VCÖ: Extrem große regionale Unterschiede bei Nutzung von Öffentlichen Verkehr in Österreich

VCÖ: Jedes regionale Zentrum soll gut mit Bahn und Bus erreichbar sein

VCÖ (Wien, 23. Februar 2018) – Sowohl zwischen den Ballungsräumen als auch zwischen den Regionen sind die Unterschiede bei der Nutzung des Öffentlichen Verkehrs in Österreich extrem groß, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Während 92 Prozent der Wienerinnen und Wiener zumindest gelegentlich mit dem Öffentlichen Verkehr fahren, sind es im Ballungsraum Klagenfurt – Villach nur 49 Prozent. In der Region Bludenz – Bregenzerwald nutzen 65 Prozent öffentliche Verkehrsmittel und im Mühlviertel 50 Prozent, im Lungau aber nur 22 Prozent. Der VCÖ fordert in den Ballungsräumen ein dichteres Öffentliches Verkehrsnetz mit häufigeren Verbindungen. Zudem sollen alle 124 regionalen Zentren Österreichs gut mit Bahn und Bus erreichbar sein.

„Eines zeigen die Daten sehr deutlich: Dort, wo es ein gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln gibt, wird es von der Bevölkerung auch genutzt“, fasst VCÖ-Experte Markus Gansterer eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zusammen. Entsprechend groß sind die regionalen Unterschiede bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Absoluter Spitzenreiter beim Öffentlichen Verkehr ist Wien: 92 Prozent der über 15-Jährigen nutzen Öffentliche Verkehrsmittel, 67 Prozent sogar täglich oder mehrmals die Woche. Der Ballungsraum Linz – Wels liegt bei der häufigen Nutzung an zweiter Stelle: 31 Prozent der Bevölkerung fahren täglich oder mehrmals die Woche, rund zwei Drittel fahren zumindest gelegentlich mit Bahn oder Bus, berichtet der VCÖ. Auch im Umland von Wien wird der Öffentliche Verkehr vergleichsweise häufig genutzt. Gut schneiden auch das Rheintal und der Ballungsraum Innsbruck ab.

Die Ballungsräume Graz und Salzburg haben bei der häufigen Nutzung des Öffentlichen Verkehrs mit 24 bzw. 22 Prozent noch Aufholbedarf, betont der VCÖ. Am schwächsten ist die Nutzung von Bahn und Bus im Ballungsraum Klagenfurt – Villach, wo nur jeder 10. häufig fährt und nur jeder zweite gelegentlich. Auch der Raum St. Pölten hinkt hinterher: Nur 14 Prozent fahren häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln, rund zwei Drittel immerhin gelegentlich. „In den Ballungsräumen braucht es ein dichteres Netz an Bahn- und Busverbindungen und vor allem häufigere Verbindungen. Ein Halbstunden-Takt ist das Minimum, in großen Ballungsräumen braucht es bei den S-Bahnen zumindest einen Viertelstunden-Takt“, betont VCÖ-Experte Gansterer.

Großen Aufholbedarf beim Öffentlichen Verkehr haben viele Regionen Österreichs, wie die VCÖ-Analyse zeigt. So fährt im Lungau nur jeder vierte zumindest gelegentlich mit dem Öffentlichen Verkehr, im Südburgenland, Mittelburgenland, Waldviertel, Unterkärnten, Außerfern und in Osttirol nur jeder dritte. Der VCÖ weist darauf hin, dass hingegen in einigen Regionen häufig mit dem Öffentlichen Verkehr gefahren wird. So nutzen in der östlichen Obersteiermark, im Mühlviertel und in der Region Mostviertel-Eisenwurzen jeder zweite zumindest gelegentlich Bahn und Bus. In der Region Bludenz – Bregenzer Wald fahren 27 Prozent täglich oder mehrmals die Woche mit dem Öffentlichen Verkehr, was häufiger ist als in den Ballungsräumen Graz und Salzburg. Im Bregenzer Wald gibt es bereits seit mehreren Jahren einen Stunden-Takt, macht der VCÖ aufmerksam.

In Österreichs 124 regionalen Zentren wohnen knapp 1,5 Millionen Menschen, 915.000 Menschen arbeiten hier, davon pendeln 560.000 aus dem Umland ein, macht der VCÖ aufmerksam. Weitere 150.000 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge und Studierende pendeln ebenfalls in die regionalen Zentren ein. „Ziel muss sein, dass alle regionalen Zentren gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Es braucht bundesweit eine Mindestfrequenz an Linienverkehren, die von bedarfsorientierten Angeboten ergänzt werden. Damit werden die Regionen gestärkt und auch für junge Familien wieder attraktiver“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Langfristig sind für die Regionen automatisierte Busse für die Fahrt vom Bahnhof bzw. Haltestelle in die nächstgelegenen Orte eine große Chance. In der Salzburger Gemeinde Koppl wird seit dem Vorjahr ein selbstfahrender Bus als Verbindung von der Haltestelle in den eineinhalb Kilometer entfernten Ort getestet. 

VCÖ: Extrem große regionale Unterschiede bei Nutzung des Öffentlichen Verkehrs
(Anteil Personen ab 16 Jahren, die täglich oder mehrmals die Woche mit Öffentlichem Verkehr fahren – in Klammer Anteil Nutzerinnen und Nutzer, die mindestens gelegentlich fahren)
Wien: 67 Prozent (92,1 Prozent)
Ballungsraum Linz – Wels: 31,2 Prozent (64,8 Prozent)
Wiener Umland (Norden): 29,7 Prozent (70,7 Prozent)
Wiener Umland (Süden): 28,1 Prozent (75,6 Prozent)
Rheintal-Bodenseegebiet: 27,9 (66,0 Prozent)
Ballungsraum Innsbruck: 27,3 Prozent (67,3 Prozent)
Bludenz – Bregenzer Wald: 27,0 Prozent (65,4 Prozent)
Ballungsraum Graz: 23,8 Prozent (79,7 Prozent)
Ballungsraum Salzburg: 21,6 Prozent (67,4 Prozent)
Mühlviertel: 17,0 Prozent (50,2 Prozent)
Westliche Obersteiermark: 16,0 Prozent (46,4 Prozent)
Ballungsraum St. Pölten: 13,8 Prozent (62,8 Prozent)
Bezirk Liezen: 13,6 Prozent (45,5 Prozent)
Weinviertel: 13,5 Prozent (39,5 Prozent)
Niederösterreich-Süd: 13,3 Prozent (49,1 Prozent)
Östliche Obersteiermark: 12,6 Prozent (50,8 Prozent)
Mostviertel-Eisenwurzen: 12,3 Prozent (50,3 Prozent)
Mittelburgenland: 11,5 Prozent (33,9 Prozent )
Nordburgenland: 11,5 Prozent (42,1 Prozent )
Region Steyr – Kirchdorf: 10,9 Prozent (41,1 Prozent)
West- und Südsteiermark: 10,8 Prozent (43,6 Prozent)
Tiroler Oberland: 10,5 Prozent (55,5 Prozent)
Tiroler Unterland: 10,4 Prozent (50 Prozent)
Oststeiermark: 10,4 Prozent (49,8 Prozent)
Ballungsraum Klagenfurt – Villach: 10,2 Prozent (48,8 Prozent)
Traunviertel: 10,2 Prozent (42,2 Prozent)
Außerfern: 9,8 Prozent (30,8 Prozent)
Pinzgau – Pongau: 9,7 Prozent (50,8 Prozent)
Südburgenland: 8,1 Prozent (29,0 Prozent)
Unterkärnten: 6,6 Prozent (33,3 Prozent)
Waldviertel: 6,5 Prozent (33,6 Prozent)
Innviertel: 4,9 Prozent (37,8 Prozent)
Oberkärnten: 3,9 Prozent (39,2 Prozent)
Osttirol: 2,9 Prozent (33,7 Prozent)
Lungau: 2,9 Prozent (22,8 Prozent)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2018
Statistik Austria Ergebnisse Mikrozensus 2015, veröffentlicht im Sommer 2017.

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