Mobilitätsvielfalt statt Garagenbaupflicht

Stadtplanung und Wohnbau setzen zunehmend auf innovative Mobilitätslösungen. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Klimabilanz aus, so können auch Pkw-Stellplätze im Wohnbau reduziert und Kosten gespart werden.

Ein autofreies Wohngebiet, dessen Bewohnerinnen und Bewohner gemeinschaftliche Mobilitätslösungen mitgestalten. So sieht das Konzept für das Stadtentwicklungsgebiet Neu Leopoldau im 21. Wiener Gemeindebezirk aus. Zum Mobilitätsangebot „LeoMobil“ gehört eine Anbindung an U-Bahn und S-Bahn ebenso wie Angebote im Wohngebiet. „Neben Carsharing stehen im Stadtentwicklungsgebiet Neu Leopoldau E-Scooter und Bikesharing zur Verfügung, dazu Transportfahrräder und Fahrradanhänger für den Gütertransport“, erklärt Caroline Aichholzer vom digitalen Dienstleister Upstream Mobility. Das Tochterunternehmen der Wiener Stadtwerke hat das Mobilitätsangebot zur gemeinschaftlichen Nutzung entwickelt. LeoMobil fördert zudem die Vernetzung der Bewohnerinnen und Bewohner von Neu Leopoldau mit einer digitalen Plattform. Alle Interessierten sind eingeladen, sich bei der gemeinschaftlichen Weiterentwicklung des Mobilitätsangebots einzubringen. „Auf diese Weise wird beispielsweise auch das private Sharing von Autos gefördert“, so Aichholzer. Anfang des Jahres 2019 soll Neu Leopoldau fertiggestellt sein, für 3.000 Menschen werden 1.400 Wohnungen zur Verfügung stehen. Das Mobilitätskonzept wird auch bei anderen Stadtentwicklungsgebieten zur Anwendung kommen.

Win-Win-Situation durch weniger Pkw-Stellplätze

Im Zuge der europaweiten Smart-City-Initiativen setzen Stadtplanungsbüros und zunehmend auch Wohnbauunternehmen auf innovative Mobilitätslösungen, um den Verkehr nachhaltiger und emissionsärmer zu gestalten. Eine Triebkraft ist hier die erzielbare Verringerung von Pkw-Stellplätzen im Wohnbau und die daraus resultierende Einsparung von rund 15.000 Euro pro Tiefgaragenplatz. Eine Win-Win-Situation für Wohnbauunternehmen und Bewohnerinnen und Bewohner, denn der Anteil einer Tiefgarage an den Gesamtkosten für eine durchschnittliche Wohnung beträgt etwa elf Prozent.

Auch die Stadt Graz setzt bei Wohnbauten zunehmend auf die Reduktion von Kfz-Stellplätzen. Mobilitätsverträge zwischen Stadt und Projektausführenden sollen den Kfz-Verkehr verringern, durch Angebote und Informationen zur einfacheren Nutzung von Öffentlichem Verkehr, Carsharing und E-Mobilität. „Wir haben bereits 27 Mobilitätsverträge abgeschlossen, drei Bauvorhaben wurden realisiert und bezogen“, sagt Barbara Urban von der Abteilung für Verkehrsplanung der Stadt Graz. Zu den Maßnahmen gehören Radabstellplätze, (E-)Carsharing, Jahreskarten für den Öffentlichen Verkehr bei Erstbezug oder Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge. „Die Rückmeldungen der Bewohnerinnen und Bewohner sind durchwegs positiv“, so Urban.

E-Mobilität in der Wohngenossenschaft

Geteilte Elektro-Mobilität: Bei der E-Mobilitätsstation im Wohnviertel Domagkpark in München können Mitglieder der Wohngenossenschaft Elektro-Autos, E-Transporträder, E-Scooter und Fahrradanhänger ausleihen.

Auch die Münchner Wohngenossenschaft Wogeno stellt ihren Mitgliedern an vier Standorten Alternativen zum eigenen Auto zur Verfügung. Bei der E-Mobilitätsstation im Wohnviertel Domagkpark können Elektro-Autos, E-Transporträder, E-Scooter und Fahrradanhänger geliehen werden. „Mit Mobilitätsstationen will die Stadt den Herausforderungen von beschränkten Platzverhältnissen und unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen begegnen. Ziel ist es, mehr Mobilität ohne eigenes Auto zu ermöglichen“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter bei der Eröffnung. Die E-Mobilitätsstation am Domagkpark wurde beim Bau der Wohnanlage bereits mitgeplant und von der Landeshauptstadt München gefördert. Durch die Integration der Mobilitätsstationen könnte beim Bau der Wogeno-Wohngebäude auf einen Teil der gesetzlich vorgeschriebenen Parkflächen verzichtet und Baukosten eingespart werden.

Von Susanne Wolf

Caroline Aichholzer
Upstream Mobility

"Neben Carsharing stehen im Stadtentwicklungsgebiet Neu Leopoldau in Wien E-Scooter und Bikesharing zur Verfügung, dazu Transportfahrräder und Fahrradanhänger für den Gütertransport."

Barbara Urban
Verkehrsplanung der Stadt Graz

"Wir haben bereits 27 Mobilitätsverträge abgeschlossen. Ziel ist, durch Angebote und Informationen zur einfacheren Nutzung von Öffentlichem Verkehr, Carsharing und E-Mobilität den Kfz-Verkehr zu verringern."

Zurück zur Übersicht