Elektrisch in die Mobilitätswende

Aus den Klimazielen, zu denen sich Osterreich verpflichtet hat – etwa die Senkung der Treibhausgas- Emissionen bis zum Jahr 2030 um 36 Prozent –, leitet sich ab, dass auch fur Osterreich im Mobilitatsbereich eine Transformation, weg vom Einsatz fossiler Energie, unabdingbar ist. Elektro-Antriebe sind da erste Wahl. Besonders klimawirksam ist der Wechsel auf E-Fahrzeuge dort, wo sie viele fossil gefahrene Kilometer ersetzen, zum Beispiel bei Lieferfahrzeugen, Firmenflotten und im Carsharing.

E-Mobilität ist mehr als E-Auto

Das Elektro-Fahrrad ist in atemberaubender Geschwindigkeit populär geworden. Im Jahr 2018 wurden in Österreich etwa 150.000 E-Bikes verkauft – jedes dritte neu verkaufte Fahrrad ist bereits ein E-Bike. Es hat sich zum Game Changer entwickelt und das Fahrrad für neue Zielgruppen erschlossen, für ältere Menschen, aber auch für jüngere technikaffine Menschen, in hügeligen Städten, für längere Wege. Auch der schienengebundene Öffentliche Verkehr – U-Bahn, Straßenbahn und zum Großteil auch die Bahn fährt seit mehr als einem Jahrhundert mit elektrischem Strom.

Vorteil höhere Effizienz

Auch beim Auto ist die E-Technologie mittlerweile massentauglich. Die höhere Energieeffizienz von E-Motoren gegenüber Verbrennungsmotoren reduziert den Energie-Bedarf für Mobilität deutlich. Und macht motorisierte Mobilität klimaverträglicher – vor allem wenn der Strom nachhaltig erzeugt wird. Die Entwicklungen und Fortschritte der vergangenen Jahre haben auch Skepsis gegenüber E-Autos weitgehend zerstreut. Beim Fahren mit Strom ist Stehzeit gleich Ladezeit – bevorzugt dort, wo das Fahrzeug länger steht, etwa zu Hause, am Arbeitsplatz, am P&RPlatz am Bahnhof. Daher sind vorrangig hier Schwerpunkte der Ladeinfrastruktur zu schaffen und die rechtlichen Regeln anzupassen, etwa in bestehenden Wohnbauten die einfache Installation einer Lademöglichkeit zu ermöglichen. Und in neuen Wohnbauten sind Mobilität ohne Auto und E-Lademöglichkeiten von Beginn an mit zu planen.

Batterien sind ausgereifte Produkte

„Die Produktionstechnik der Batterie kann auf regenerativen Energieeinsatz umgestellt werden, wie innovative E-Fahrzeug-Unternehmen bereits zeigen. Es ist Aufgabe der Gesetzgebung, durchzusetzen, dass die Produktionskette ethischen, sozialen und umwelttechnischen Standards entspricht“, sieht Manfred Schrödl, TU Wien, Institut für Energiesysteme & E-Antriebe viel Potenzial, E-Autos noch effizienter und ökologisch verträglicher zu machen. Die Reichweiten der Elektro-Autos, die heute auf den Markt kommen, haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Mit den neuen Generationen der Elektro-Autos wurde bei den meisten Anbietern die Garantiedauer der Batterien angehoben. So werden beim Nissan Leaf für das aktuelle Modell acht Jahre oder 160.000 Kilometer garantiert. Nach Erreichen der kritischen Leistungsgrenze der Batterie bei etwa 70 bis 80 Prozent der ursprünglichen Leistung, können Lithium-Ionen- Batterien noch mehrere Jahre als Energiespeicher genutzt werden, beispielsweise für Photovoltaikanlagen. Diese Weiternutzung verbessert die Umweltverträglichkeit eines Elektro- Autos nochmal signifikant. Und auch das Recycling macht große Fortschritte. „Das Batterie-Recycling kann auf fast 100 Prozent Recycling-Quote umgestellt werden. Das zeigen etwa Verfahren der Duesenfeld GmbH,
Deutschland, wo neben Kupfer und Aluminium auch Lithium, Mangan, Nickel oder Kobalt fast vollständig zurückgewonnen werden können“, so Manfred Schrödl. Hier ist auch der Gesetzgeber gefordert, diese Entwicklungen zu stärken.

Neue Prioritäten bei der Verkehrsinfrastruktur

Auch ein E-Auto bewegt eine große Masse, um durchschnittlich 1,15 Menschen zu transportieren. „Es muss ganz klar gesagt werden, auch das E-Auto hat einen großen ökologischen Rucksack, weil die nötige Energie für die Herstellung von Autos generell relativ groß ist. Mit Verkehrsvermeidung statt Autos für alle kann sehr viel mehr eingespart werden, als wenn ich nur den Antrieb ändere“, dämpft Volker Quaschning, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Fachbereich Regenerative Energien, falsche Erwartungen und formuliert eine zentrale Herausforderung der Mobilitätswende, nämlich Verkehr zu vermeiden. Dazu müssen über Jahrzehnte entstandene Strukturprobleme, wie die Einkaufszentren auf der grünen Wiese, die Zersiedelung oder das Platzproblem in den Städten angegangen werden. Etwa durch eine neue Prioritätensetzung beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Radschnellwege vom Umland in die Städte machen den Umstieg auf das E-Bike für längere Strecken attraktiv, ebenso wie Radwege an Überlandstraßen. Weiterer Ausbau der Autobahnen und Schnellstraßen hingegen verursacht mehr Lkw- und Autoverkehr. Denn die Verkehrsinfrastruktur prägt das Mobilitätsverhalten.

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Bessere CO2-Standards für Lkw: Gut fürs Klima und unsere Gesundheit

Schwerfahrzeuge sind für 27 Prozent der CO2-Emissionen, 50 Prozent der emittierten Stickstoffoxide und 32 Prozent des Feinstaubs (PM 2,5) des Straßenverkehrs verantwortlich. Der Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge ist daher gemeinsam mit der Verlagerung auf die Schiene eine der wichtigsten Maßnahmen, um den Güterverkehr zu dekarbonisieren und die durch Dieselabgase verursachte Luftverschmutzung zu reduzieren.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash