Erstmals in Österreich ging im Vorjahr der Bestand der Diesel-Pkw zurück
Spritverbrauch der Diesel-Pkw stagniert seit Jahren auf hohem Niveau
VCÖ (Wien, 24. Jänner 2020) – Das hat es in Österreichs Autostatistik noch nie gegeben: Im Vorjahr ging das erste Mal die Zahl der Diesel-Pkw in Österreich zurück, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Laut Statistik Austria waren mit Ende des Jahres in Österreich 2,774 Millionen Diesel-Pkw gemeldet, um 3.478 weniger als zum Jahresende 2018. Der Dieselboom setzte in den 90er Jahren ein und ist im Vorjahr, drei Jahre nach Bekanntwerden des Dieselskandals zu Ende gegangen. Der reale Spritverbrauch von Österreichs Diesel-Pkw-Flotte stagniert seit Jahren auf hohem Niveau. Der VCÖ spricht sich für die rasche Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel aus.
Der Dieselboom in Österreich setzte Anfang der 1990er Jahre ein. Während zum Jahresende 1990 erst 408.000 Pkw mit Diesel fuhren, waren es Ende 1999 mit 1,351 Millionen mehr als dreimal so viele, informiert der VCÖ. Bis zum Jahr 2015 verdoppelte sich die Zahl der Diesel-Pkw auf 2,7 Millionen. Erst infolge des Dieselskandals ging der Dieselboom zu Ende. Während zwischen 2000 und 2015 die Zahl der Diesel-Pkw im Schnitt um rund 84.000 pro Jahr zunahm, stieg die Zahl der Dieselautos im Jahr 2017 nur mehr um rund 21.000 und im Jahr 2018 um rund 5.900. „Infolge des Dieselskandals haben die Hersteller das Vertrauen verspielt“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Im Vorjahr ging dann erstmals die Zahl der Diesel-Pkw zurück, nämlich um 3.478. Insgesamt hat der Pkw-Bestand in Österreich weiter zugenommen, von auf 4.978.852 auf 5.039.548.
Gefördert wurde der Dieselboom durch die zunehmende steuerliche Begünstigung von Diesel. Während im Jahr 1990 die Mineralölsteuer von Diesel nur um knapp mehr als zwei Cent pro Liter niedriger war als jene auf Benzin, betrug die Steuerbegünstigung im Jahr 1999 bereits 12,5 Cent, macht der VCÖ aufmerksam. Diese Differenz wurde durch Änderungen der Steuersätze in den Jahren 2004, 2007 und 2011 leicht auf heute 8,5 Cent reduziert. Die letzte Mineralölsteuer-Erhöhung trat mit 1. Jänner 2011, also vor neun Jahren, in Kraft.
Die Spritpreise sind in den vergangenen Jahren gesunken. Im Vergleich zum Höchststand im Herbst 2012 kostet heute ein Liter Eurosuper um rund 30 Cent weniger und ein Liter Diesel ist um rund 24 Cent billiger als damals. „Während bei höheren Spritpreisen stärker auf den Spritverbrauch und auf einen spritsparenden Fahrstil geachtet wird und auch Fahrgemeinschaften mehr Beachtung finden, spielen bei sinkenden Spritpreisen diese Punkte eine geringere Rolle. Trotz Erneuerung der Autoflotte stagniert der reale Spritverbrauch“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest. Seit dem Jahr 2013 beträgt der reale Spritverbrauch der Diesel-Pkw von Österreichs Haushalten 6,6 Liter. "Anstatt das 3-Liter Auto zum Standard zu machen, setzten die Hersteller auf immer größere, schwerere und PS-stärkere Modelle. Gegen die Erhöhung der Mineralölsteuer zu sein, mag zwar populär sein, Autofahrer und Umwelt hätten aber mehr davon, wenn stärker auf eine Reduktion des realen Spritverbrauchs gedrängt wird", betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Der durchschnittliche reale Verbrauch beträgt laut Statistik Austria 6,6 Liter. Würde die Diesel-Pkw nur vier Liter pro 100 Kilometer verbrauchen, bringt das eine jährliche Ersparnis an Spritkosten von 410 Euro pro Pkw.
In den vergangenen drei Jahren ist der CO2-Ausstoß der in Österreich neuzugelassenen Diesel-Pkw sogar gestiegen. Pro Liter, der verbraucht wird, verursacht Diesel um rund 13 Prozent mehr CO2 als ein Liter Benzin. Im Vorjahr wurden sieben von zehn neuen Diesel-Autos auf Firmen und andere juristische Personen neuzugelassen, in den vergangenen fünf Jahren betrug der Anteil der Firmen und anderer juristischer Personen rund 67 Prozent. Der CO2-Ausstoß der neuen Diesel-Pkw war im Vorjahr mit durchschnittlich 163 Gramm pro Kilometer sehr hoch und höher als jener der neuzugelassenen Benzin-Pkw, die nach WLTP durchschnittlich 150 Gramm pro Kilometer ausstoßen.
„Die für die Bewältigung der Klimakrise nötige Klimaneutralität, wie sie auf EU-Ebene für 2050 als Ziel beschlossen wurde, bedingt eine beschleunigte Transformation der Pkw-Flotten zu emissionsfreien Antrieben. Fossile Treibstoffe, wie Diesel steuerlich zu begünstigen, behindern das Erreichen der Klimaziele. Das Dieselprivileg ist nicht mehr zeitgemäß“, weist VCÖ-Expertin Rasmussen auf die Notwendigkeit einer raschen Abschaffung hin.
VCÖ: Erstmals in Österreich ging in Österreich der Bestand der Diesel-Pkw zurück
(Anzahl in Österreich gemeldete Diesel-Pkw)
31. 12. 2019: 2.772.854 (minus 3.478)
31.12.2018: 2.776.332
31.12.2017 2.770.470
31.12.2016: 2.749.046
31.12.2015: 2.702.992
31.12.2014: 2.663.063
31.12.2013: 2.621.133
31.12.2012: 2.570.124
31.12.2011: 2.506.511
31.12.2010: 2.445.506
31.12.2009: 2.381.906
31.12.2008: 2.323.016
31.12.2007: 2.283.302
31.12.2006: 2.220.804
31.12.2005: 2.127.533
31.12.2004: 2.021.821
31.12.2003: 1.885.228
31.12.2002: 1.743.098
31.12.2001: 1.637.289
31.12.2000: 1.499.101
31.12.1999: 1.351.162
31.12.1998 1.206.970
31.12.1997 1.079.886
31.12.1996 957.297
31.12.1995 826.540
31.12.1990 408.733
31.12.1985 140.193
31.12.1980 78.524
31.12.1975 51.643
31.12.1970 37.484
31.12.1965 22.549
31.12.1960 10.259
31.12.1955 2.782
31.12.1950 132
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020