VCÖ-Fachkonferenz
Verkehrsberuhigung von Wales und Gent bis Bregenz und Wr. Neudorf
Verkehrsberuhigung und Tempo 30 statt 50 sind wirksame Maßnahmen, um die Zahl der Unfälle und Verkehrslärm zu verringern und die Lebensqualität zu erhöhen, wie bei der VCÖ-Fachkonferenz präsentierte Good-Practice Beispiele zeigten.
Seit dem Jahr 2017 kann der Autoverkehr die inneren Bezirke der belgischen Stadt Gent nicht mehr durchfahren. Eine Fläche, die fast dreimal so groß ist wie Wiens erster Bezirk, wurde in sechs Sektoren geteilt, im Zentrum wurde eine große Fußgängerzone umgesetzt. Die Straßenführung ist so angelegt, dass die Kfz auf eine Ringstraße geleitet werden und es keine Transitfahrten durch die Sektoren und die inneren Bezirke geben kann. Dieser „Circulation Plan“ hat die Verkehrsbelastung um 17 Prozent reduziert. Der Radverkehr hingegen ist um über 50 Prozent gestiegen. Weniger Stau und bessere Luftqualität sind weitere Folgen. „Zur Förderung des Radverkehrs war dieser Plan eine Art Abkürzung“, sagte Peter Vansevenant von der Mobilitätsabteilung der Stadt Gent. „Getrennte Radwege zu bauen, hätte deutlich länger gedauert und wäre auch nicht überall möglich gewesen.“
Eine weitere wirkungsvolle und einfache Maßnahme ist Tempo 30 statt 50. Seit September 2023 gilt in Wales 20 mph (umgerechnet rund 30 km/h) als Regelgeschwindigkeit im Ortsgebiet. Ian Bradfield vom walisischen Verkehrsministerium: „Wir wollen Menschenleben retten und die Bedingungen für Gehen und Radfahren verbessern.“ Laut einer Studie der Edinburgh Napier University ist durch die Reduktion der Unfälle mit einer Entlastung des Gesundheitswesens um umgerechnet rund 100 Millionen Euro pro Jahr zu rechnen.
In Helsinki wiederum wurden großflächige Tempo-30-Zonen geschaffen. Auf Hauptstraßen gilt seit dem Jahr 2019 eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h. Roni Utriainen von der Verkehrsabteilung der Stadt Helsinki berichtete, dass die Unfallzahlen daraufhin sanken. Bereits 79 Prozent der Alltagswege werden in Helsinki autofrei zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt.
Auch gelungene Beispiele für Verkehrsberuhigung in Österreich wurden vorgestellt: flächendeckendes Tempo 30 auf den Gemeindestraßen in Bregenz, mehr Platz fürs Gehen und Radfahren im Ortskern von Wiener Neudorf sowie die künftige Fahrradstraße Argentinierstraße in Wien. Wie ein verkehrsberuhigtes Schulumfeld umgesetzt werden kann, zeigt die Volksschule Bad Hofgastein. Hohenems hat durch Verkehrsberuhigung in der Innenstadt nicht nur den Autoverkehr stark reduziert und den Radverkehr erhöht, sondern auch die lokale Wirtschaft gestärkt: Nach der Verkehrsberuhigung nahm die Zahl der Geschäfte in der Innenstadt um 17 zu, 40 zusätzliche Arbeitsplätze wurden geschaffen.