Tempo 30 bewährt sich international

Tempo 30 in Spanien: Seit Mai 2021 gilt in ganz Spanien im Ortsgebiet auf Straßen mit einer Fahrspur je Richtung 30 Stundenkilometer als Höchstgeschwindigkeit.

International setzen immer mehr Städte auf Tempo 30 und Verkehrsberuhigung. Aus guten Gründen, wie die Erfahrungen aus Frankreich, Spanien, Schweden, Finnland und Norwegen zeigen.

Hand aufs Herz, wo möchten Sie wohnen? Entlang einer Straße, wo Autos und Lastwagen 50 km/h fahren dürfen oder an einer Straße, wo maximal Tempo 30 gilt? Niedrigeres Tempo reduziert die vom Kfz-Verkehr ausgehenden Gefahren für unsere Gesundheit, sei es durch Unfälle, Abgase oder Lärm. Folgerichtig fordert auch die Weltgesundheitsorganisation WHO Tempo 30 im Ortsgebiet.

Vorreiterstadt Graz

Die steirische Landeshauptstadt Graz war im Jahr 1992 international ein Vorreiter, als auf allen Nebenstraßen und damit auf rund 80 Prozent des Straßennetzes Tempo 30 eingeführt wurde. Die Zahl der bei Verkehrsunfällen Verletzten ging um 20 Prozent zurück, der Radverkehr nahm in Graz im Unterschied zu anderen Städten schon in den 1990er-Jahren zu. Erfahrungen, die mittlerweile international viele Städte gemacht haben. In Frankreich hat sich die rund 23.000 Einwohnerinnen und Einwohner Stadt Fontenay-aux-Roses im Jahr 2005 zur „Ville 30“ erklärt und damit einen Dominoeffekt ausgelöst. Über 200 Städte haben bereits großflächig Tempo 30 umgesetzt, von Kleinstädten über mittelgroße Städte wie Grenoble und Lille bis hin zur Metropole Paris. Auch in Belgiens Hauptstadt Brüssel ist seit Jänner 2021 Tempo 30 die Regel und höheres Tempo die zu begründende, seltene Ausnahme. Brüssel hat auch die Auswirkungen auf die Fahrzeiten untersucht. Ergebnis: Die Fahrzeiten blieben auf jeder untersuchten Strecke unabhängig von der Tageszeit gleich. Tempo 30 hat zu weniger Stop & Go und einem gleichmäßigeren Verkehrsfluss geführt, dadurch auch die Schadstoff- und Lärmbelastung reduziert.

Tempo 30 in Spanien

Auch in Spanien ist niedrigeres Tempo in den Städten weit verbreitet. Bereits im Jahr 1999 hat die galizische Stadt Pontevedra großflächig Tempo 30 eingeführt und das Zentrum überhaupt zur Begegnungszone gemacht, wo Fußgängerinnen und Fußgänger Vorrang haben. Palma de Mallorca mit 420.000 Menschen größer als Graz führte im Oktober 2020 auf mehr als 90 Prozent der Straßen Tempo 30 ein. Der Bürgermeister nannte mehr Verkehrssicherheit und bessere Bedingungen für den Radverkehr als Hauptziele der flächendeckenden Einführung von Tempo 30. Seit Mai 2021 gilt zudem in ganz Spanien im Ortsgebiet auf Straßen mit einer Fahrspur je Richtung 30 Stundenkilometer als Höchstgeschwindigkeit. Punkto Verkehrssicherheit ist in Europa Skandinavien ein Vorreiter. Das schwedische Parlament hat bereits im Jahr 1997 die „Vision Zero – Null Verkehrstote“ als Richtlinie für die Verkehrssicherheitspolitik beschlossen. Niedrigeres Tempo und Verkehrsberuhigung sind dabei eine zentrale Maßnahme. Auch in der finnischen Hauptstadt Helsinki gilt in den Wohngebieten und im Zentrum großflächig Tempo 30. Ähnlich setzt auch die norwegische Hauptstadt Oslo auf Verkehrsberuhigung, Ausweitung von Tempo 30 und autofreie Straßen. Oslo und Helsinki erreichten als erste größere Hauptstädte Europas im Jahr 2019 das Ziel, dass keine Fußgängerinnen und Fußgänger und keine Radfahrenden bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen. „Gesundheit ist unser höchstes Gut.“ Für immer mehr Städte ist das nicht nur eine hohle Phrase, sondern auch bezüglich Tempolimits gelebte Realität.

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Zukunftsorientierte kommunale Mobilitätsverordnung

„Angebot schafft Nachfrage“ war das Motto, nach dem in Feldkirchen bei Graz im Mai 2024 eine neue Mobilitätsverordnung für den Wohnbau beschlossen wurde. Erstmals vorgegeben wird, dass je Wohnung drei Fahrrad-Stellplätze mit Mindestqualitätsvorgaben zu errichten sind. Die Anzahl der verpflichtenden Pkw-Stellplätze hängt ab von der Größe des Bauvorhabens, dem Angebot des Öffentlichen Verkehrs sowie der Bereitstellung von Car-, Bike- und Transportrad-Sharing.

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Symbolbild

VCÖ: Jeder 3. Verkehrstote außerhalb des Ortsgebiets wegen nicht angepasster Geschwindigkeit

VCÖ (Wien, 7. November 2024) – 108 Todesopfer, 1.200 schwer Verletzte und 5.138 leicht Verletzte – das ist die Opferbilanz von Verkehrsunfällen in Österreich, die im Vorjahr wegen nicht angepasster Geschwindigkeit verursacht wurden, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Auf Österreichs Straßen herrscht eine Schnellfahrkultur. Der Anteil der Überschreitungen von Tempolimits ist in Österreich deutlich höher als beispielsweise in der Schweiz. In der Schweiz ist die Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits niedriger als in Österreich. Die Einhaltung von Tempolimits hängt neben den Toleranzgrenzen und der Anzahl der Kontrollen auch von der Straßengestaltung ab, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

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Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße