Der Bahnhof ist das Ziel

Wie komm ich hin, wie komm ich weg? Bus, Bahn und Carsharing sind attraktiv, wenn sie einfach zu erreichen sind und die Wegekette von Tür zu Tür gesichert ist. Das ermöglicht oft auch en Verzicht auf das Zweitauto.

>> Von Ursula Jungmeier-Scholz

Vom Frühling bis Herbst per Rad zum Zug, mit der Bahn nach Graz und dem dort geparkten Rad in die Arbeit. Im Winter zu Fuß zum Bus, mit dem Bus zum Zug und vom Bahnhof wieder zu Fuß in den Job. Die Weststeirerin Johanna Kozissnik ist intermodal mobil – aus Überzeugung. „Als Mangel würde ich es empfinden, mich nicht auf diese Art fortbewegen zu können.

“Mit ihrer umweltfreundlichen Kombination von Verkehrsmitteln ist Kozissnik nicht allein. Da die Mehrheit der Bahnreisenden zu Fuß, per Rad oder mit dem Bus zum Bahnhof kommen, dienen Investitionen in Anschlussbusse, in sichere und gut beleuchtete Gehwege sowie in die Radinfrastruktur daher einer satten Mehrheit der Bahnnutzenden.

In sicheren Wänden

Nicht nur gut ausgebaute Geh- und Radwege zu den Verkehrsknoten wissen die Fahrgäste zu schätzen, sondern auch intelligent gestaltete Busstationen und Bahnhöfe: barrierefrei zugänglich, mit hellen und warmen Warteräumen und qualitativ hochwertigen Radabstellanlagen.

Vorbildliche Radparkplätze finden sich beispielsweise in Salzburg. Dort können um 80 Euro pro Jahr Rad-boxen angemietet werden, die das Rad rundum schützen. Aufgestellt wurden die bisher knapp 400 Boxen auf Bahnhöfen in der Stadt und entlang der Lokalbahn. „Im Rahmen der Förderungen der Intermodalen Schnittstellen im Radverkehr werden zurzeit an Haltestellen in Stadt und Land weitere 200 Radboxen installiert“, erzählt Salzburgs Radkoordinator Peter Weiss.

Besondere Ansprüche gilt es für Elektro-Fahrräder zu berücksichtigen. Die teuren Räder sollen in sicheren Wänden abgestellt werden können. Das berücksichtigen die Graz-Köflacher Bahn und Energie Steiermark. Mit der Einführung ihrer „Grünen Jahreskarte“, einer Kombination von Jahreskarte für den Öffentlichen Verkehr und Leih-E-Bike, wurden an fünf ausgewählten Bahnhöfen rundum geschützte Radabstellplätze errichtet.

Eine Möglichkeit, Fahrräder nicht zu lange unbeaufsichtigt zu lassen, besteht darin, sie im Zug mitzunehmen. So handhabt es Josef Burtscher, der seit 20 Jahren von seinem Heimatort Hard zur S-Bahn radelt, mit dem Rad im Zug nach Dornbirn fährt und das letzte Stück ins Büro wieder radelt. Ungeachtet des Wetters. „Die Regenpelerine habe ich immer bei mir.“ Zu Stoßzeiten erreicht er den Arbeitsplatz schneller als er es mit dem Auto schaffen würde. Untertags nutzt er Rad und Zug auch für auswärtige Termine. Sein Verkehrsmittel der ersten und letzten Meile ersetzt somit auch ein Dienstauto.

Grenzenlose Kombinationsmöglichkeiten

Die Kreativität, Verkehrsmittel mit Bus und Bahn zu kombinieren, kennt keine Grenzen: Beate Burtscher aus Vorarlberg rodelt bei verschneiter Zufahrtsstraße einfach ins Tal – direkt zum geteilten E-Auto. Im Sommer kombiniert sie E-Bike und Sharing-Auto. Somit benötigt ihre Familie trotz des ländlichen Wohnortes nur ein Auto.

Florian Wolf-Ott wiederum rollt in Wien gemütlich mit dem Scooter bergab zur U-Bahn und von der Zielstation zum Arbeitsplatz. „Der Scooter kommt direkt mit ins Büro. Wenn ich tagsüber in der Nähe ein Meeting habe, verwende ich ihn auch.“

Wer allerdings als erste Meile eine Steigung zu überwinden hat, kann weder Rodel noch Scooter brauchen. Daher steigt Neil Bird in der Früh ins Auto. Nach zwei Kilometern stellt er den Wagen am Park&Ride-Platz ab und pendelt die restlichen 30 Kilometer mit dem Bus nach Graz. Was veranlasst jemanden, der bereits im Auto sitzt, noch umzusteigen? „Das ist nur eine Frage der Einstellung. Ich bin in Montréal aufgewachsen und von klein auf ans Busfahren gewöhnt.“

Bei den meisten intermodal mobilen Menschen sind die erste und letzte Meile noch fest in privater Hand. Aber auch hier könnte sich in Zukunft das Prinzip des Teilens etablieren: Leihradstationen an den Bahnhöfen oder via App organisierte Fahrgemeinschaften. Eine Option für jene, die Verkehrsmittel kombinieren? „Ein Leihradsystem wie in Nizza mit Ausleihstationen alle paar hundert Meter wäre durchaus interessant“, erklärt Johanna Kozissnik.

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