Durchbruch bei elektrisch betriebenen Lkw

Kreislaufwirtschaft in der E-Mobilität ist möglich

Elektrischer Lkw im Einsatz

Mit E von A nach B: Die Suche nach einem energieeffizienteren Gütertransport auch auf der Straße nimmt in Österreich an Fahrt auf. Denn um die Klimaneutralität 2050 zu erreichen, macht die EU auch im Schwerverkehr Druck.

von Doris Neubauer

Seit Februar 2023 ist es zur Freude der Anrainerinnen und Anrainer um das Werksgelände eines oberösterreichischen Industriebetriebs verdächtig ruhig: Statt eines Diesel-Lkw setzt dort das Transport- und Logistikunternehmen Hofmann & Neffe den ersten schweren E-Lkw Österreichs ein. Die Volvo FM Electric Sattelzugmaschine verteilt Produktionsteile zwischen den Hallen und außerhalb des Werks. Geladen werden die sechs Batterien mit einer Gesamtkapazität von 540 Kilowattstunden beim Schichtwechsel und in den Ladepausen. „Das reicht für diese kurzen Strecken“, betont Geschäftsführerin Elisabeth Andrieux. Ein zweiter E-Lkw ist bereits gekauft und soll ebenfalls im Werkverkehr eingesetzt werden. Zudem gebe es Potenzial für weitere 13 Elektro-Lkw. Um diese zukünftig schnell aufzuladen, hat das Unternehmen in einen eigenen 1,5 Megawatt Transformator mit Superchargern am Firmensitz in St. Florian investiert. Andrieux sieht in den Bemühungen  rund um die E-Mobilität im Schwerverkehr einen „logischen Schritt und klaren Auftrag“, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

EU setzt für Klimaneutralität den Rahmen

Warum die Suche nach Alternativen im Logistikwesen jetzt an Fahrt aufnimmt, ist für Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ) und Leiter des Bereichs Energiedienstleistungen bei der Linz AG leicht erklärt: „Mit neuen Regelungen verpflichten sich die EU-Mitglieder zu sehr konkreten Zielen auch im Schwerverkehr.“ Schon ab 1. März 2024 müssen Nutzfahrzeuge über 3,5 Tonnen eine CO2-abhängige Lkw-Maut entrichten. Ab dem Jahr 2040 sind bei schwereren Fahrzeugen fossile Brennstoffe verboten. Fahrzeuge mit weniger als 26 Tonnen sollen in bestimmten Ländern ab dem Jahr 2035 CO2-neutral sein. „Diese Ziele sind nur mit effizienten und damit elektrisch betriebenen Lkw zu erreichen“, so Reinhardt, „für andere alternative Antriebe wird nur ein relativ kleiner Anwendungsbereich übrig bleiben.“ Wasserstoff etwa würde in der Erzeugung von Stahl, Aluminium, Zement oder Düngemitteln gebraucht. „Im verhältnismäßig kleinteiligen Verkehr sehe ich einen großflächigen Einsatz aus wirtschaftlichen Gründen als sehr unwahrscheinlich“, meint er. E-Lkw hingegen rechnen sich Studien zufolge bereits vor dem Jahr 2030. „In der Nutzung ist diese Prognose realistisch“, bestätigt Elisabeth Andrieux. Der Anschaffungspreis von E-Lkw sei zwar noch immer höher, „der Kunde hat aber andere Vorteile wie einen niedrigeren CO2-Fußabdruck und Reduktion seiner Treibhausgas-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (Scope-3-Emissionen)“, so die Geschäftsführerin. Sie erwähnt jedoch: „Attraktive Förderungen sind wichtig, um das Thema auszubauen und die Fahrzeuge indie Unternehmen und an die Kundinnen und Kunden zu bringen.“ Hierbei soll das Förderprogramm für emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (ENIN) unterstützen, welches bis Ende des Jahres 2025 mit 365 Millionen Euro dotiert ist. Den ersten Volvo FM Electric hat Hofmann & Neffe aber selbst finanziert.

Ladeinfrastruktur ausbauen

Trotz Pionieren wie Hofmann & Neffe ist die Anzahl der eingesetzten E-Lkw bisher überschaubar. Dabei entsprechen „E-Lkw in vielen Bereichen bereits heute den Anforderungen aus dem Transportwesen“, weiß Reinhardt und gibt zu bedenken: „Es fährt nicht jeder Lkw von Hamburg nach Istanbul und zurück.“ Tatsächlich legen 45 Prozent aller in der EU auf der Straße transportierten Güter weniger als 300 Kilometer zurück. Für die Hälfte der regionalen Touren und für städtische Lkw-Touren genüge die Reichweite, bestätigt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Mit einer optimierten Routenplanung und Zwischenladen sei das Potenzial noch größer. Dieses soll durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur europaweit steigen. Bis zum Jahr 2035 plant die Asfinag 1.300 Ladestationen entlang heimischer Autobahnen und Schnellstraßen zu errichten. Entsprechend optimistisch gibt sich Andreas Reinhardt: „Wir erwarten einen ähnlichen Durchbruch bei den E-Lkw, wie wir ihn bei den E-Pkw sehen, und wir stehen mit Ladeinfrastruktur parat.“

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Warum die E-Mobilität nicht auf den Wasserstoff-Durchbruch warten kann

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