Frauen von mangelnden öffentlichen Verkehrsverbindungen außerhalb der Pendlerzeiten besonders stark betroffen
In Österreich fahren Frauen um ein Drittel weniger mit Auto als Männer
VCÖ (Wien, 7. März 2019) – Mangelnde öffentliche Verkehrsverbindungen außerhalb der klassischen Pendlerzeiten treffen Frauen besonders stark, stellt der VCÖ fest. Von den rund 1,2 Millionen Teilzeit-Beschäftigten sind rund 80 Prozent Frauen. Der VCÖ fordert ein dichteres öffentliches Verkehrsnetz und häufigere Verbindungen auch außerhalb der klassischen Pendlerzeiten. Insgesamt gibt es beim Mobilitätsverhalten in Österreich nach wie vor Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Im Schnitt gehen Frauen deutlich mehr zu Fuß und sind um ein Drittel weniger im Auto unterwegs.
In Österreich arbeiten rund 3,2 Millionen Personen Vollzeit und rund 1,2 Millionen Teilzeit. Bei den Vollzeitarbeitsplätzen beträgt der Frauenanteil rund ein Drittel, bei den Teilzeit-Arbeitsplätzen hingegen rund 80 Prozent. Der VCÖ weist darauf hin, dass außerhalb der großen Städte das öffentliche Verkehrsangebot oft auf klassische Pendlerzeiten ausgerichtet ist. Tagsüber ist die Anzahl der Verbindungen geringer. „Da Frauen den Großteil der Teilzeit-Arbeitsplätze haben, sind sie von mangelnden öffentlichen Verkehrsverbindungen außerhalb der klassischen Pendlerzeiten besonders stark betroffen“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest.
Vor allem in den Regionen ist der Verbesserungsbedarf groß. Der VCÖ sieht die Schweiz als Vorbild, wo Mindeststandards für die Versorgung von Regionen mit Öffentlichem Verkehr gelten. In der Schweiz müssen in und aus allen Orten, in denen mindestens 300 Personen wohnen, arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren, zwölf Mal am Tag Busse geführt werden. In Österreich zeigt der Landbus im Bregenzerwald, dass auch in dünn besiedelten Regionen ein gutes und regelmäßiges öffentliches Verkehrsangebot umgesetzt werden kann. Darüber hinaus ist das Angebot an Anrufsammeltaxis und Gemeindebussen in Österreichs Regionen zu verbessern.
Insgesamt gibt es beim Mobilitätsverhalten zwischen der Gesamtgruppe der Frauen und der Gesamtgruppe der Männer nach wie vor Unterschiede. „Auch beim Mobilitätsverhalten gilt aber: Innerhalb der Gruppe der Frauen ist der Unterschied im Mobilitätsverhalten größer als zwischen den beiden Gesamtgruppen. So gibt es natürlich auch viele Männer, die sehr umweltverträglich mobil sind“, erklärt VCÖ-Experte Gansterer.
Alle Frauen gemeinsam legen einen größeren Anteil ihrer Alltagswege zu Fuß zurück als alle Männer. Die Gesamtgruppe der Männer wiederum fährt viel mehr mit dem Auto. Der statistische Durchschnitt von mit dem Auto lenkend und mitfahrend zurückgelegten Strecken liegt bei Männern bei rund 11.500 Kilometer pro Jahr, bei Frauen bei 7.750 Kilometer, also um ein Drittel weniger. „Wenn der statistische Schnitt bei Männern das Niveau der Frauen erreicht, dann kommt Österreich seinen Klimazielen einen großen Schritt näher“, verdeutlicht VCÖ-Experte Gansterer.
Bei den kurzen Autofahrten ist auch das Verlagerungspotenzial bei Frauen sehr groß. Fast jede vierte Autofahrt von Frauen ist kürzer als zweieinhalb Kilometer. „Dort, wo es eine gute und sichere Radverbindungen gibt, werden auch mehr Erledigungen mit dem Fahrrad gemacht. Doch gerade bei der Infrastruktur für den Radverkehr hat Österreich sehr großen Aufholbedarf“, so VCÖ-Experte Gansterer.
VCÖ: Rund 80 Prozent der Teilzeit-Beschäftigten sind Frauen (Anzahl Teilzeit-Beschäftigte in Österreich - in Klammer Anteil Frauen)
3. Quartal 2018: 1,19 Millionen (79,5%)
2. Quartal 2018: 1,21 Millionen (79,1 %)
1. Quartal 2018: 1,24 Millionen (77,7 %)
4. Quartal 2017: 1,23 Millionen (78,0%)
3. Quartal 2017: 1,21 Millionen (77,7 %)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019