Kassasturz
Von Markus Gansterer,
VCÖ-Verkehrspolitik
Angesichts weltpolitischer Turbulenzen, Dauerwahlkampf und der zahlreichen Skandale könnte leicht übersehen werden, dass wir uns durch das Klimaabkommen von Paris und die nötige Wende zu erneuerbarer Energie in einem Umbruch vom Ausmaß ähnlich der Industrialisierung befinden. Es geht nicht bloß darum, zur Vermeidung einer Erderwärmung von mehr als zwei Grad im „fernen“ Jahr 2050 kein CO2 mehr auszustoßen.
»Leben auf Kosten künftiger Generationen«
Vielmehr darf bis dahin insgesamt nur noch eine begrenzte Gesamtmenge an Treibhausgasen in die Atmosphäre geblasen werden, damit das Klima annähernd stabil und Folgeschäden beherrschbar bleiben. Nach derzeitigem Wissensstand dürfen weltweit noch etwa 800 Milliarden Tonnen CO2 emittiert werden. Das entspricht etwa einem Drittel aller bisher von der Menschheit ausgestoßenen Treibhausgase. Beim derzeitigen globalen CO2-Ausstoß ist diese Obergrenze deutlich vor dem Jahr 2040 überschritten. In Österreich sogar früher: Laut aktuellen Berechnungen dürfen in Österreich noch höchstens 1.500 Millionen Tonnen CO2 emittiert werden, also deutlich weniger als in den vergangenen 25 Jahren. Beim derzeitigen Jahres-Ausstoß ist das CO2-Budget Österreichs spätestens im Jahr 2035 aufgebraucht. Anders als etwa in der Stromerzeugung oder bei der Raumwärme läuft im Verkehr die Entwicklung bei den Treibhausgasen nicht nur zu langsam, sondern die Emissionen steigen sogar. Jeder Liter Erdöl, dessen Verbrennung heute schon vermeidbar wäre – indem Autofahrten vermieden oder mit dem Öffentlichen Verkehr, per Fahrrad oder zu zweit im Auto statt allein im SUV zurückgelegt werden –, steht später im CO2-Budget nicht mehr zur Verfügung. Wie beim Staatshaushalt gilt: Überzieht Österreich sein CO2-Budget, machen wir Schulden auf Kosten der künftigen Generationen. Diese Schulden können jedoch nicht getilgt werden.
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