Mobilitätsmanagement in Tourismusregionen
Immer mehr Menschen wünschen sich Nachhaltigkeit nicht nur im Alltag, sondern auch im Urlaub. Zahlreiche Destinationen in Österreich bieten umweltverträgliche Mobilitätskonzepte. Oft verbessern diese auch das Mobilitätsangebot für die lokale Bevölkerung.
Von Susanne Wolf
E-Lois ist wieder unterwegs und lädt Gäste und Einheimische ein, aufs Auto zu verzichten. E-Lois ist ein Shuttlebus in Werfenweng. Die Gemeinde im Salzburger Land ist bekannt für nachhaltige Mobilitätsangebote, die nicht nur Urlaubsgästen, sondern auch der Bevölkerung zur Verfügung stehen. So kann E-Lois telefonisch gebucht werden, mit der Werfenweng Card ist er kostenlos. Zusätzlich steht ein Verleih von E-Autos und E-Fahrrädern zur Verfügung. Die Angebote waren ursprünglich für Urlaubsgäste geplant, werden aber nun ebenso von Einheimischen genutzt. Das hat zwei Vorteile: Die Akzeptanz wird gefördert und das Angebot konnte ausgebaut werden. Werfenweng ist Teil der Alpine Pearls, einem Netzwerk aus 19 Urlaubsorten in den Alpen, die einen hohen Anspruch an Nachhaltigkeit und umweltverträgliche Mobilität haben.
Mobilitätsmanagement vermitteln und lernen
Das Interesse an umweltverträglichem Urlaub steigt und dementsprechend die Zahl der Angebote. Das Klimabündnis Österreich hat diesen Trend erkannt und bietet seit diesem Jahr den Lehrgang „Mobilitätsmanagement in Gemeinden und im Tourismus“ an. Die Ausbildung richtet sich nicht nur an politisch Verantwortliche oder Tourismusverbände, sondern auch an Interessierte aus der Bevölkerung. „Der Lehrgang vermittelt ein fundiertes Basiswissen zum breiten Spektrum nachhaltiger Verkehrsgestaltung in der Gemeinde und in der Tourismusregion – erstmals mit dem Fokus auf Tourismus“, sagt Bernhard Kalteis vom Klimabündnis Österreich. „Die Gemeinde oder Region erhält mit Mobilitätsbeauftragten kompetente Ansprechpersonen für alle Verkehrsbelange.“
Lückenlose Mobilität vor Ort
Mobilitätsmanagement wird für Urlaubsregionen immer wichtiger, so auch in Kärnten, wo es zahlreiche Angebote für Urlaubende gibt, die ohne Auto anreisen: Das Bahnhof- Shuttle Kärnten etwa schließt die „letzte Meile“ zwischen Bahnhof und Unterkunft oder Ausflugsziel. „Das Shuttle-Service ist seit dem Jahr 2017 in Betrieb und verbindet mittlerweile über 6.000 Unterkünfte sowie über 250 Ausflugsziele mit 19 Kärntner Bahnhöfen“, sagt Daniel Wurster-Ellinger von der Touristischen Mobilitätszentrale Kärnten (TZM). Die Mobilitätszentrale wurde in Kooperation von acht Tourismusregionen, dem Land Kärnten und der Kärnten Werbung ins Leben gerufen. Regionale Mobilitätskonzepte wie das Nockmobil, Lila oder Südmobil sollen die lückenlose Mobilität vor Ort sichern. „Mit dem Projekt Nockberge-Nockmobil verfolgen wir den Ansatz, Mobilität abseits des eigenen Pkw wie in einer Großstadt anzubieten“, so Wurster-Ellinger. „Wir haben natürlich nicht den Anspruch und Bedarf, im Fünf-Minuten-Takt bestimmte Strecken zu bedienen. Es geht vor allem darum, dass Einheimische und Gäste ein verlässliches, flexibles und günstiges Mobilitätsangebot vorfinden.“
Auch die Bahn ist Teil des Kärntner Gesamtkonzepts: Mit dem Angebot „Freie Fahrt mit Gästecard“ können Urlauberinnen und Urlauber mit einer Gästekarte das S-Bahn-Angebot in Kärnten kostenlos nutzen. „Wir sprechen mit diesem Angebot Gäste an, die sonst unsere Destination nicht als Urlaubsziel wählen würde“, sagt Daniel Wurster-Ellinger, „Viele Menschen in Ballungsräumen besitzen keinen Pkw mehr.“ Gleichzeitig gehe der Trend auch dahin, zwar mit dem eigenen Auto anzureisen, dieses dann aber im Urlaub stehen zu lassen und öffentlich zugängliche Mobilitätsangebote zu nutzen.
Angebote für Urlaubsgäste
Im Osten Österreichs, am Neusiedler See, können sich Urlaubsgäste wie Einheimische ebenfalls auf lokale Mobilitätsangebote verlassen: In Orten wie Purbach oder Breitenbrunn bringt der Gmoa-Bus nicht nur Gäste vom Bahnhof zum See, sondern auch Ortsansässige zu gewünschten Zielen. Es gibt keine fixen Fahrpläne und Haltestellen, der Bus kann wie ein Taxi telefonisch für Fahrten im Ort bestellt werden. Dadurch soll einerseits der innerörtliche Verkehr reduziert und andererseits die Mobilität weniger mobiler Bevölkerungsgruppen wie von Kindern, Jugendlichen oder älteren Menschen erhöht werden.
Die Beispiele aus Salzburg, Kärnten und dem Burgenland zeigen, welche Ansatzpunkte im touristischen Mobilitätsmanagement möglich sind. Das Spektrum reicht von Kooperationen mit dem Öffentlichen Verkehr, Wander- und Skibussen, Shuttle- Diensten und Sammeltaxis, Carsharing- und Radverleih bis hin zu bewusstseinsbildenden Maßnahmen und der Einrichtung regionaler Koordinationsstellen oder Mobilitätsbeauftragter. Mobilität in der Freizeit steht auch in Beziehung zu Arbeits- und Dienstwegen, Synergieeffekte sind möglich. Im besten Fall kann touristische Mobilitätsinfrastruktur das Mobilitätsangebot erhöhen und auch von Pendelnden genutzt werden.