Nachgefragt - Günter Emberger

„Der Verzicht auf Firmenparkplätze muss sich betriebswirtschaftlich rechnen“

Porträtfoto von Günter Emberger
Günter Emberger, Leiter des Forschungsbereichs Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien

Günter Emberger, Professor und Leiter des Forschungsbereichs Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien erklärt, warum Firmenparkplätze ökologisch problematisch sind – und was sich ändern müsste, damit Unternehmen vermehrt auf andere Mobilitätskonzepte setzen.

VCÖ-Magazin: Welche Auswirkungen haben Firmenparkplätze auf die Mitarbeitermobilität?

Günter Emberger: Wenn es am Arbeitsplatz einen Parkplatz gibt, ist das einer der stärksten Anreize, mit dem Auto zu pendeln. Das ist ein ganz einfacher Zusammenhang.

VCÖ-Magazin: Warum sind diese Parkplätze für Unternehmen so attraktiv?

Günter Emberger: Für viele Firmen machen Firmenparkplätze aus betriebswirtschaftlicher Sicht Sinn. Betriebsgelände werden häufig auf der grünen Wiese errichtet, weil dort die Grundstücke von den Gemeinden sehr billig verkauft oder sogar gratis zur Verfügung gestellt werden. Damit sind auch die Parkplätze billig. Das Ganze funktioniert aber nur, weil die negativen Effekte externalisiert werden. Die Zeitkosten für das Pendeln werden somit auf die Arbeitskräfte ausgelagert. Die monetären Kosten für die Fahrt von und zum Arbeitsplatz tragen die Pendlerinnen und Pendler zum Teil selbst; zusätzlich haben sie auch das Risiko von Verkehrsunfällen. Über das Pendelpauschale und andere Förderungen trägt auch der Staat einen Teil der Kosten für den Standortfehler der Firma. Und die Umwelt zahlt drauf: durch die Bodenversiegelung, durch die Emissionen des Autoverkehrs wie CO2, Luftschadstoffe, Lärm und Feinstaub. Es entsteht auch Druck, die Straßenverkehrsinfrastruktur auszubauen. Damit wird wortwörtlich die Autoabhängigkeit einzementiert (asphaltiert) und das Geld fehlt für den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs.

VCÖ-Magazin: Wie kann eine Lösung aussehen?

Günter Emberger: Es darf nicht mehr möglich sein, neue Standorte auf der grünen Wiese zu errichten. Wesentlich ist es finanzielle
Anreize zu geben, damit Firmenstandorte ÖV-affin angelegt werden. Betriebliche Mobilitätskonzepte, die den Zielvorgaben Österreichs und der EU entsprechen, müssten Voraussetzung sein. Diese Konzepte müssen die Mobilität nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch für den Warentransport und den Kundenverkehr beinhalten. Parndorf darf sich nicht wiederholen. Für Betriebe
ab einer bestimmten Mitarbeiteranzahl sollte es eine Verpflichtung zum Anschluss an den Öffentlichen Verkehr geben. Eine weitere
Möglichkeit ist auch eine Verkehrserregerabgabe. Und es muss auch das Thema Firmenwagen angegangen werden, die Stellplatzverordnungen sind ein weiterer Hebel. Jedenfalls muss sich der Verzicht auf Parkplätze für Firmen betriebswirtschaftlich rechnen, damit hier ein Umdenken und Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr ermöglicht wird.

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