Klimaneutral wohnen und sich fortbewegen ist möglich

Klimaneutral wohnen und sich fortbewegen ist möglich

Karte von Österreich

Siedlungsstruktur wirkt sich auf den Energieverbrauch aus. Wohnen ist ein Energiefresser – insbesondere in ländlichen Gegenden. Lösungsmodelle wie Energiegemeinschaften stärken auch den Faktor E-Mobilität.

von Christopher Wurmdobler

Orte des täglichen Bedarfs gleich ums Eck, die Arbeit mit dem Fahrrad oder dem Öffentlichen Verkehr gut erreichbar – solche Siedlungsstrukturen mit kurzen Wegen machen es leicht, den Energieverbrauch für Mobilität niedrig zu halten. Nutzungsmischung und verdichtete Bauformen sind deshalb zentrale Faktoren einer nachhaltigen Raumplanung. Energie- und Kostensparmeister ist und bleibt der Haushalt ohne eigenes Auto. Bestehende Strukturen erfüllen diese Anforderungen häufig aber nicht – vor allem in ländlichen Regionen ist es oft schwierig ohne Auto auszukommen. Um auch hier den CO2-Ausstoß zu reduzieren sind erneuerbare Energieformen und Elektromobilität entscheidende Bausteine. Wird der Strom von einem Haushalt individuell oder in Energiegemeinschaften produziert, steigt das Bewusstsein dafür, wie hoch der Anteil eines Autos, sogar eines elektrisch betriebenen, am Gesamtenergiebrauch ist.

Strategien zur Verringerung des Energieverbrauchs

Das „Energiemosaik“ zeigt gestützt auf Daten der Statistik Austria, wie sich Siedlungsstruktur in Österreich auf den Energieverbrauch auswirkt und warum Mobilität ein gewichtiger Faktor ist. Das Forschungsprojekt am Institut für Raumplanung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) bricht auch den Energieverbrauch von Alltagsmobilität auf Gemeindeebene herunter. Ziel ist es, Strategien zur Verringerung des Energieverbrauches und der damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen entwickeln zu können.

Mit der Erfassung der Ausgangslage bekommen die Städte und Gemeinden in Österreich relevante Entscheidungsgrundlagen und eine Referenz für die Formulierung künftiger Strategien zur Energiewende und zum Klimaschutz. Wer dieses „Mosaik“ auf der Österreich-Karte betrachtet, erkennt gut, dass der Energieverbrauch – abhängig oder auch unabhängig von industriellen Großverbrauchern – im ländlichen Bereich höher ist als in den verdichteten Ballungsräumen der Städte. Auch zeigt sich, dass Mobilität auf dem Land ein größerer Energiefresser ist. Durch den Einsatz energieeffizienter Antriebstechnologien in Kombination mit erneuerbarer Energie könnte viel erreicht werden, Stichwort: E-Mobilität. Daneben spielt auch die Verlagerung der Mobilität auf aktive Mobilität und Öffentlichen Verkehr eine besondere Rolle.

Der Strom, den E-Autos verbrauchen, kann klimaneutral produziert werden. Mit gestiegenen Kosten für Gas und Strom entscheiden sich gerade auf dem Land immer mehr Menschen für hausgemachten Sonnenstrom und montieren Photovoltaik-Anlagen auf ihre Dächer oder stellen diese auf ihrer Wiese auf. Oftmals wird dabei sogar mehr Energie produziert, als verbraucht wird. Dadurch kommt immer öfter ein moderner Aspekt des Teilens, ähnlich der „Shared-Mobility“ zum Einsatz: Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften. Mitglieder haben wirtschaftliche Vorteile: Sie verkaufen beziehungsweise beziehen selbst produzierte Energie zu selbst festgelegten Bedingungen und Preisen innerhalb der Gruppe. Das beschleunigt den Ausbau erneuerbarer Energien und ermöglicht den effizienten Einsatz von Anlagen.

Energiegemeinschaften und E-Mobilität

„Rund 450 Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften gibt es derzeit in Österreich“, sagt Eva Dvorak von der Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften im Klima- und Energiefonds. „Ein wirklich guter Start für dieses neue Modell, das sich in einem derzeit sehr dynamischen Umfeld durchsetzt.“ Gerade im Bereich der E-Mobilität spielen die Gemeinschaften eine große Rolle: „In Bezug auf Energiegemeinschaften kann die Sektorenkopplung, welche die Verbindung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität ermöglicht, neu gedacht werden“, so Dvorak. „So kann die Verwendung eines Quartierspeichers innerhalb einer Energiegemeinschaft dazu beitragen, dass der Selbstversorgungsgrad deutlich erhöht wird und E-Autos zeitversetzt mit dem eigenerzeugten Strom geladen werden können.“

Auch eine zeitgemäße Energieraumplanung kann dabei helfen, die Klimaschutzziele zu erreichen. Als Teilgebiet der Raumplanung beschäftigt sich Energieraumplanung mit den räumlichen Dimensionen von Energieverbrauch und Energieversorgung. Funktionsmischung, maßvolle Dichte, kurze Wege und Kompaktheit – zusätzlich zur bekannteren Energieeffizienz von Gebäuden gibt es nämlich auch energieeffiziente Raum- und Siedlungsstrukturen. Wo sind die großen Energiepotenziale und Energieverbraucher in einer Gemeinde? Wo wäre ein neues Heizwerk ideal, wo eine Photovoltaik-Anlage? Vor allem: Wie lässt sich eine neue Siedlung so planen, damit erst gar nicht so viel Auto-Verkehr entsteht? Gerade in den Gemeinden können Raumordnungsentscheidungen nachhaltig getroffen werden, um einen wichtigen Beitrag zu Bodenschutz, Energiewende und Klimaschutz zu leisten.

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