Elektrisch vom Transportrad bis zum Sattelschlepper

Der Transport von Waren verursacht viel Verkehr – werden dazu Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor genutzt, zudem Emissionen von Stickoxiden, Feinstaub und Treibhausgasen. Immer mehr Unternehmen zeigen, dass ökologisch nachhaltiger Transport auch wirtschaftlich machbar ist.

Einen Elektro-Lkw gibt es nicht, hört Hermine Resch, Geschäftsführerin der oststeirischen Spedition Temmel oft. „Es hat im Grunde auch gestimmt, denn bevor ich zwei elektrische Sattelzugmaschinen nach Österreich gebracht habe, gab es das hier wirklich nicht“, so Resch. Der Weg bis zur Inbetriebnahme der Fahrzeuge war nicht ganz einfach, etwa bei Fragen von Versicherung, Förderungen oder auch Höhe der Maut, wie Hermine Resch erzählt. „Und Mechanikerinnen und Mechaniker müssen speziell geschult sein, sonst können sie mit so einem Fahrzeug nichts anfangen.“

Mit Ökostrom statt Diesel

Elektrischer Gütertransport auf der Straße: Das oststeirische Unternehmen Temmel hat als erste Spedition elektrische Sattelzugmaschinen nach Österreich gebracht.

Die beiden Sattelzüge von Temmel sind beim Autozulieferer Magna als Werk-Shuttle im Einsatz. „Es ist mit einem Elektro-Lkw aber grundsätzlich alles möglich“, sagt Resch. Auch der Betrieb mit Strom, der komplett aus erneuerbaren Energiequellen stammt, ist für sie wichtig. Ökonomisch gesehen, rechnet sich der Betrieb mit den derzeit in Österreich gewährten Förderungen nach sechs Jahren. Zu Beginn muss allerdings vergleichsweise viel Geld in die Hand genommen werden. Die beiden Zugmaschinen mit E-Motor kosten mit knapp über 500.000 Euro etwa dreimal so viel wie vergleichbare Fahrzeuge mit fossilem Antrieb. Die Reichweite beträgt etwa 100 Kilometer, die Ladedauer liegt bei zwei Stunden. Noch ist Pionierin Resch in Österreich alleine, das dürfte sich bald ändern. Noch im Jahr 2018 wird Stiegl als erste Brauerei in Österreich einen E-Lkw des Nutzfahrzeugherstellers MAN mit Sitz in Steyr in Betrieb nehmen, der überwiegend für Auslieferungstouren im Stadtgebiet von Salzburg eingesetzt werden wird. Der Lkw-Hersteller Volvo hat für das Jahr 2019 den Verkaufsstart von elektrisch angetriebenen Lkw angekündigt.

Auf der Langstrecke hat die Bahn Potenzial

Aber auch bei stark steigenden Reichweiten dürften Elektro- Lkw für die Langstrecke in den kommenden Jahren wohl noch Exoten bleiben. Gerade über lange Distanzen gibt es aber eine andere, bewährte Form der Elektro-Mobilität: die Bahn. Pro Tonnenkilometer verursacht ein dieselbetriebener Lkw rund 15-mal so viel Treibhausgas- Emissionen wie die Bahn. Hier sind auch entsprechende politische Rahmenbedingungen gefragt, etwa im Bereich der Steuern auf CO2-Ausstoß. Im Bereich der kürzeren Strecken und vor allem, wenn es dabei auch um die Verteilung von Gütern geht, dürften Elektro-Lkw aber schon in den kommenden Jahren eine wichtigere Rolle spielen. Nicht nur wegen ihrer Vorteile punkto Klima, sondern auch, weil sie leiser sind und keine Abgase vor Ort ausstoßen – vor allem in dichtbesiedelten Gebieten ein wichtiger Vorteil.

Innerbetriebliche Logistik mit dem Transportrad

Maßgeschneiderte Lieferung: Für den Warentransport zwischen den beiden Filialen in Wien ist Neubauer Mode mit dem Transportrad werbewirksam und umweltverträglich unterwegs.

Oft geht es beim Transport von Waren aber nicht um mehrere Tonnen, sondern um wenige Kilogramm. Das Unternehmen Neubauer Mode betreibt Geschäfte im 1. und 18. Wiener Gemeindebezirk. Weil in der Innenstadt kein Lager vorhanden ist, müssen sehr oft Waren aus dem 18. Bezirk nachsortiert werden. „Pro Tag sind das Waren mit ungefähr 30 Kilo. Als mir bewusst geworden ist, wie absurd es eigentlich ist, das mit einem mehr als 1.000 Kilo schweren Auto zu machen, habe ich mich nach einer Alternative umgesehen“¸ sagt Wolfgang Ploner von Neubauer Mode. „Der Transport geht mit dem Transportrad sehr schnell – und in die Fußgängerzone können wir leichter als mit dem Auto. Auch der Transport diverser Pakete zur Post ist nun viel komfortabler – und die Bewegung ist gesund.“

Fündig geworden auf der Suche nach einem Transportrad ist Ploner übrigens bei Heavy Pedals, das neben dem Verkauf von Rädern auch einen Botendienst mit Transporträdern anbietet. Nicht nur für kleine Pakete – bis zu 250 Kilogramm Fracht sind möglich. Das Unternehmen versteht sich nicht nur ökologisch als fairer Betrieb: Die Fahrerinnen und Fahrer sind angestellt und erhalten einen Stundenlohn, der deutlich über dem in der Logistikbranche üblichen liegt. Dass Transporträder weit mehr als ein Nischenphänomen sind, zeigen aktuelle Studien, die davon ausgehen, dass jede vierte, eventuell sogar jede dritte Lieferwagenfahrt durch Transportfahrräder ersetzt werden könnte. In europäischen Städten könnten sogar 51 Prozent aller motorisierten Transportfahrten bis sieben Kilometer und mit einem maximalen Transportgewicht von 200 Kilogramm, sowohl im privaten als auch gewerblichen Bereich, auf Fahrräder und Transporträder verlagert werden.

Diese Beispiele – vom Elektro-Sattelschlepper bis zum Transportrad – zeigen, dass es viele innovative Unternehmen gibt, die bereit sind, den Gütertransport ökologisch verträglicher zu gestalten. Um das Potenzial auszuschöpfen, sind darüber hinaus Rahmenbedingungen notwendig, die faire Wettbewerbsbedingungen unter Einbeziehung aller externen Kosten – etwa durch CO2-Emissionen, Luftschadstoffe, Lärm und Verkehrsunfälle – berücksichtigen.

Von Bernhard Hachleitner

Hermine Resch
Geschäftsführerin
Spedition Temmel

"Wir haben eine Verantwortung der Umwelt und unseren Nachkommen gegenüber. Wenn jeder sagt: 'Alleine kann ich nichts bewirken', wird nichts passieren."

Wolfgang Ploner
Neubauer Mode in Wien

"Pro Tag transportieren wir Waren mit ungefähr 30 Kilogramm. Als mir bewusst geworden ist, wie absurd es ist, das mit einem mehr als 1.000 Kilo schweren Auto zu machen, habe ich mich nach einer Alternative umgesehen."

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