Energieverbrauch des Verkehrs in Österreich so hoch wie noch nie – Energiewende steckt im Stau

VCÖ: Ökosoziale Steuerreform mit Klimabonus rasch einführen

VCÖ (Wien, 24. Oktober 2019) – Der Verkehr ist beim Energieverbrauch Österreichs größter Problemsektor, wie die heute veröffentlichte VCÖ-Publikation „Energiewende im Verkehr“ zeigt. Im Vorjahr benötigte der Verkehr so viel Energie wie noch nie zuvor, seit dem Jahr 1990 hat sich der Verbrauch nahezu verdoppelt und der Kfz-Verkehr bezieht über 90 Prozent seiner Energie aus Erdöl. Um die von der vergangenen Bundesregierung beschlossenen Klimaziele erreichen zu können, muss der Verkehr seinen Energieverbrauch stark reduzieren, betont der VCÖ.

Die heute präsentierte VCÖ-Publikation „Energiewende im Verkehr“ zeigt, dass sich der Energiebedarf des Verkehrs in Österreich seit dem Jahr 1990 fast verdoppelt hat und im Vorjahr erstmals die 400 Petajoule-Grenze überschritten hat. Während im Jahr 1990 sowohl die Haushalte als auch die Industrie einen höheren Energiebedarf hatten als der Verkehr, ist der Verkehr heute mit Abstand der größte Verbraucher.

Für 85 Prozent der Zunahme des Energieverbrauchs ist der Kfz-Verkehr verantwortlich. Ursachen für diese Entwicklung sind im Personenverkehr unter anderem der zunehmende Verkehrsaufwand durch Zersiedelung, der sinkende Pkw-Besetzungsgrad, der auf hohem Niveau stagnierende reale Spritverbrauch und eine Infrastrukturpolitik, die Straßen massiv ausgebaut hat, während das Schienennetzgeschrumpft ist. Im Gütertransport treibt der massiv zunehmende Lkw-Verkehr den Energiebedarf in die Höhe. Und die im EU-Vergleich niedrige Mineralölsteuer ist verantwortlich für den Kraftstoffexport durch Transit-Lkw.

Große Probleme bereitet auch die starke Abhängigkeit des Kfz-Verkehrs von Erdöl. Zudem ist innerhalb des Verkehrssektors der Kfz-Verkehr der größte Energiefresser. Der Kfz-Verkehr benötigt 88 Prozent der Energie, der Flugverkehr (nationale und internationale Flüge) bereits neun Prozent und nur drei Prozent der Energiemenge benötigen die Bahnen und der Schiffsverkehr, informiert der VCÖ.

Um die Klimaziele erreichen zu können, werden in Zukunft neben dem Verkehr auch die anderen Sektoren, wie Haushalte und Industrie, in Zukunft eine größere Menge an erneuerbarer Energie benötigen. Deshalb ist der Energiebedarf des Verkehrs deutlich zu reduzieren. „Wir brauchen dringend Maßnahmen auf drei Ebenen: Erstens den Verkehrsaufwand reduzieren, zweitens Verkehr auf klimaverträgliche Mobilitätsformen verlagern und drittens den Energieverbrauch der eingesetzten Verkehrsmittel reduzieren. Wir müssen mit weniger Energieeinsatz weiter kommen“, erläutert VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Die Energiebilanz der Verkehrsmittel verdeutlicht die Bedeutung eines veränderten Mobilitätsverhaltens: Ein Linienbus benötigt inklusive Fahrzeugherstellung pro Personenkilometer um 77 Prozent weniger Energie als ein durchschnittlicher Diesel-Pkw, die Bahn um 85 Prozent weniger und das Fahrrad um 98 Prozent weniger Energie. „Damit der Verkehr auf Klimakurs kommt, ist der Infrastrukturausbau rasch in Einklang mit den Klimazielen zu bringen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Zudem ist die Umstellung der Fahrzeugflotte vom Verbrennungsmotor auf E-Motor zu beschleunigen. Denn der Energieverbrauch von E-Autos, die mit österreichischem Strom-Mix fahren, ist inklusive Fahrzeug- und Batterieherstellung um 38 Prozent geringer als von Diesel-Pkw. Doch heuer ist in den ersten neun Monaten der Bestand an Diesel- und Benzin-Pkw um 39.653 gestiegen und damit fünfeinhalb Mal so stark wie die Anzahl der E-Pkw, die um 7.057 auf 27.888 gestiegen sind, macht der VCÖ aufmerksam.

Die Verbesserung des Angebots an energieeffizienter Mobilität, wie Öffentlicher Verkehr und Radverkehr, ist sehr wichtig, reicht aber alleine nicht aus, um die nötigen Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu erreichen. Es braucht auch verstärkte Anreize für ein klimafreundlicheres Verhalten, betont der VCÖ. Der VCÖ spricht sich daher für eine ökosoziale Steuerreform mit einer Bepreisung des CO2-Ausstoßes aus. Ein Teil der Einnahmen soll als Klimabonus an Haushalte und Unternehmen zurückfließen. Um das von der vergangenen Bundesregierung beschlossene Ziel eines dekarbonisierten Verkehrssystems erreichen zu können, sollte spätestens ab dem Jahr 2030 kein Neuwagen mehr mit Benzin- oder Diesel-Motor auf den Markt kommen.

Die VCÖ-Publikation „Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch“ ist beim VCÖ unter (01) 893 26 97 oder im Internet unter www.vcoe.at erhältlich

VCÖ: Anstatt zu sinken, ist Energiebedarf des Verkehrs auf Rekordniveau gestiegen (Energiebedarf des Verkehrs in Österreich, in Petajoule)

 

Jahr 2018: 401 Petajoule
Jahr 2017: 394
Jahr 2016: 389
Jahr 2015: 382
Jahr 2010: 370
Jahr 2005: 380
Jahr 2000: 293
Jahr 1995: 245
Jahr 1990: 209 

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019

VCÖ: Energiebedarf des Verkehrs am stärksten gestiegen (Änderung Energiebedarf seit dem Jahr 1990, Österreich)

 

Verkehr: 401 Petajoule (plus 193 Petajoule - plus 92 Prozent)
Industrie: 326 Petajoule (plus 112 Petajoule - plus 53 Prozent)
Haushalte: 271 Petajoule (plus 27 Petajoule - plus 11 Prozent)
Dienstleistungen: 102 Petajoule (plus 29 Petajoule - plus 37 Prozent)
Landwirtschaft: 22 Petajoule (minus 2 Petajoule - minus 9 Prozent)

 

Summe: 1.122 Petajoule (plus 359 Petajoule - plus 47 Prozent)

 

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019

 

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