Neue Mobilität bringt neue Jobs

Investitionen in die Bahn schaffen Arbeitsplätze: Gleisbau und Gleiserhaltung, Tunnelsanierung, Baustellenmanagement – im Bereich Bahntechnik gibt es viele Jobs.

Nach Berufen im öffentlichen Personenverkehr gefragt, fällt den meisten Menschen Lokführer oder Schaffnerin ein. Die Vielfalt an Berufen bei Bahn, Bus und neuen Mobilitätsdienstleistungen ist jedoch wesentlich größer.

Von Jutta Berger

Den Großteil der Jobs im Öffentlichen Verkehr bietet die Bahn mit rund 47.000 Beschäftigten. Weniger bekannt ist, dass die Bahnindustrie in Österreich eine wesentliche Arbeitgeberin ist. Rund 9.900 direkt Beschäftigte meldete der Verband der Bahnindustrie im Jahr 2020. Jedes dieser Beschäftigungsverhältnisse sicherte rechnerisch einen weiteren Arbeitsplatz außerhalb der Bahnindustrie in Österreich.

Boombranche Bahnindustrie

„Die Nachhaltigkeit der Branche“ war für die Personalmanagerin Melissa Jäger vor vier Jahren der Beweggrund, zur Rhomberg Sersa Group zu wechseln. Das Unternehmen mit Hauptsitzen in Bregenz und Zürich versteht sich als Komplettanbieter im Bereich Bahntechnik. Zu seinen Leistungen zählen unter anderen Gleisbau und Gleiserhaltung, Tunnelsanierung, Baustellenmanagement, Logistik. Ein weiterer Grund sich bei diesem Unternehmen der Bahnindustrie zu bewerben war, „dass es sich um ein Familienunternehmen handelt, das sichere und langfristige Arbeitsplätze bietet“. Knapp 2.500 Menschen arbeiten in der international tätigen Rhomberg Sersa Group. Das Spektrum reicht vom Lehrling bis zur Managerin. Gleisbauer, Bauleiterinnen, Elektroingenieure, Geologinnen, Menschen mit IT-Ausbildung – die Liste der Berufe ließe sich noch beliebig erweitern. Gearbeitet wird in sieben Staaten auf den drei Kontinenten Europa, Nordamerika und Australien. Menschen, die aus anderen Branchen quer einsteigen möchten „haben bei uns alle Chancen“. Schließlich ließen sich fehlende fachliche Skills in der unternehmenseigenen Akademie oder bei individuellen Ausbildungsangeboten aneignen. Die Bahnindustrie sei zukunftssicher, meint Jäger: „Die Bahnbranche bekommt durch Klimaschutzziele und Digitalisierung zusätzlichen Anschub.“

Mobilitätsplattform schafft Anreize

Es muss nicht immer Öffentlicher Verkehr sein. Damit Menschen klimaverträglich „ummadum“ kommen, hat das Tiroler Startup gleichen Namens eine App entwickelt, die zum Gehen, Radfahren und Fahrzeug-Sharing motivieren soll. Die Tiroler Mobilitätsplattform arbeitet mit dem Belohnungsprinzip. Wer klimafreundlich unterwegs ist, bekommt Punkte, die dann in Gutscheine getauscht oder direkt in 2.400 Geschäften eingelöst werden können. Rene Schader, Gründer und CEO, hat mit der jungen Firma 15 Arbeitsplätze für Menschen mit IT- beziehungsweise Kommunikationsausbildung geschaffen. Allen gemeinsam sei „eine gehörige Portion Weltveränderungs-DNA“, sagt Schader. Er sieht in der Mobilitätswende eine große Chance für die regionale Wirtschaft: „Neue Produkte und Dienstleistungen werden positive Impulse geben. Einer der größten Treiber im Mobilitätsbereich ist die Digitalisierung.“ Es gelte Softwarelösungen zu schaffen, „die den Mobilitätsmarkt komplett umkrempeln“. Dazu müssten in Österreich entsprechende Kompetenzen aufgebaut werden. Denn der Bedarf der IT-Branche an Fachleuten, die digitale Anwendungen benutzerfreundlich, attraktiv und effizient gestalten, wachse stark. Ein Beispiel für das Umkrempeln sei die App Ummadum. Gemeinden und Unternehmen stellen Mobilitätsbudgets zur Verfügung. Benutzerinnen und Benutzer sammeln über die App ihre Geh-, Radel- und Mitfahrkilometer, die App wandelt in Bonuspunkte um, die im Handel eingelöst werden können. Für Nutzende ist die App gratis, Unternehmen und Gemeinden, zurzeit 80 an der Zahl, bezahlen für die Dienstleistung. Die App ist für sie imagefördernd, hat aber auch konkreten Nutzen: Beschäftigte oder Bevölkerung werden zur nachhaltigen Mobilität und damit zum CO2-Reduzieren motiviert. „Ein Großteil der Userinnen und User sind Personen, die zur Arbeit pendeln, die über die App vor allem die letzte Meile bewältigen“, sagt Schader. Langfristiger Nutzen von Gemeinden und Unternehmen ist sinkender Bedarf an Parkplätzen und Straßen. Steuerliche Anreize könnten die Bereitschaft zur Zusammenarbeit weiter vergrößern, sagt Schader.

Green Jobs durch Mikro-ÖV

Würden Mikro-ÖV-Angebote über das ganze Bundesgebiet ausgerollt, könnten kurzfristig mehr als 1.000 neue Green Jobs geschaffen werden, sagt Alexander Fellner-Stiasny, Geschäftsführer der ISTmobil GmbH. Die Grazer Firma, im Jahr 2013 gegründet, beschäftigt 30 Menschen. Sie schaffen bedarfsgerechte Mobilitätsangebote im ländlichen Raum durch die Vermittlung von Anrufsammeltaxis. Ihre Distributionssoftware wird österreichweit in 15 Bezirken und rund 160 Gemeinden eingesetzt. Rund 100 Jobs wurden bei regionalen Kleinst- und Kleinbetrieben des Personenbeförderungsgewerbes in den Regionen durch das neue Mobilitätsangebot geschaffen, so Fellner-Stiasny. Die Mobilitätswende befördert gesellschaftliche Veränderungen, ergab eine Studie aus Deutschland. So werden 220.000 Arbeitsplätze voraussichtlich wegfallen, aber 280.000 dazukommen.

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VCÖ: Österreich ist klarer EU-Spitzenreiter im Schienenverkehr

VCÖ (Wien, 20. September 2024) – In keinem anderen EU-Land werden pro Person so viele Kilometer mit Bahn, Bim und U-Bahn gefahren wie in Österreich, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von jetzt veröffentlichten Daten der EU-Kommission zeigt. Mit 2.160 Kilometer pro Person und Jahr werden in der rot-weiß-roten Alpenrepublik doppelt so viele Kilometer auf der Schiene gefahren wie im EU-Schnitt, gleichzeitig wird weniger mit dem Auto gefahren als im EU-Schnitt. Europameister im Schienenverkehr ist aber die Schweiz. Die Mobilitätsorganisation VCÖ betont, dass es in Österreich im Schienenverkehr vor allem bei den Stadt-Umland-Verbindungen und in den Regionen Verbesserungen braucht.  

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VCÖ-Bahnhofstest: Wien Westbahnhof sowie Bahnhof von Lienz und Frohnleiten von Fahrgästen am besten bewertet

Wien (VCÖ, 29. August 2024) – Der Bahnhof von Lienz in Osttirol und Frohnleiten in der Steiermark sowie der Wiener Westbahnhof wurden von den Fahrgästen beim diesjährigen VCÖ-Bahnhofstest am besten bewertet. Zum schönsten Bahnhof wurden von den Fahrgästen der Wiener Hauptbahnhof und der Bahnhof Feldkirch in Vorarlberg gewählt. Beim VCÖ-Bahnhofstest haben rund 13.500 Fahrgäste in den Zügen sowie online die Bahnhöfe bewertet. Insgesamt sehen die Fahrgäste bei den Wartebereichen, den WC-Anlagen und der Anzahl der E-Ladestationen den größten Verbesserungsbedarf. Drei Viertel der Fahrgäste kommen zu Fuß, mit Öffis oder mit dem Fahrrad zum Bahnhof, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ auf ein weiteres Ergebnis aufmerksam.

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