Klug kombiniert und sichtbar verknüpft
In immer mehr Städten sind kombinierte Mobilitätsangebote, die Sharing-Angebote mit Öffentlichem Verkehr, E-Mobilität und Radfahren innovativ zu einem Gesamtangebot verknüpfen, erfolgreich. Fördermittel von EU, Bund oder Bundesland sind wichtig als Startimpuls.
In deutschen Großstädten kombiniert bereits jede vierte Person regelmäßig Verkehrsmittel für tägliche Wege, bereits jede zweite der 18- bis 25-Jährigen. Das ergab eine aktuelle Untersuchung des VCD.
Offenburg macht das Mobilitätsangebot sichtbar
Offenburg legt seit dem Jahr 2012 einen Fokus auf multimodale Mobilität. „Ganz wichtig war, dass wir uns ein ganzes Jahr Zeit nahmen, das Umsetzungskonzept für die Errichtung von Mobilitätsstationen zu entwickeln“, erinnert sich Mathias Kassel von der Stabstelle Mobilität der Zukunft der Stadt Offenburg. „Die fundierten Argumente überzeugten dann auch die Politik. Begonnen wurde damit, das vorhandene Nahverkehrsangebot unter der Marke „EinfachMobil“ zusammenzufassen und durch einheitliches Design im Stadtbild sichtbar zu machen, um es gemeinsam vermarkten zu können.“ Mit dem vollautomatischen Fahrradparkhaus am Bahnhof wurde bereits im Jahr 2013 die Optik des Mobilitätsangebotes – hellgrüne Farbe, Stahl-Holz-Konstruktion – festgelegt. Die Radwege werden seitdem mit hellgrüner Farbe eingefärbt. Seit November 2017 fahren auch die Stadtbusse im hellgrünen Design unter der Marke EinfachMobil.
Vier Mobilitätsstationen wurden an Haltepunkten des Bus-und Schienenverkehrs errichtet, die Bike- und Carsharing sowie Abstellmöglichkeiten für private Fahrräder bieten. Dafür wurden auf städtischen Liegenschaften und im öffentlichen Straßenraum Flächen zur Verfügung gestellt. Ergänzend gibt es zwölf kleinere Bike- und zwei Carsharing-Stationen. Alle Stationen sind in einheitlichem Design gehalten. Die Mobilitätskarte öffnet die Sharing-Angebote und ermöglicht ihre rabattierte Nutzung. Der städtische Busverkehr ist derzeit noch nicht im Angebot enthalten.
Alle, die neu nach Offenburg zuziehen, bekommen ein Infopaket mit Mobilitäts-Stadtplan, Gutscheinen für ein kostenloses Schnupper-Ticket für den Öffentlichen Verkehr und den kostenlosen Bezug der EinfachMobil-Mobilitätskarte. Ziel war von Beginn weg, die Marke EinfachMobil und das System der Mobilitätsstationen auch in die Region auszuweiten. Im November 2017 gab der Gemeinderat dafür grünes Licht. Die digitale Verknüpfung soll bis zum Jahr 2022 stehen, wenn die in Entwicklung befindliche Mobilitäts-App in Betrieb geht. Die Gesamtkosten für die Umsetzung des Projekts EinfachMobil mit den ersten Mobilitätsstationen belaufen sich auf 590.000 Euro, 353.000 Euro davon konnten durch Fördermittel finanziert werden.
Münster: Bestpreis-Busticket für Radfahrende
„In Münster startete die Pluscard im Jahr 2001 als Kundenkarte der Stadtwerke“, erinnert sich Reinhard Schulte, Leiter Nahverkehrsmanagement bei den Stadtwerken Münster. „Seit dem Jahr 2013 ist die Pluscard eine Chipkarte und wird zur elektronischen Prüfung des Zeitkarten-Abos im Bus genutzt. Diese technische Umstellung ermöglichte auch die Einführung des 90-Minuten-Tickets, eines dynamischen Tickets mit Bestpreis-Garantie als spezielles Angebot für jene, die nur gelegentlich den Öffentlichen Verkehr nutzen. Werden am Tag drei oder mehr Einzelfahrkarten abgebucht, wird am Ende des Tages automatisch nur der Preis für ein Tagesticket verrechnet. „Zielpublikum sind Gelegenheitsfahrgäste, zum Beispiel Radfahrende, die etwa wegen Schlechtwetters auf den Bus umsteigen, aber keine Zeitkarte für den Öffentlichen Verkehr haben“, erklärt Schulte. Bezahlt wird monatlich per Bankeinzug. Die Stadt Münster, in der rund 310.000 Menschen wohnen, hat einen Radverkehrsanteil von 40 Prozent. Bereits rund 100.000 Pluscards sind ausgegeben – 40.000 mit Zeitkarten-Abonnements, 60.000 mit dem dynamischen Ticket mit Bestpreis-Garantie.
Die Pluscard ist auch Schlüssel zum Carsharing-Angebot, das mit mehr als 200 Fahrzeugen an 40 Stationen. Ein weiteres mit der Pluscard zugängliches Mobilitätsangebot sind vier Fahrrad-Gemeinschaftsboxen an wichtigen Haltestellen, drei für 60, eine für 120 Fahrräder. Sie sind versperrt, videoüberwacht, beleuchtet und überdacht. „Immer mehr Städte schnüren ein Mobilitätspaket, das sich nicht auf Bus und Straßenbahn beschränkt, sondern ergänzende öffentlich zugängliche Mobilitätsangebote wie Car- und Bikesharing integriert,“ so Philipp Kosok vom VCD, der in einer Studie existierende Angebote in Deutschland analysiert hat.
Von Christian Höller
Reinhard Schulte
Stadtwerke Münster GmbH
"Die Umstellung auf eine elektronische Chipkarte ermöglichte auch die Einführung eines dynamischen Tickets mit Bestpreis-Garantie als spezielles Angebot für jene, die nur gelegentlich den Öffentlichen Verkehr nutzen."