VCÖ: Anteil E-Pkw in Österreich stagniert – wirksame Maßnahmen für mehr E-Mobilität nötig
VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs in Österreich steigen anstatt zu sinken
VCÖ (Wien, 5. Oktober 2018) – Der Anteil der E-Pkw bei den Neuzulassungen stagniert in Österreich. So wie im Vorjahr beträgt der E-Auto-Anteil auch heuer nur 1,5 Prozent, macht der VCÖ aufmerksam. Die Ursache für die Stagnation liegt am mangelnden Angebot der Hersteller und auch an Hürden bei der Errichtung von Ladeinfrastruktur. Der VCÖ fordert wirksame Maßnahmen für mehr E-Mobilität in Österreich. Die von der Regierung präsentierten Maßnahmen helfen der E-Mobilität wenig, haben jedoch zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen.
Im Zeitraum 2013 bis 2017 ist der Anteil der E-Pkw an den Neuzulassungen in Österreich von 0,2 auf 1,5 Prozent deutlich gestiegen. Die Zahl der E-Pkw, die neu auf Österreichs Straßen kamen, hat sich von 654 auf 5.433 fast verneunfacht, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Heuer hingegen stagniert der Anteil der Neuzulassungen bei 1,5 Prozent.
„Die Stagnation ist die Folge des mangelnden E-Autoangebots der Hersteller. Die Zahl der E-Automodelle ist nach wie vor gering, vor allem im Vergleich zu den Diesel- und Benzin-Pkw. Die Politik könnte sehr viel dazu beitragen, dass den Autofahrern mehr E-Automodelle angeboten werden. Nämlich, indem ein niedriger CO2-Grenzwert für Neuwagen beschlossen wird. Einen niedrigen CO2-Grenzwert erreichen die Hersteller für ihre Flotten nur dann, wenn sie viele emissionsfreie Modelle auf den Markt bringen“, erklärt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Am kommenden Dienstag wird beim EU-Umweltministerrat darüber verhandelt. 19 EU-Staaten sind bereits für einen niedrigen CO2-Grenzwert, wenn Österreich auch dafür stimmt, gibt es eine Mehrheit dafür.
Ein weiterer Hemmschuh für die E-Mobilität ist die Ladeinfrastruktur. Meist werden E-Autos über Nacht zu Hause geladen. Wer in Wohnhausanlagen wohnt, hat aber viele Hürden zu überwinden, um sich eine E-Ladestelle („Wallbox“) in der Garage montieren zu lassen. Die Bundesregierung kann durch Änderungen im Wohnrecht dieses Problem lösen, stellt der VCÖ fest. Derzeit muss man die Zustimmung für die Errichtung einer Wallbox gerichtlich durchsetzen lassen, wenn nicht alle Eigentümer zustimmen. Zudem sollten die Netzkosten für die Errichtung von Ladestationen verringert werden.
Die am Mittwoch von der Regierung präsentierten Maßnahmen sind enttäuschend. Sie bringen für die E-Mobilität wenig, haben aber zahlreiche negative Seiteneffekte. So behindert die Öffnung von Busspuren für E-Autos den klimafreundlicheren Öffentlichen Verkehr. In Norwegen hat die Öffnung der Busspuren für E-Autos dazu geführt, dass die Busse im Stau stehen. Leidtragende der Verspätungen sind die Fahrgäste, insbesondere Bus-Pendler im Frühverkehr.
Der VCÖ weist darauf hin, dass entgegen der Zielsetzungen der Klimastrategie die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs weiter steigen. Im ersten Halbjahr wurde um rund zwei Prozent mehr Sprit verkauft, womit auch die CO2-Emissionen gestiegen sind. „Der heurige Hitzesommer hat deutlich gemacht, dass die Klimakrise Realität ist. Der Klimawandel führt zu gewaltigen Schäden, zu Ernteausfällen in der Landwirtschaft und damit in der Folge auch zu teureren Lebensmitteln. Der Verkehr ist Österreichs größter Problembereich beim Klimaschutz. Es braucht dringend umfassende Maßnahmen, um die Emissionen des Verkehrs deutlich zu reduzieren“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.
Der Anteil der mit dem Öffentlichen Verkehr und Fahrrad zurückgelegten Strecken ist stark zu erhöhen, die Anzahl der Autofahrten zu reduzieren. Dafür braucht es einen massiven Ausbau der Rad-Infrastruktur sowie auch eine noch stärkere Verbesserung des Öffentlichen Verkehrsangebots. Auch beim Güterverkehr sind umfassende Maßnahmen nötig.
Die Klimaziele sind ohne ökologische Steuerreform nicht zu erreichen. Der VCÖ fordert daher die rasche Umsetzung einer ökologischen Steuerreform, bei der die Steuern auf Arbeit gesenkt und jene auf Ressourcenverbrauch erhöht werden. „Eine CO2-Abgabe nach Vorbild von Norwegen oder Schweden würde die Energiewende im Verkehr deutlich beschleunigen“, so VCÖ-Expertin Rasmussen.
VCÖ: Anteil der neuzugelassenen E-Pkw stagniert
(Anteil der E-Pkw an den Neuzulassungen, in Klammer Anzahl)
1.1.-30.8.2018: 1,5 Prozent (3.931)
1.1. – 30.8.2017: 1,5 Prozent (3.619)
Jahr 2017: 1,5 Prozent (5.433)
Jahr 2016: 1,2 Prozent (3.826)
Jahr 2015: 0,5 Prozent (1.677)
Jahr 2014: 0,4 Prozent (1.281)
Jahr 2013: 0,2 Prozent (654)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2018