Fahrradland Österreich – Handarbeit für Beinarbeit

Drei Bücher zur Geschichte des Fahrrades in Österreich beleuchten spannende und sehr unterschiedliche Aspekte.

Das Puch-Buch von Walter Ulreich und Wolfgang Wehap. Keine Fahrradmarke hat wie „Puch“ das österreichische Selbstverständnis vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1980er-Jahre so geprägt. Janez Puh, austrifiziert „Johann Puch“, wurde im Jahr 1862 nächst Ptuj (Pettau) im heutigen Slowenien geboren. Seine Wanderjahre als Schlosser-geselle führten ihn über Radkersburg nach Graz. Dort gründete er im Jahr 1889 mit einem Arbeiter und einem Lehrling eine Fahrraderzeugung. Ab dem Jahr 1890 lieferte er seine Safety-Räder, also die damals neuen, im Vergleich zum Hochrad viel sichereren Niedrigräder, unter dem Markennamen Styria aus.

Schon im Jahr 1912, im Alter von 49 Jahren, zog sich Johann Puch ins Privatleben zurück. Knapp vor Beginn des ersten Weltkrieges starb er 53-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls. In der Folge erlebte die Marke Puch ein Auf und Ab. Noch im Jahr 1980 wurden 310.000 Puch-Räder erzeugt, nie zuvor waren es so viele gewesen. Im Jahr 1987 wurde die Zweirad-Sparte aufgelassen und die Marke „Puch“ an Piaggio nach Italien verkauft. Die steirischen Puch-Räder sind wegen ihrer Stabilität und Lebensdauer nach wie vor auf den Straßen anzutreffen und genießen durch die grassierende Vintage-Mode Kultstatus. Das Buch beschreibt genauestens die Entstehung der Jungmeister, Sprint, Clubman und der Mistral-Rennmodelle. Ein ausführlicher Anhang mit abgedruckten historischen Katalogen und Rahmennummernlisten rundet das Buch ab. 

„Die Geschichte der Puch-Fahrräder“, Walter Ulreich, Wolfgang Wehap, Weishaupt Verlag, 2016, 400 Seiten, 48 Euro

Das Buch „Wiener Mechanikerräder“ ruft in Erinnerung, dass fast jeder Radhändler und -mechaniker in Wien in den Jahren 1930 bis 1980 selbst Räder unter eigener Marke baute, meistens auch mit selbst zusammengelötetem Rahmen und in kleinster Stückzahl. Diese – vom „Alpenrad“ über „Delta Gnom“ und „Phönix“ bis zum „Ziel“ – sind in wunderschönen großformatigen Fotos und pointierten Texten beschrieben. Vier Textautoren und ein Fotograf, alle zugleich Fahrradsammler, lassen die Renn-, Touren-, Lasten- und Kinderräder der Wiener Hersteller aus vergangenen Zeiten Revue passieren. Das großformatige Werk gewährt einen Blick in die glorreiche Vergangenheit handwerklicher Fahrradherstellung, bevor die Räderfertigung im großindustriellen Stil für die ganze Welt im fernen Osten begann.

„Wiener Mechanikerräder“, Zappe, Schmidl, Strubreiter, Schuster, Horak, Verlag Brüder Hollinek, 2013, 349 Seiten, 59 Euro

„Rennradfieber“ von Wolfgang Gerlich und Othmar Pruckner als Herausgeber sammelt Statements von 24 Autorinnen und Autoren sowie fünf Fotografinnen und Fotografen, die im weitesten Sinn der Lust an Rennrädern frönen. Sie sammeln alte Stahlräder oder High-Tech-Bikes, nehmen an internationalen Amateurrennen teil oder am Nostalgierennen „In Velo Veritas“, jedenfalls benützen sie Räder mit Rennlenker, schmalen Reifen und an den Pedalen befestigten Schuhen. 

„Rennradfieber“, Wolfgang Gerlich, Othmar Pruckner (Hg.), Falter Verlag, 2015, 216 Seiten, 34,90 Euro

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