Elektrisch am Land hat großes Potenzial

Foto: Julia Moosmann

E-Mobilität ist auch im ländlichen Raum eine Option. Die Klima- und Energieregionen Thayaland im Waldviertel
und Vorderwald im Bregenzerwald probieren den E-Alltag. Es gibt viele positive Erfahrungen – aber das Fehlen
fördernder Rahmenbedingungen bremst die Umsetzung.

Der Projekttitel „Paris – Vorderwald“ klingt ein bisschen nach „Paris – Dakar“. Mit der legendären Rallye hat das Projekt im Bregenzerwald aber nichts zu tun. Denn es geht um Klimaschutz. 14 Haushalte mit 64 Personen probierten im Mai 2019, einen Monat klimabewusst zu leben. Eine der größten Herausforderungen war die Mobilität. Wie ist es möglich, in den Dörfern der Vorderwälder Berg- und Hügellandschaft ohne Autos mit Verbrennungsmotor von A nach B zu kommen? Wie erreicht man emissionsfrei den Arbeitsplatz, die Schule? Martin Strele, Geschäftsführer des Bregenzer Instituts „Kairos“, begleitete das Projekt. Sein Fazit: „Menschen würden ihr Mobilitätsverhalten ändern, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“

Politik ist gefordert

Ausprobiert wurden E-Autos, E-Mopeds und E-Räder, aber auch der Umstieg auf den Bus. Haushalte ohne Kinder kommen leichter ohne Auto aus, mit Kindern wird es in der Region kompliziert bis unmöglich, erkannten die Testpersonen. Beim Projekt ging es nicht einfach um den Ersatz fossiler Autos durch Elektro-Autos. „Die größten Chancen für E-Mobilität im ländlichen Raum liegen nicht im Individualverkehr, ich sehe sie im Ausbau des elektrisch betriebenen Öffentlichen Verkehrs“, so Strele. Elektro-Busse sind aber noch nicht im Einsatz. Strele und die Testpersonen sehen die Politik am Zug. Die Vorteile für die Region lägen auf der Hand: „Denn Autoverzicht bedeutet auch mehr Wertschöpfung in der Region zu haben, weil wieder im Dorf, in der Region eingekauft wird und nicht mehr im Supermarkt am Arbeitsort.“

Elektro-Fahrrad ja, aber Radwege fehlen

Begeistert waren die Testpersonen vom E-Fahrrad. Einkaufen, Fahrdienste für die Kinder, Besuche im Nachbarort wurden ohne Auto möglich. „Das E-Fahrrad würde sehr gut als Alternative zum Auto, zumindest zum Zweitauto, angenommen“, sagt Martin Strele. Er verwendet den Konjunktiv, weil die Rahmenbedingungen für das Radeln noch nicht stimmen. Die Straßen im ländlichen Raum seien für schnelles Pendeln mit dem Auto konzipiert, kritisiert Strele. Es fehlten Radstreifen und Radwege, die Sicherheit bieten, vor allem für Fahrten mit dem Kinderanhänger. Bleibt noch das Elektro-Auto. „Wenn Elektro-Auto, dann ist Carsharing der beste Weg“, empfiehlt Strele. Im Vorderwald bieten vier Gemeinden Carsharing an, drei davon über die Genossenschaft Caruso. Voraussetzung für das Autoteilen: Das Auto muss fußläufig erreichbar sein.

Pioniere beim Autoteilen

Diese Erfahrung wird im Waldviertel geteilt. Die Klima- und Energie Modellregion Thayaland hat im Jahr 2014 das erste E-Carsharing im Waldviertel umgesetzt. In den 15 Gemeinden wohnen rund 27.000 Menschen – weit verstreut, was Carsharing nicht einfach macht. KEM-Manager Ansbert Sturm: „Der letzte Kilometer zum Auto ist in einer Gegend mit relativ kleinen Gemeinden und vielen Katastralorten ein Problem.“ Die Autodichte in der Region ist hoch, die Bevölkerungsdichte niedrig. So sucht die KEM nach Gleichgesinnten in den Gemeinden für Sharing-Gruppen. Ab sieben Personen sind Ankauf und Teilen eines E-Autos ökonomisch sinnvoll, rechnet Sturm. Aktuell sind sieben Autos an sechs Standorten im Einsatz, organisiert wird das Teilen über die eigens gegründete TRE Thayaland GmbH. An vier von sieben Ladepunkten des Netzwerks wird Ökostrom über Photovoltaikanlagen gewonnen.

Emissionsfrei für das Klima

Ersatz für das Auto mit Verbrennungsmotor ist das Carsharing-E-Auto für Pensionierte und Studierende. Familien von Pendelnden ersetzen durch das Elektro-Auto ihren Zweitoder Drittwagen. E-Mobilität geht aber auch auf zwei Rädern. Die Thayarunde, ein 111 Kilometer langer Radweg durch die Region, werde auch intensiv für den Alltagsradverkehr genutzt, sagt Sturm. Der breite Radweg von zweieinhalb Metern ist eine sichere Alternative für E-Radlerinnen und E-Radler. Für größere Einkäufe und Ausflüge verleiht die KEM ein Transport-Fahrrad. Durch das E-Carsharing wurden mehr als 300.000 Kilometer emissionsfrei zurückgelegt und dabei 45 Tonnen CO2 vermieden.

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VCÖ: Am Land ist das Auto zwar dominantes Verkehrsmittel, Großteil der Bevölkerung ist aber vielfältig mobil

VCÖ (Wien, 20. Oktober 2022) – Wie kann auch in den Regionen ein vielfältiges Mobilitätsangebot geschaffen werden? Diese Frage stand im Zentrum der heutigen VCÖ-Fachkonferenz. Ein Drittel der Bevölkerung in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern beklagt ein mangelndes öffentliches Verkehrsangebot, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Market zeigt. Insgesamt ist in den kleineren Orten das Auto zwar das dominante Verkehrsmittel, aber 70 Prozent der Bevölkerung sind im Alltag multimodal, also mit verschiedensten Verkehrsmitteln unterwegs. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um auch in den Regionen der Bevölkerung Mobilität unabhängig vom Autobesitz zu ermöglichen.

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VCÖ: In Vorarlberg ist E-Pkw Anteil bei Neuwagen am höchsten – Bei Bezirken sind Wien-Ottakring, Neubau und Rohrbach an der Spitze

VCÖ (Wien, am 14. Juli 2022) – Bereits 60 Bezirke hatten im 1. Halbjahr einen höheren E-Pkw-Anteil an den Neuzulassungen als im Österreich-Schnitt, der bei 13,3 Prozent lag, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Spitzenreiter ist erneut Wien-Ottakring mit 38,7 Prozent, vor Wien-Neubau und dem Mühlviertler Bezirk Rohrbach. Bei den Bundesländern hat Vorarlberg die Nase vorne. Der VCÖ fordert ein Ende der Steuerbegünstigung von Firmenwagen, die mit Diesel oder Benzin fahren. Zudem ist die Kaufförderung von Plug-In-Hybriden zu beenden und bei E-Pkw vom Energieverbrauch abhängig zu machen.

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