Fahrgäste wollen Taktfahrplan und einheitliches Ticket
14.000 Fahrgäste beurteilten beim VCÖ-Bahntest 2014 die Qualität des Bahnfahrens in Österreich. Am besten schnitt das Personal ab. Schlecht wurde unter anderem die Fahrrad-mitnahme bewertet. Eine EU-weite Befragung ergab große Unterschiede zwischen den Staaten.
>> Von Sonja Bettel
Die Zukunft liegt in multimodalen Mobilitätskarten
Das Bahnfahren in Österreich wird besser und fast jede zweite Person fährt heute Strecken mit der Bahn, die sie früher mit dem Auto.
60 Prozent sagen, die Gesamtreisezeit hat sich verbessert, und 58 Prozent empfinden die Bahn pünktlicher als zuvor, doch 13 Prozent erleben eine Verschlechterung bei der Anzahl der Zugverbindungen.gefahren ist. Als Gründe werden von jeweils etwas mehr als der Hälfte der Befragten kürzere Fahrzeiten, ein verbessertes Angebot und die Kosten des Autos angegeben.
Welche Maßnahmen wären wichtig, damit mehr Menschen Bahn fahren? Da sind sich drei Viertel der Befragten einig: gute Anschlüsse an andere Bahnen und Busse (74 Prozent), ein Taktfahrplan mit regelmäßigen Verbindungen (73 Prozent), häufigere und pünktlichere Zugverbindungen (je 67 Prozent), Zugverbindungen am späten Abend, kurze Wartezeiten beim Umsteigen und schnellere Verbindungen (je 64 Prozent). Interessant ist, dass zwei Drittel der Befragten eine Fahrkarte, die für alle öffentlichen Verkehrsmittel gilt, und einen vereinfachten Ticketkauf als wichtig für eine höhere Attraktivität der Bahn erachten.
VCÖ-Experte Markus Gansterer formuliert daraus eine Forderung an alle Verantwortlichen: „Das Fahrkarten-System ist zu modernisieren. Fahrkarten sollten so einfach wie möglich erhältlich sein. Die Zukunft liegt sicher in multimodalen Mobilitätskarten, die neben dem gesamten Öffentlichen Verkehr in Österreich auch Carsharing und Leihräder inkludieren.“ Die Zukunft der Mobilität ist multimodal. Das bedeutet auch, dass die Verknüpfung von Bahn und Rad durch mehr Leihradsysteme, Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern im Zug und ausreichend sichere und wettergeschützte Abstellmöglich-keiten an Bahnhöfen zu verbessern sind.
Stadt-Land-Gefälle beim Öffentlichen Verkehr
Aus den Ergebnissen des VCÖ-Bahntests ist auch zu sehen, dass der ländliche Raum mehr Aufmerksamkeit und Investitionen braucht: Regionalbahnen sind zu modernisieren, viele Fahrgäste wünschen auch eine Reaktivierung eingestellter Bahnen.
Ein steiles Stadt-Land-Gefälle zeigt auch die jüngste Eurobarometer-Umfrage zum Öffentlichen Verkehr, an der sich EU-weit 28.000 Bürgerinnen und Bürger beteiligt haben: In den Städten benötigen 77 Prozent der Befragten weniger als zehn Minuten bis zum nächsten Bahnhof oder zur
nächsten Haltestelle, jede zweite in der Stadt wohnende Person nützt den Öffentlichen Nahverkehr regelmäßig. In den Dörfern ist es nur jede und jeder Fünfte, dort haben auch nur 24 Prozent eine Station in unmittelbarer Nähe. Ein Problem dürften auch die Fahrpreise sein, mit denen nur 39 Prozent der Menschen in Europa zufrieden sind, wobei die Bandbreite von 61 Prozent Zufriedenheit in Malta bis 34 Prozent in Spanien reicht. „Wir müssen ergründen, warum der Öffentliche Nahverkehr nicht regelmäßiger genutzt wird“, reagierte Siim Kallas, für Mobilität und Verkehr zuständiger Vizepräsident der Europäischen Kommission, auf die Ergebnisse der Umfrage.
Die Erfahrungen aus Österreich zeigen, dass es gut ist, auf die Kundinnen und Kunden zu hören, weiß VCÖ-Experte Markus Gansterer aus den vergangenen Jahren: „Dort, wo das Angebot verbessert wurde, sind die Fahrgastzahlen auch deutlich gestiegen.“
>> Die Ergebnisse zum VCÖ-Bahntest im Internet unter www.vcoe.at/bahntest