Erstmals mehr als fünf Millionen Pkw in Österreich

Durch verkehrssparende Raumordnung und dichteres Öffi-Netz Abhängigkeit vom Auto reduzieren

VCÖ (Wien, 21. Mai 2019) – In Österreich wurde nun die 5-Millionen-Grenze bei der Anzahl der Pkw überschritten, macht der VCÖ aufmerksam. Es dauerte bis zum Jahr 1968, dass mehr als eine Million Pkw mit österreichischem Kennzeichen unterwegs waren. Während heute die Motorisierung in den Städten deutlich niedriger ist als in den Regionen, war es bis Anfang der 90er Jahre genau umgekehrt. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um die Autoabhängigkeit in den Regionen zu verringern. Neben einem dichteren Öffi-Netz mit häufigeren Verbindungen und dem Ausbau der Infrastruktur für den Radverkehr, ist eine verkehrssparende Raumordnung zentral.

Nun wurde in Österreich die fünf Millionen Grenze bei der Anzahl der Pkw überschritten, weist der VCÖ auf aktuelle Daten der Statistik Austria hin. Würden die Autos stehend aneinandergereiht, ergäbe das eine 25.000 km lange Autokolonne. Im Jahr 2003 wurde in Österreich die vier Millionen Grenze überschritten, im gleichen Zeitraum ist die Einwohnerzahl um nur 742.000 Personen gestiegen. „Mit Ausnahme von Wien hat in diesem Zeitraum in allen Bundesländern die Anzahl der Autos stärker zugenommen als die Bevölkerungszahl“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest.

Während es bis zum Jahr 1968 dauerte, dass es in Österreich zum ersten Mal mehr als eine Million Autos gab, waren es bereits zehn Jahre später –im Jahr 1978 – mehr als zwei Millionen. Für die dritte Million brauchte es wieder etwas länger, nämlich 13 Jahre bis zum Jahr 1991, während nur acht Jahre später, im Jahr 1999, bereits vier Millionen Autos in Österreich gemeldet waren. Nach einer statistischen Bereinigung durch die Statistik Austria wurde im Jahr 2003 noch einmal die vier Millionen Grenze überschritten.

Was rückblickend auffällt: Noch Anfang der 90er Jahre war der Motorisierungsgrad – also die Anzahl der Autos pro 1.000 Einwohner – in den Städten höher als am Land. So gab es im Jahr 1991 beispielsweise in Graz 411 Pkw pro 1.000 Einwohner, im Bezirk Deutschlandsberg hingegen nur 395. „Früher galt Autobesitz als ein Zeichen von Wohlstand. Heute ist eine hohe Anzahl an Autos ein Indiz von Mangel: Mangel an Nahversorgung, Mangel an öffentlichen Verkehrsverbindungen, Mangel an Freiheit in der Verkehrsmittelwahl“, betont VCÖ-Experte Gansterer. 

Ein massiver Treiber der Autoabhängigkeit ist die Zersiedelung. Wohnsiedlungen, Supermärkte und Fachmarktzentren außerhalb der Orte sind in der Regel nur mit dem Auto erreichbar. Der Autoverkehr steigt, die selbständige Mobilität vor allem von älteren Menschen sowie von Kindern und Jugendlichen sinkt. Mit einer Stärkung der Ortskerne und der Nahversorgung ist auch ein klimafreundlicheres Mobilitätsverhalten möglich.

Der VCÖ fordert den rascheren Ausbau des Öffentlichen Verkehrsnetzes. Derzeit sind in Österreich jede fünfte Stadt und zwei Drittel der Gemeinden nicht mit der Bahn erreichbar. Darüber hinaus mangelt es vor allem an schulfreien Tagen vielerorts an Busverbindungen. Da die Arbeitszeiten immer flexibler werden, ist es wichtig, dass es auch tagsüber, am späteren Abend sowie am Wochenende ein gutes öffentliches Mobilitätsangebot gibt.

Besonders großen Aufholbedarf hat Österreich bei der Rad-Infrastruktur. Die Hälfte der Autofahrten ist in Radfahrdistanz. Die Klimaziele kann Österreich nur erreichen, wenn mehr kurze Strecken mit dem Rad gefahren werden. Dafür braucht es eine gute und sichere Infrastruktur für den Radverkehr, betont der VCÖ.

Für die Zukunft erwartet VCÖ-Experte Gansterer, dass es die letzte Millionen-Grenze war, die der Pkw-Bestand in Österreich überschritten hat. Die Zukunft der Mobilität liegt beim Sharing, der Privatbesitz an Pkw wird in den kommenden 15 Jahren deutlich an Bedeutung verlieren. „Statt Autobesitz wird es Mobilitätsdienstleistungen geben, die wir dann nutzen, wenn wir sie brauchen. Erste Ansätze von Ridesharing  und „Mobility on Demand“ gibt es ja bereits heute. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Jahr 2035 weniger als vier Millionen Pkw in Österreich gibt, ist sehr hoch“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest.

VCÖ: Erstmals mehr als 5 Millionen Pkw in Österreich (Anzahl in Österreich gemeldete Pkw)

30. April 2019: 5.002.266 
31.12.2018: 4.978.852
31.12.2017: 4.898.578
31.12.2016: 4.821.557
31.12.2015: 4.748.048
31.12.2014: 4.694.921
31.12.2013: 4.641.308
31.12.2012: 4.584.202
31.12.2011: 4.513.421
31.12.2010: 4.441.027
31.12.2009: 4.359.944
31.12.2008: 4.284.919
31.12.2007: 4.245.583
31.12.2006: 4.204.969
31.12.2005: 4.156.743
31.12.2004: 4.109.129
31.12.2003: 4.054.308
31.12.2002: 3.987.093 (statistische Bereinigung )
31.12.2001: 4.182.027
31.12.1999: 4.009.604 (Erstmals über 4 Millionen Pkw)
31.12.1991: 3.100.014 (Erstmals über 3 Millionen Pkw)
31.12.1990: 2.991.284
31.12.1978: 2.040.268 (Erstmals über 2 Millionen Pkw)
31.12.1968: 1.056.00 (Erstmals über 1 Million Pkw)
31.10. 1960: 404.042
31.10. 1955: 143.099

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019

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