Mit Bus und Bahn die Nähe entdecken

Das lokale Bahn- und Busangebot ist oft besser als sein Ruf. Denn in den letzten Jahren kamen viele neue Angebote hinzu. Dadurch eröffnen sich oft schöne Ausflugsmöglichkeiten mit einem Flair von Abenteuer und Naturnähe.

Von Loris Knoll

Öffentlicher Nahverkehr genießt im Stadtverkehr einen hohen Stellenwert. Wenn es allerdings um den Ausflug ins Grüne, an den Badesee oder in die Berge geht, wird nach wie vor oft selbstverständlich das Auto für die Anreise gewählt. Dabei funktionieren dafür auch öffentliche Verkehrsmittel oft wunderbar und bieten sogar einen zusätzlichen Erholungs- und Erlebniswert.

Informiert gut starten

Zunächst einmal braucht es Information, damit aus erholungssuchenden Menschen Fahrgäste werden. Der Verkehrsverbund Steiermark zeigt das seit 20 Jahren, wie Geschäftsführer Peter Gspaltl erklärt: „Der Freizeitbereich ist – neben dem Pendelund Schulverkehr – ein wichtiges Standbein der steirischen Öffis. In mehr als 40 Wanderfoldern präsentieren wir öffitaugliche Ausflüge von A nach B, bei denen nicht wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt werden muss. In der Freizeitdatenbank der Website des Verkehrsverbund Steiermark finden sich rund 250 Freizeitziele in der Steiermark, die mit Bus und Bahn erreichbar sind. Das Freizeit-Ticket – steiermarkweite Tageskarte an Wochenenden – ist dazu oft die passende Fahrkarte.“ Auch der Österreichische Alpenverein gibt Broschüren für autofreie freie Wanderungen heraus. Kürzlich hat auch Niederösterreich die Broschüre „Bahn, Bus & Rad. Nachhaltig zu und auf Niederösterreichs TopRadrouten unterwegs“ vorgestellt, mit 16 Radtourenvorschlägen inklusive Vorschlägen für Anreise mit Bahn oder Bus. Wer sich beim Wandern spontan für einen anderen Weg umentscheidet, merkt schnell, dass die Flexibilität steigt, wenn nicht zum Auto zurückgekehrt werden muss, sondern dank Öffentlichem Verkehr jede Haltestelle, von der nach Hause gefahren werden kann, ein potenzieller Zielort ist. Genauso schätzt, wer bei direkten Ausflugszielen, wie den Myrafällen, aus dem Bus steigen kann, ohne lange Fahrten für Parkplatzsuche zu benötigen. Oder wer auf vielen Tiroler Buslinien bei ausreichend freiem Platz flexibel sein Fahrrad mitnehmen kann. Im Salzkammergut gibt es auf der touristisch stark nachgefragten Regionalbuslinie 150 einen eigenen, per App verfügbaren Audioguide, der über die Umgebung informiert. Ähnliches bieten die ÖBB auf der Semmering-Bahnstrecke.

Auch am Wochenende

Immer mehr Verkehrsverbünde setzen auch auf ein gutes Verkehrsangebot am Wochenende. So fahren fast alle Regionalbahnen in Niederösterreich seit dem Jahr 2019 auch am Wochenende mindestens im Stundentakt, sei es ins Erlauftal oder ins Schneebergland. Während sich der regionale Busverkehr lange Zeit auf den Schul- und den Arbeitspendelverkehr beschränkte, bieten heute Buslinien an zahlreichen Bahnhöfen auch wieder am Wochenende Anschlüsse in Seitentäler und Nachbardörfer etwa im Piestingtal, genauso wie in Osttirol oder schon seit längerem in großen Teilen Vorarlbergs. Das ermöglicht nicht nur Frischluft suchenden Stadtmenschen Ausflüge in die Region, sondern rückt auch für die lokale Bevölkerung vor Ort die Lokalbahn und den Regiobus als verlässliches Verkehrsmittel wieder stärker ins Bewusstsein. Das auch den Freizeitverkehr berücksichtigende Angebot kann somit ein Hebel sein, dass auch für Arbeits- und Einkaufswege vermehrt der Öffentliche Verkehr genützt wird, der dadurch gestärkt wird. Auch das von der Bundesregierung Österreichs geplante 1-2-3-Jahresticket wird dazu beitragen, dass auch für Freizeitwege vermehrt die Öffis benützt werden, da zusätzlich der Aufwand, sich mit Tarifen und Fahrscheinkäufen beschäftigen zu müssen, wegfällt.

Flexible Lösungen ergänzen das Angebot

Nicht überall ist ein Linienverkehr im Takt die Lösung. Oft werden mit Sammeltaxis und Rufbussen flexibel Angebotslücken geschlossen. So kann unter Vermeidung von Leerfahrten dennoch ein ganztägiges großes Streckennetz angeboten werden. So bietet das Traunstein-Taxi in Oberösterreich seit heuer auf 14 Routen durch 17 Gemeinden täglich ein stündliches Mobilitätsangebot, das bei Anruf fährt, wie es Andreas Murray, Geschäftsführer vom Tourismusverband Traunsee-Almtal beschreibt: „Mit dem Traunstein-Taxi wird Besucherinnen und Besuchern wie auch Einheimischen eine wichtige Möglichkeit geboten, ohne privates Auto auszukommen. Das Traunstein-Taxi versorgt nicht nur Gäste, sondern auch die einheimische Bevölkerung auf der ‘letzten Meile’.“ In den vergangenen Jahren nahm die Anzahl der Gäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, immer mehr zu. Auch andernorts gibt es gute Beispiele, wo Gäste gleichermaßen profitieren wie die lokale Bevölkerung, etwa das Sammeltaxi SAM in der Oststeiermark oder das W3-Shuttle in Werfenweng, einem der 21 „Alpine Pearls“-Urlaubsorte, welche autofreien Urlaub im Alpenraum breitenwirksam bewerben. Und der Öffentliche Verkehr hält auch immer wieder sympathische Überraschungen bereit – wenn etwa der Buslenker gleich das tagesaktuelle Mittagsmenü vom Wirtshaus an der Endstation nennen kann. Oder im Regionalzug eine Dorfbewohnerin lokale Tipps gibt, die sonst verborgen geblieben wären. Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben und Lust auf ein nächstes Mal machen.

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