VCÖ: Niedrigste Anzahl an Verkehrstoten von 400 Todesopfern überschattet

VCÖ: Viele ältere Menschen unter den Opfern – Maßnahmen für seniorengerechtes Verkehrssystem nötig

VCÖ (Wien, 1. Jänner 2019) – 400 Menschen verloren wegen Verkehrsunfällen im Vorjahr ihr Leben. Angesichts dieser hohen Opferzahl ist es kein Trost, wenn Österreich damit die niedrigste Anzahl an Verkehrstoten seit Bestehen der Unfallstatistik aufweist, stellt der VCÖ zur heute präsentierten Unfallbilanz fest. Österreich hat fast doppelt so viele Verkehrstote wie die Schweiz. Sehr hoch war im Vorjahr der Anteil älterer Menschen unter den Unfallopfern. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes Verkehrssystem.

Die Zahl der Verkehrstoten geht in Österreich zu langsam zurück. Im Vorjahr nahm die Zahl der Verkehrstoten in vier Bundesländern sogar zu, in Niederösterreich, Tirol, Vorarlberg und besonders stark in Oberösterreich. „Die traurige Unfallbilanz zeigt, dass Schnellfahren und Handy am Steuer keine Kavaliersdelikte sind. Es braucht verstärkte Maßnahmen gegen die Hauptunfallursachen Ablenkung und Unachtsamkeit sowie zu hohes Tempo“, betont VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Handy am Steuer ist endlich in das Vormerksystem aufzunehmen.

Jeder dritte Verkehrstote des Vorjahres war 65 Jahre oder älter. „Unser Verkehrssystem nimmt auf ältere Menschen zu wenig Rücksicht. Es fehlt in den Regionen oft an Bahn- und Busverbindungen. Zwischen Siedlungen und dem nächsten Ortsgebiet braucht es sichere Verbindungen für Fußgänger und für den Radverkehr. Verkehrsberuhigung in Städten und Gemeinden erhöht gerade für ältere Fußgänger die Verkehrssicherheit“, fordert VCÖ-Sprecher Gratzer verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes Verkehrssystem.

Die meisten Seniorinnen und Senioren verunglückten als Pkw-Insassen. In den ländlichen Regionen braucht es mehr Gemeindebusse als sichere Alternative zum Pkw. Damit diese Angebote finanziert werden können, soll ein Teil der Einnahmen aus den Verkehrsstrafen für die Einführung und den Betrieb von Gemeindebussen und Anrufsammeltaxis zweckgewidmet werden, schlägt der VCÖ vor.

Wie hoch der Blutzoll auf Österreichs Straßen ist, zeigt der Vergleich mit der Schweiz. Die Schweiz geht konsequenter gegen Schnellfahren vor. Es gibt beim Überschreiten von Tempolimits de facto keine Toleranz und wer 20 km/h zu schnell fährt, zahlt umgerechnet mehr als 150 Euro, das ist fünfmal so viel wie in Österreich. Auf Autobahnen gilt Tempo 120, auf vielen Freilandstraßen Tempo 80, weist der VCÖ auf Gründe für die höhere Verkehrssicherheit in der Schweiz hin.

Zudem ist in der Schweiz im Ortsgebiet die Verkehrsplanung meist fußgängerfreundlich, es gibt landesweit mehrere hundert Begegnungszonen. Und die Schweiz profitiert vom dichten Bahnnetz mit seinen häufigen Verbindungen. Das Unfallrisiko mit dem Auto ist um ein Vielfaches höher als mit der Bahn, betont der VCÖ.

Die meisten Verkehrstoten waren im Vorjahr in Niederösterreich (99) zu beklagen, vor Oberösterreich (96) und der Steiermark (67). Die niedrigste Anzahl an Verkehrstoten weist das Burgenland (13) auf, vor Wien (16) und Vorarlberg (17).

 

VCÖ: Weniger Verkehrstote, aber noch immer hoher Blutzoll in Österreich

(Anzahl Verkehrstote in Österreich)

Jahr 2018:  400  Verkehrstote (vorläufige Daten)

Jahr 2017: 414 Verkehrstote

Jahr 2016: 432 Verkehrstote

Jahr 2015: 479 Verkehrstote

Jahr 2014: 430 Verkehrstote

Jahr 2013: 455 Verkehrstote

Jahr 2012: 531 Verkehrstote

Jahr 2011: 523 Verkehrstote

Jahr 2010: 552 Verkehrstote

Jahr 2009: 633Verkehrstote

Jahr 2008: 679 Verkehrstote

Jahr 2007: 691 Verkehrstote

Jahr 2006: 730 Verkehrstote

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2019

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