Multimodal in Europa
Von Ulla Rasmussen
VCÖ-Verkehrspolitik
Die Europäische Union ist getrieben von der Vision grenzenloser, freier Personenmobilität und eines ebensolchen Warenverkehrs. Doch diese Vision ist heutzutage mit anderen politischen und gesellschaftlichen Zielen in Einklang zu bringen. Während herkömmliche Grenzen fallen, setzen neue Luftqualitäts- und Energieverbrauchswerte dem Personen- und Warenverkehr Limits. Da diese vor allem dem Verkehr und nicht der Mobilität an sich Grenzen setzen sollen, wird die Entwicklung auch europaweit in Richtung effizienter, multimodaler Mobilität gehen. Derzeit sind wir davon allerdings noch weit entfernt.
>> Neue Ziele erfordern neue Grenzen. <<
International wettbewerbsfähige Multimodalität braucht wirksame Regeln. Im Güterverkehr werden in Europa Lkw monomodal von Tür zu Tür fahren, solange dies am billigsten ist. Billiger, weil es lediglich eine mögliche Maximal-Maut, also Obergrenze, im TEN-Straßennetz gibt. Eine verpflichtende Mindest-Maut wird hoffentlich die lang erwartete Mitteilung der EU-Kommission zur Bemautung von Straßen bringen. Auch sind auf der Straße Sicherheitsbestimmungen sowie Arbeitsrechte viel schwieriger zu kontrollieren als auf der Bahn. Es braucht Rahmenbedingungen, die der Kombination Bahn und Fahrzeuge für die Feinverteilung faire Chancen einräumen.
Tickets von zentralen Plattformen buchen, die Möglichkeiten fürs Weiterkommen vor Ort mitliefern – der Flugverkehr zeigt im internationalen Personenverkehr, wie viel Service möglich ist. Ziel sollte sein, dass jede EU-Hauptstadt im internationalen Reiseverkehr gut mit der Bahn erreichbar ist.
Zum eigentlichen Ziel geht die Reise vom Zielbahnhof oder -flughafen meist noch weiter. Hier wird deutlich, die Verkehrspolitik konzentriert sich vor allem auf Reisende, die regelmäßig auf der gewählten Strecke fahren. Elektronisches Ticketing verringert dieses Problem für geschäftlich oder touristisch Reisende nicht, wenn sie keine elektronische Karte besitzen, sich selbst für einen kurzen Aufenthalt registrieren müssen und ohne Wohnsitz vielleicht gar nicht können. Um internationale multimodale Mobilität voranzutreiben, die mit Klimaschutz, Energiesicherheit und guter Luftqualität vereinbar ist, müssen nationale Lösungen auch international Reisende berücksichtigen.
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