Verkehr in Europa

EU hat das Jahr der Multimodalität ausgerufen

Die EU-Kommissarin Violeta Bulc hat das Jahr 2018 zum Jahr der Multimodalität ausgerufen. Multimodalität wird als Notwendigkeit gesehen, um ein dekarbonisiertes Verkehrssystem zu erreichen. Diese Einschätzung ist absolut richtig in den Fällen, wo es um eine Verlagerung von reinen Straßenverkehrsstrecken geht. Wenn beispielsweise statt 600 Kilometer mit dem Lkw zu fahren, 500 Kilometer auf die Schiene verlagert werden und nur die Feinverteilung mit dem Lkw durchgeführt wird. Das wäre insbesondere für einen transitgeplagten Staat wie Österreich eine große Erleichterung. Und wie ist es um die Multimodalität oder den Kombi-Verkehr auf den langen Strecken in der EU bestellt? Nicht gut, wie an den steigenden Verkehrsmengen und Treibhausgas-Emissionen im Straßenverkehr abzulesen ist. Denn der europäische Schienenverkehr als Rückgrat klimaverträglicher Mobilität ist schwach. Ursachen sind vor allem die vielen Privilegien, die dem Straßengüterverkehr zugestanden werden. Das beginnt mit den vielen nicht-mautpflichtigen Straßen, während auf der Schiene für jeden gefahrenen Kilometer Schienenmaut zu bezahlen ist. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen im Schienenverkehr treiben zum Teil absurde Blüten – so müssen etwa Lokführerinnen und Lokführer die Sprache des Staates, den sie auf der Schiene durchfahren, auf hohem Niveau beherrschen und müssen die Strecken kennen. Das macht es recht schwierig, geeignetes Personal für schnelle internationale Verbindungen zu finden. Eine ähnliche Regelung für Transit-Lkw-Lenkende einzuführen, käme nicht in Betracht. Grundsätzlich sind die Sicherheits- und Sozialstandards beim Lkw-Transport genau zu kontrollieren und auch zu verschärfen. In Fällen jedoch, in denen es möglich ist, direkt mit einem klimaverträglichen Verkehrsmittel ans Ziel zu kommen, ist Multimodalität keine Verbesserung. Wenn es um Multimodalität im Personenverkehr geht, hat mir neulich ein Selbstversuch auf der Strecke Wien – Brüssel gezeigt, dass es zwar lange dauert, aber durchaus möglich ist, weite Strecken in Europa mit der Bahn zurückzulegen. Die mittlerweile fast durchgehend funktionierende Internet-Verbindung im Zug macht es möglich, die Zeit produktiv zu nutzen. Ein technisches Problem in Frankfurt hätte fast zu einer größeren Verspätung geführt, aber nach nur 19 Minuten wurde ein Ersatzzug gefunden. Ja, wirklich, es wurde ein ganzer Zug gefunden.

>> Ihre Meinung dazu an: ulla.rasmussen@vcoe.at

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