Verknüpft mobil
Bahn und Bus werden mit ihrer Einbindung in eine Gesamtmobilität attraktiv. Verbindende Infrastruktur, kombinierte Tickets, die ganze Mobilitätskette mit einer Karte bezahlen sind mögliche Maßnahmen.
>> Von Bernhard Hachleitner
Mit dem Zug“, ist die gleichlautende Antwort auf die Frage „Wie kommst du zur Arbeit?“ meiner Mini-Umfrage bei drei Personen, die in Altlengbach, Kritzendorf und Weiden wohnen und in Wien arbeiten. Dass sie mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß zum Bahnhof in ihrer Wohngemeinde kommen und in Wien mit der Straßenbahn oder U-Bahn weiterfahren, erwähnen sie erst auf Nachfrage. Sie sind multi-modal beziehungsweise intermodal unterwegs, nehmen es aber offensichtlich nicht so wahr. Multimodalität spielt wohl eine größere Rolle als uns bewusst ist. Und der Öffentliche Verkehr ist auf Arbeitswegen ihr Rückgrat, wenn er im Vergleich zur Straße attraktiv ist. Dann wird er stark genutzt. So kommen aus Richtung Klosterneuburg am Morgen 55 Prozent mit dem Öffentlichen Verkehr nach Wien, vom Süden sind es nur 27 Prozent. Zum Bahnhof kommen die Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer übrigens zu etwa zwei Dritteln mit umweltfreundlichen Verkehrsarten. Der Rest nutzt das Auto, das ist immer noch deutlich umweltschonender, als die gesamte Strecke mit dem Auto zu fahren. Ein Blick auf die Bahnhöfe von typischen Pendlerorten wie Gramatneusiedl zeigt den Nachteil: Die Park&Ride-Anlagen benötigen riesige Flächen. Weil Gehen nur für jene attraktiv ist, die in der Nähe des Bahnhofs wohnen, ist die gezielte Förderung des Radfahrens – etwa durch komfortable Abstellmöglichkeiten am Bahnhof – auf jeden Fall sinnvoll.
Bahn und Carsharing oder Verbundticket
Ein anderes Beispiel: Zum regelmäßigen Verwandtenbesuch in Vorarlberg geht es mit der Bahn nach Feldkirch, von dort entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Carsharing weiter. Die Verknüpfung funktioniert gut: Zumindest von einem Anbieter (Zipcar) stehen an allen größeren Bahnhöfen in Österreich Autos bereit, mit der ÖBB-Vorteilscard sinkt die ohnehin niedrige Mitgliedsgebühr nochmals. Umgekehrt fahren Freunde aus Vorarlberg gerne mit dem Zug nach Wien und nutzen in der Stadt das Angebot der Wiener Linien. Die Fahrscheine dafür kaufen sie schon in Vorarlberg: Im ÖBB Ticketshop sind mittlerweile auch Verbundtickets erhältlich, darunter für die Zone 100 in Wien, Stadttickets für Graz oder Linz. So muss am Ankunftsbahnhof in der fremden Stadt, möglicherweise mit Gepäck beladen, nicht erst der Ticket-automat für den Stadtverkehr gesucht und das passende Ticket gefunden werden.
Vernetzung: WienMobil-Karte
Die Wiener Stadtwerke setzen seit März 2015 mit der WienMobil-Karte verstärkt auf die Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsangebote. Sie ist nicht nur Jahreskarte der Wiener Linien, mit ihr können auch Garagenplätze, Taxis, E-Ladestationen und Citybikes genutzt und bezahlt werden, bei den meisten dieser Angebote gibt es Rabatt auf die Normalpreise. Der nächste Schritt wird derzeit getestet: Die smile-App weiß nicht nur, wann der nächste Bus fährt und wo das nächste Citybike oder Carsharing-Auto sind. Die Angebote werden auch über das Smartphone gebucht und abgerechnet. Dank Routenplanung mit Verkehrsinformationen in Echtzeit zeigt die App zum Beispiel auch, dass einen Fahrrad und Öffentlicher Verkehr nicht nur umweltfreundlicher, sondern nicht selten auch schneller ans Ziel bringen als das Auto.
>>Zum Autor:
Bernhard Hachleitner, www.hachleitner.at