Vom letzten Kilometer bis zur schweren Fracht

Mann mit Lastenrad in dem ein Kind sitzt

Bikesharing wird immer populärer, österreichweit gibt es zunehmend mehr Angebote – auch für Lastenräder. Sie ersetzen in vielen Fällen kurze Autofahrten und werden von Einheimischen genauso genutzt wie von Gästen.

von Jutta Berger


App herunterladen, registrieren, Freischaltung abwarten, Radstation aussuchen, reservieren. Bei der gewünschten Radstation dann die App öffnen, den Anweisungen folgen. Und schon macht es Klick oder piepst. Das Radschloss ist offen und es kann losgehen. Sich ein Fahrrad auszuleihen ist einfacher denn je. Leihradsysteme gelten als sinnvolle Ergänzung zum Öffentlichen Verkehr, wenn es um kurze Fahrstrecken geht, weil sie Nutzerinnen und Nutzern Zeit sparen. Sie sind aber auch für Touristinnen und Touristen eine attraktive Möglichkeit, die Stadt zu erkunden – wie etwa in Wien zu beobachten ist. Jedenfalls sind Sharing-Angebote ein Beitrag, den Autoverkehr zu reduzieren: In einer österreichweiten Umfrage sagte im  Jahr 2023 fast ein Drittel der Befragten, dass sie seltener Auto fahren, seit sie verschiedene Sharing-Angebote nutzen.

Bikesharing gibt es in fast allen Landeshauptstädten. Flächendeckend ist das Angebot in der Bundeshauptstadt. WienMobil verleiht in allen 23 Bezirken gegen Gebühr siebengängige Räder. Gratis sind dagegen die Lastenräder, die über graetzlrad.at ausgeliehen werden können. Innsbruck hat seit dem Jahr 2014 ein öffentliches Sharing-System. Über 500 Stadträder stehen an 50 Standorten zur Verfügung. Die Jahres- und Monatstarife gelten auch für das VVT Regiorad, das der Verkehrsverbund Tirol zusammen mit Nextbike in Kufstein und Ellmau anbietet. Ebenfalls über die Nextbike- App können in Klagenfurt und Umland an rund 50 Stationen Räder geliehen werden. In Linz sind die sogenannten „city bikes“ an über 42 Verleihstationen erhältlich.

Bikesharing auch auf dem Land

Weiz, Verkehrsknotenpunkt in der Oststeiermark mit 12.970 Einwohnerinnen und Einwohnern, ist eine Ausnahmeerscheinung unter Österreichs Kleinstädten: Hier gibt es mit Weiz- Bike seit fast zehn Jahren ein umfassendes Angebot an Leihrädern. An 13 Stationen und einer zusätzlichen in der Nachbargemeinde St. Ruprecht stehen 130 Leihräder, 70 davon sind E-Bikes, zur Verfügung. „Im Jahr 2020 wurde das Verleihsystem durch die Stadtgemeinde von der Stadtmarketing KG übernommen, seither sind die Ausleihzahlen stark gestiegen“, erzählt Dominik Puchner vom Büro für Umwelt und Mobilität in Weiz. Als Grund dafür nennt er den vereinfachten Zugang zu Registrierung und Nutzung. „Wir haben das System mithilfe eines regionalen Anbieters auf eine App umgestellt und mit unserem Carsharing verbunden.“ Mit Mai 2024 verzeichnete man über 1.000 Registrierte. In der Radsaison 2023 wurden 12.310 Entlehnungen gezählt. Die Verleihstationen stehen an Mobilitätsknoten, E-Carsharing-Standorten und bei Mehrfamilienhäusern. Dominik Puchner: „Unser Ziel ist, dass im Stadtgebiet das Auto nicht mehr benötigt wird.“ WeizBike ist ein niederschwelliges Angebot. „Wir heben für die erste Stunde keine Leihgebühr ein. Kurze Auto- und Mopedfahrten können so reduziert werden.“ Häufig wird WeizBike von jungen Menschen genutzt. „Gut die Hälfte unserer Radlerinnen und Radler sind zwischen 16 und 24 Jahre alt“, schätzt Puchner. Der Fuhrpark soll künftig um ein Lastenrad erweitert werden, ein neues Wohngebiet wird eine
Station erhalten.

Das Rad als Kleintransporter

29 Prozent der Bevölkerung in städtischen Gebieten würden gerne ein Lastenrad nutzen, am Land 19 Prozent, wie im Forschungsprojekt Hausrad erhoben wurde. Ausleihen würden sie sich ein Rad, wenn der Standort in fünf bis zehn Minuten zu Fuß erreichbar wäre. Die zweite wesentliche Voraussetzung sei die einfache Registrierung. Das hat auch der Grazer Lastenrad-Pionier Martin Moser erkannt. Seine Webplattform Radverteiler ist in mehreren Bundesländern aktiv. 5.200 Menschen nutzen die Plattform mit 100 Rädern an 92 Standorten. Verliehen werden vor allem Lastenräder, seit einem Jahr auch Mountainbikes und E-Bikes. „Unsere Partner sind vor allem Gemeinden, Firmen und Vereine“, sagt Gründer und Geschäftsführer Martin Moser. Die Plattform startete im Jahr 2014, „als wir, radlfanatische Softwareentwickler, uns das erste freie Lastenrad in Köln abgeschaut und in Graz etabliert haben“, erzählt Martin Moser. „Wir haben gesehen, dass das Lastenrad Potenzial hat, einen Verein gegründet und die Plattform erweitert.“ Über eine Verleih-Box wird das Rad via App verbunden und geöffnet. Die Box ist zugleich Ladestation und kostet 2.600 Euro, „ein für Gemeinden und Firmen leicht zu stemmender Betrag.“ Die Räder stehen den Ausleihenden damit rund um die Uhr zur Verfügung. Die Radverteiler wollen ihr Angebot künftig auf Komplettlösungen mit Radgaragen und Service ausweiten. Moser glaubt fest an die Zukunft des Lastenrads: „In Deutschland ist der Absatz enorm gestiegen, im Jahr 2023 wurden über 240.000 Lastenräder verkauft.“ Das lässt auch großes Potenzial für Sharing-Modelle erwarten, weil viele Menschen Lastenräder nicht jeden Tag benötigen, sondern nur für einzelne größere Transporte.

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VCÖ: Schere zwischen Stadt und Land geht bei Autobesitz weiter auseinander

VCÖ (Wien, 29. November 2024) – Beim Pkw-Besitz ist die Schere zwischen Stadt und Land im Vorjahr weiter auseinandergegangen. Während mit Ausnahme von Eisenstadt in allen Landeshauptstädten die Anzahl der Pkw im Verhältnis zur Bevölkerungszahl zurückgegangen ist, hat sie in fast allen Bezirken zugenommen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner ist Wien-Margareten Österreichs Bezirk mit der niedrigsten Anzahl an Pkw, der Bezirk Waidhofen an der Thaya jener mit der höchsten Anzahl. Die Mobilitätsorganisation VCÖ sieht die Bundesregierung und Bundesländer gefordert, das öffentliche Mobilitätsangebot zu verbessern.

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Foto: Wohnhäuser, bei welchen zahlreiche Autos parken

Nachhaltige Mobilität als Wirtschaftsfaktor

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