Peter Weiss im Interview

Peter Weiss

Radverkehrskoordinator der Stadt Salzburg

»Peter Weiss: Seit 25 Jahren Radverkehrskoordinator der Stadt Salzburg«

VCÖ: Du bist seit dem Jahr 1991 Radverkehrsbeauftragter der Stadt Salzburg. Welchen Stellenwert hat das Radfahren in Salzburg heute im Vergleich zu vor 25 Jahren? 

Weiss: Vor 25 Jahren war beispielsweise Radfahren gegen die Einbahn ein großes Streitthema. Inzwischen sind 75 Prozent der Einbahnen für den Radverkehr geöffnet, was Ausweichen auf Gehsteige und Spannungen mit Fußgängerinnen und Fußgängern stark vermindert. Die Förderung des Radverkehrs ist heute politisch unumstritten, das heißt, alle politischen Parteien sehen die Maßnahmen mehr oder weniger positiv.
Berechnungen des Radverkehrsanteils haben für die Jahre 2004 bis 2012 eine Steigerung von 16 auf 20 Prozent ergeben. Und die Tendenz ist weiterhin steigend.

VCÖ: Welche Maßnahmen, die in den 25 Jahren gesetzt wurden, hatten die stärkste Wirkung? 

Weiss: Die wichtigste Maßnahme ist sicher der Ausbau der durchgehenden, kreuzungsfreien Hauptradrouten entlang der Salzach. Die Kampagne „JAhr zum Rad“ im Jahr 1993 und der daraus entstandene jährliche „Salzburger Radfrühling“ hat das Image des Radverkehrs deutlich verbessert. Wichtig ist auch die Summe kleinerer Maßnahmen, die Wertschätzung für die Radfahrenden ausdrücken und das Fahrradklima verbessern: etwa der flächendeckende Ausbau von Rad-Self-Service-Stationen, von diebstahlsicheren Radständern und Radboxen an Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs, Fahrradsicherheitsaktionen (wie Radchecks, Lichtaktion, Radcodierung) und die kontinuierliche Beseitigung von Gefahrenstellen.

VCÖ: Ist das Potenzial zum Radfahren in Salzburg ausgeschöpft oder wo siehst du noch weiteres Potenzial? 

Weiss: Potenzial sehe ich bei den älteren Personen am Übergang in den Ruhestand. Hier orte ich ein großes Bedürfnis, körperlich fit zu bleiben. Gleichzeitig gibt es aus dieser Personengruppe viele Rückmeldungen, dass sie sich durch andere Radfahrende gefährdet fühlen. Daher ist die Verbreiterung bestehender, oft sehr schmaler Radwege unbedingt notwendig und auch der Ausbau baulich getrennten Radwege, auf denen sich diese Zielgruppe wohler fühlt.
Mit speziellen Angeboten wie etwa einer Downhill-Strecke am Gaisberg soll auch die Jugend, die zu 100 Prozent in der Volkschule die Radfahrprüfung absolviert, motiviert werden, dem Rad als Verkehrsmittel auch später treu zu bleiben.
Auch durch einen flächendeckenden Radverleih erwarte ich mir bei der Zielgruppe der Menschen, die nach Salzburg einpendeln, eine Steigerung des Radverkehrs. Dadurch könnte vor allem die Verknüpfung von Öffentlichem Verkehr für die Langstrecke und Radverkehr für die Feinverteilung gefördert werden. Ein Radverleih wird auch zur Entspannung der Radabstellproblematik im Innenstadtbereich beitragen.
Derzeit wird eine neue Radverkehrsstrategie erarbeitet, die frischen Wind in die Radverkehrsförderung bringen soll. 

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