Initiative von Unternehmen für besseren Klimaschutz

Das Angebot an emissionsfreien Lkw, Kleintransportern und Bussen ist gering. Innovative Unternehmen gehen eigene Wege, produzieren selbst geeignete Fahrzeuge und fordern von der Politik Vorschriften, die mehr klimaverträgliche Fahrzeuge auf den Markt bringen.

Bis zum Jahr 2025 sind die CO2-Emissionen neuer Lkw um 15 Prozent zu reduzieren. Diesen Vorschlag, der erstmals auch für Lkw CO2-Grenzwerte einführt, präsentierte die EU-Kommission am 16. Mai 2018. 35 führende Handelsunternehmen, Logistiker und Spediteure, Unternehmen, wie IKEA, DB Schenker und Unilever hatten im Vorfeld in einem offenen Brief die Europäische Kommission aufgerufen, die CO2-Emissionen neuer Lkw deutlicher, um 24 Prozent, zu reduzieren. Rund ein Drittel der EU-weit ausgestoßenen Treibhausgas-Emissionen verursacht der Verkehrssektor, allein 26 Prozent entfallen auf schwere Nutzfahrzeuge. CO2-Grenzwerte für Lkw gehören daher zu den effektivsten Reduktionsmaßnahmen. Die Technologie für emissionsfreie Lkw ist bereits verfügbar, entsprechende Lkw werden aber bislang kaum und noch sehr teuer angeboten.

Es ist daher notwendig, dass die Politik durch geeignete rechtliche Rahmenbedingungen Dynamik in den Markt bringt, damit die für die Erreichung der Klimaziele benötigten emissionsfreien Fahrzeuge rasch angeboten werden. Die Umsetzung vieler Klimaschutzmaßnahmen spart auch Geld – die angestrebte CO2-Reduktion von 24 Prozent würde Einsparungen von 7.700 Euro pro Jahr und Fahrzeug bringen. Mit dem nun vorliegenden Vorschlag sind es rund 5.000 Euro.

Stef Cornelis von Transport & Environment, dem europäischen Dachverband des VCÖ, erklärt dazu: „Die nun vorgeschlagenen Verbrauchsstandards für neue Lkw werden helfen, Treibstoffkosten zu senken, unsere Abhängigkeit von importiertem Öl zu verringern und Lkw-Emissionen stark zu reduzieren. Aber der Vorschlag der EU-Kommission geht nicht weit genug und bedeutet deswegen auch, dass viel saubere und kostensenkende Technologie in neue Lkw nicht eingebaut wird und daher Transportunternehmen und das Klima um große Einsparungen umfallen werden. Hier können die Mitgliedstaaten sich für noch bessere Verbrauchsstandards einsetzen. Österreich kann dabei während seiner EU-Ratspräsidentschaft eine wichtige Rolle spielen.“

ÖBB-Postbus setzt auf E-Bus

„Wir starten noch heuer in Vorarlberg im Oberen Rheintal den Verkehr mit vier batterieelektrisch betriebenen Bussen“, so Thomas Duschek, Geschäftsführer der ÖBB-Postbus GmbH. „Die Busse haben eine Tageslaufleistung von etwa 230 Kilometern, das schaffen unsere E-Busse mit einer Ladung, denn sie haben eine Reichweite von mehr als 300 Kilometern. Bis zum Jahr 2020 wollen wir bis zu 20 E-Busse zum Einsatz bringen.“ Eine Machbarkeitsstudie ergab, dass bei Erfüllung des Versprechens von zehn Jahren Lebensdauer der Batterie bei 95.000 Kilometern pro Jahr der E-Bus auch günstiger ist, obwohl er in der Anschaffung trotz Förderung noch rund doppelt so teuer ist als ein Diesel-Bus.

„Der Verkehrsverbund Vorarlberg ist damit Vorreiter in Österreich. Was es schwierig macht, ist, dass der E-Bus-Markt derzeit sehr eng ist. Sämtliche großen deutschen Fahrzeugkonzerne können heuer noch keine E-Busse liefern“, so Duschek. „Wir erhoffen uns von dem Vorarlberger Projekt eine Signalwirkung an die Hersteller, rascher mehr taugliche Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Und, dass auch die anderen sechs Verkehrsverbünde in Österreich bei ihren Ausschreibungen beginnen, E-Busse einzubeziehen. Das würde Bewegung in den Markt bringen.“ Duschek ist überzeugt: „Für uns ist der E-Bus ein wesentlicher Teil der Zukunft im Öffentlichen Verkehr.“

Deutsche Post produziert E-Transporter selbst

Als die Deutsche Post DHL Group im Jahr 2011 E-Transporter suchte, hatten die großen Fahrzeugkonzerne nichts Passendes im Angebot. So entwickelte und produzierte sie mit der StreetScooter GmbH, einem Start- Up aus dem Umfeld der Technischen Hochschule Aachen, selbst ein Elektro- Auto, das den Anforderungen der Brief- und Paketzustellung mit mehr als 300 Anfahrvorgängen und Stopps an bis zu 300 Tagen im Jahr gewachsen ist. Im Jahr 2014 kaufte die Deutsche Post dann die StreetScooter GmbH. Mittlerweile gibt es drei Modelle mit unterschiedlichem Laderaum. Die Fahrzeuge bewähren sich und verursachen 60 bis 80 Prozent weniger Kosten für Wartung und Verschleiß gegenüber fossil betriebenen Fahrzeugen.

Im Jahr 2017 hat StreetScooter ein zweites Werk mit rund 250 Arbeitsplätzen eröffnet, die Produktionskapazität auf bis zu 20.000 E-Fahrzeuge verdoppelt und verkauft nun auch an Dritte – Handwerksbetriebe, Lieferdienste und kommunale Betriebe. Achim Kampker, CEO der StreetScooter GmbH: „Im Drittkundenvertrieb setzen wir vermehrt auf branchenspezifische Lösungen. Bestes Beispiel ist ein 3,5-Tonner, der gemeinsam mit Bäckerei-Unternehmen entwickelt wurde.“ Ende des Jahres 2017 betrieb die Deutsche Post mit 5.000 StreetScootern und 10.500 Pedelecs die größte E-Fahrzeug-Flotte in Deutschland. Sie sparen jährlich rund 16.000 Tonnen CO2 ein.

Von Christian Höller

Stef Cornelis
Transport & Environment
in Brüssel

"Der Vorschlag der EU-Kommission für Lkw-CO2-Grenzwerte geht nicht weit genug. Transportunternehmen und das Klima werden um große Einsparungen umfallen. Die Mitgliedstaaten sollten sich für bessere Verbrauchsstandards einsetzen. Österreich kann während der EU-Ratspräsidentschaft hier eine wichtige Rolle spielen."

Thomas Duschek
Geschäftsführer ÖBB-Postbus

"Was den Einsatz von Elektro-Bussen schwierig macht, ist, dass der E-Bus- Markt derzeit sehr eng ist. Sämtliche großen deutschen Fahrzeugkonzerne können heuer noch keine E-Busse liefern."

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