VCÖ zu Rechtsabbiegen bei Rot: Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger hat Vorrang

VCÖ: Ampelwald durchforsten, Ampeln häufiger auf „gelb blinken“ schalten

Wien (VCÖ, 21. August 2018) – Der VCÖ reagiert skeptisch auf die heute präsentierten Pläne zum Rechtsabbiegen bei Rot. Es besteht die Gefahr von vermehrten Fußgängerunfällen. Gerade beim Rechtsabbiegen kam es bereits in der Vergangenheit zu zahlreichen schweren Fußgänger- und Radfahrerunfällen. Der VCÖ spricht sich stattdessen für eine Reduktion der Anzahl der Ampeln aus.

„Aus Sicht des VCÖ hat im Ortsgebiet die Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger absoluten Vorrang. Vor allem ältere Menschen, die länger für das Überqueren der Straße benötigen, sind schon heute häufig Opfer schwerer Fußgängerunfälle“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer zu den heute präsentierten Plänen fest. Dass für Lkw das Rechtsabbiegen bei Rot nicht erlaubt wird, ist aus Verkehrssicherheitssicht zu begrüßen, wichtig ist, dass auch die zunehmende Anzahl von Kleintransportern von der Erlaubnis ausgenommen werden.

Rechtsabbiegen bei Rot war in der DDR erlaubt und wurde in den 70er Jahren in den USA eingeführt. In den USA wurde nach Einführung von Rechtsabbiegen bei Rot eine starke Zunahme der Fußgängerunfällen und Radfahrerunfällen in den untersuchten Staaten registriert. In Deutschland kam die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) im Jahr 2003 zum Schluss: „Der Regelung wohnt eindeutig ein Gefährdungspotential inne, welches insbesondere aus der mangelhaften Beachtung des Anhaltegebots vor dem Abbiegen resultiert.“ Ähnlich das Ergebnis einer Studie der TU Dresden aus dem Jahr 2015: „Rechtsabbiegen bei Rot bringt Gefährdungen der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer mit sich.“ Diese Studie weist auch darauf hin, dass Rechtsabbiegen bei Rot „keine nennenswerten Vorteile im Verkehrsfluss bringt“. Wenn Lkw und Busse nicht rechtsabbiegen dürfen, führt das natürlich dazu, dass dahinter stehende Autos auch nicht Rechtsabbiegen können.

Der VCÖ spricht sich stattdessen dafür aus, den Ampelwald zu durchforsten. In Österreichs Landeshauptstädten gibt es mehr als 2.200 Ampelanlagen. „Es sollte in allen Städten geprüft werden, ob etwa im Zuge von Straßenumgestaltungen und Verkehrsberuhigungen auf Ampelschaltungen verzichtet werden kann oder zumindest verstärkt auf gelb blinken geschaltet werden kann“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Für Fußgängerinnen und Fußgänger ist wichtig, bei Fußgängerampeln die Rotphasen zu verkürzen und die Grünphasen zu verlängern.

International gehen viele Städte und Länder einen anderen Weg und führen ausschließlich für Fahrräder bei ausgewählten Kreuzungen einen Grünpfeil fürs Rechtsabbiegen ein, etwa in Frankreich, Dänemark, Belgien, Schweiz und bereits seit dem Jahr 1991 die Niederlande. Im Vergleich zu Fahrrädern sind Autos breiter und weniger wendig, dadurch steigt das Risiko eines Unfalls. Darüber hinaus sind Autos um ein Vielfaches schwerer, wodurch im Fall eines Unfalls das Risiko schwerster oder gar tödlicher Verletzungen zunimmt.

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