die städtische Mobilität und für die Verbesserung der Luftqualität. Natürlich gilt hier das Subsidiaritätsprinzip, der Vorrang der Einzelstaaten, weshalb die Kommission keine Radwege vorschreiben wird. Aber bei fortgesetzten Übertretungen der Luft-Grenzwerte, wie beispielsweise in Linz, muss schon erklärt werden, warum ein Maßnahmenpaket keine bedeutenden Verbesserungen für das Radfahren enthält.

Das Fahrrad auf europäischer Ebene ernstzunehmen und auch als gleichberechtigtes Verkehrsmittel mitzudenken, kann beispielsweise das Lkw- und Autodesign hin zu mehr Verkehrssicherheit und die Verteilung der Infrastruktur-Fördermittel beeinflussen. Es kann verpflichtend werden, dass es genügend Radabstellplätze und gute Radwege zu Freizeit-Einrichtungen gibt, wenn diese von europäischem Geld profitieren. Es kann darauf geachtet werden, dass in den Luftqualitätsplänen der sogenannten Sanierungszonen umfassende Verbesserungen für das Radfahren vorgesehen werden. Dann kann das Fahrrad auch sein Potenzial als Beitrag zu einem dekarbonisierten Verkehrssys-tem entfalten. 

>> Ihre Meinung dazu an: ulla.rasmussen@vcoe.at

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