In der Ferienzeit ist öffentliches Verkehrsangebot in vielen Regionen stark reduziert
VCÖ fordert mehr Verbindungen auch in der schulfreien Zeit
VCÖ (Wien, 9. Juli 2019) – In vielen Bezirken Österreichs ist das öffentliche Verkehrsangebot in den Ferien stark reduziert, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der ÖROK zeigt. So erreichen im burgenländischen Bezirk Jennersdorf in den Ferien nur elf Prozent der Bevölkerung das nächste regionale Zentrum mit dem Öffentlichen Verkehr innerhalb einer halben Stunde. Der VCÖ fordert ein gutes Mindestangebot an Bahn- und Busverbindungen auch in der schulfreien Zeit. Neben mehr finanzieller Unterstützung für den Öffentlichen Verkehr der Regionen ist auch eine verstärkte Kooperation mit der Tourismuswirtschaft nötig.
„Die Ferienzeit freut die Kinder, aber nicht jene Menschen in den Regionen, die öffentliche Verkehrsmittel benötigen“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der ÖROK zeigt, dass in 55 Bezirken das öffentliche Verkehrsangebot in den Ferien reduziert ist. Das geringste Angebot steht der Bevölkerung im Bezirk Jennersdorf zur Verfügung: In den Ferien erreichen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur elf Prozent das nächste regionale Zentrum innerhalb von 30 Minuten, an Schultagen sind es hingegen 67 Prozent der Bevölkerung.
Im steirischen Bezirk Deutschlandsberg erreichen in der schulfreien Zeit nur 29 Prozent der Bevölkerung das nächste regionale Zentrum binnen 30 Minuten, in der Schulzeit sind es 38 Prozent. Und auch in der Südoststeiermark, im Kärntner Bezirk Völkermarkt, in St. Pölten Land und im oberösterreichischen Bezirk Urfahr-Umgebung kann in den Ferien nur jeder Dritte binnen einer halben Stunde mit Bahn oder Bus das nächste regionale Zentrum erreichen, macht der VCÖ aufmerksam.
In 18 regionalen Bezirken ist in der Ferienzeit das Angebot gleich wie in der Schulzeit. Gleich bedeutet aber nicht immer gut. So erreichen in Oberösterreichs Bezirk Rohrbach das ganze Jahr über nur 27 Prozent das nächste regionale Zentrum mit dem Öffentlichen Verkehr. Das beste öffentliche Verkehrsangebot außerhalb der Städte gibt es im Bezirk Dornbirn, wo 94 Prozent der Bevölkerung das nächste regionale Zentrum binnen einer halben Stunde erreichen gefolgt vom Bezirk Mödling (93 Prozent) und dem Bezirk Korneuburg (92 Prozent). Nur sechs Bezirke weisen in der Ferienzeit ein geringfügig verbessertes öffentliches Verkehrsangebot auf. So erreichen im Bezirk Villach Land an Schultagen 34 Prozent der Bevölkerung das nächste regionale Zentrum innerhalb einer Stunde, in der Ferienzeit sind es 38 Prozent.
„Österreich ist ein Tourismusland. Und gerade die Kooperation mit der Tourismuswirtschaft ist eine große Chance, dass der heimischen Bevölkerung auch während der Ferien ein verbessertes öffentliches Verkehrsangebot zur Verfügung gestellt wird“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Da es in den europäischen Großstädten immer mehr autofreie Haushalte gibt, sind die Tourismusregionen ohnedies gefordert das autofreie Mobilitätsangebot zu verbessern, um diese Zielgruppen als Gäste gewinnen zu können. Die Gemeinden und Regionen können zudem durch ein Ende der Zersiedelung und der Stärkung ihrer Ortskerne einen wichtigen Beitrag für eine bessere Versorgung ihrer Region mit Öffentlichem Verkehr leisten.
Gut bediente Hauptlinien sind zeitlich und lokal durch flexible Bedienformen wie Anrufsammeltaxis und Rufbusse zu ergänzen. Diese sind hinsichtlich Information und Tarifen in das Gesamtangebot zu integrieren, wie das etwa im Verkehrsverbund Ostregion oder im Verkehrsverbund Tirol teilweise schon der Fall ist.
Darüber hinaus sieht der VCÖ die Bundes- und Landesregierungen gefordert, die Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots in den Regionen stärker zu unterstützen. „Österreich kann seine Klimaziele im Verkehr nur erreichen, wenn es auch in den Regionen ein vielfältiges klimaverträgliches Mobilitätsangebot gibt und die Autoabhängigkeit beendet wird. Klar kostet das Geld, aber es ist gut investiert, weil es der Bevölkerung und der regionalen Wirtschaft zugute kommt. Verfehlt Österreich die Klimaziele, dann kostet das ein Vielfaches mehr, es fließen dann viele Milliarden Euro an Steuergelder ohne Nutzen für die Bevölkerung in CO2-Zertifikate und Strafzahlungen“, macht VCÖ-Experte Gansterer auf die teuren Folgen von mangelndem Klimaschutz aufmerksam.
VCÖ: In der Ferienzeit ist öffentliches Verkehrsangebot vielerorts stark reduziert (Anteil Personen, die regionales Zentrum in bis zu 30 Minuten mit Öffentlichem Verkehr erreichen können, an schulfreien Werktag (in Klammer Schultag))
Bezirk Jennersdorf: 11 % erreichen regionales Zentrum mit Bahn / Bus binnen 30 Minuten (an Schultagen 67 %) Bezirk Rohrbach: 27 % (27 %) Bezirk Deutschlandsberg: 29 % (38 %)
Bezirk Südoststeiermark: 30 % (37 %)
Bezirk Völkermarkt: 30 % (41 %)
Bezirk St. Pölten Land: 32 % (37 %)
Bezirk Urfahr-Umgebung: 33 % (38 %)
Bezirk Graz-Umgebung: 34 % (36 %)
Bezirk Spittal an der Drau: 35 % (37 %)
Bezirk Hartberg-Fürstenfeld: 35 % (49 %)
Bezirk Güssing: 36 % (49 %)
Bezirk Mistelbach: 36 % (38 %)
Bezirk Villach Land: 38% (34 %)
Bezirk Zwettl: 41 % (44 %)
Bezirk Klagenfurt-Land: 41 % (40 %)
Bezirk Leibnitz: 41 % (50 %)
Bezirk Schärding: 44 % (44 %)
Bezirk St. Veit an der Glan: 45 % (49 %)
Bezirk Melk: 45 % (51 %)
Bezirk Schwaz: 46 % (47 %)
Bezirk Hermagor: 48 % (50 %)
Bezirk Krems Land: 48 % (52 %)
Bezirk Horn: 48 % (55 %)
Bezirk Scheibbs: 49 % (51 %)
Bezirk Steyr Land: 49 % (48 %)
Bezirk Grieskirchen: 49 % (49 %)
Bezirk Kirchdorf: 50 % (51 %)
Bezirk Kirchdorf: 51 % (54 %)
Bezirk Vöcklabruck: 51 % (54 %)
Bezirk St. Johann im Pongau: 52 % (53 %) Bezirk Braunau: 52 % (54 %) Bezirk Murau: 52 % (48 %) Bezirk Tamsweg: 52 % (67 %)
Quelle: ÖROK, VCÖ 2019
VCÖ: Die 10 Bezirke mit der besten öffentlichen Erreichbarkeit in der Ferienzeit (Anteil Personen, die regionales Zentrum in bis zu 30 Minuten mit Öffentlichem Verkehr erreichen können, an schulfreien Werktag (in Klammer Schultag))
Bezirk Dornbirn: 94 % (94 %)
Bezirk Mödling: 93 % (93 %)
Bezirk Korneuburg: 92 % (93 %)
Bezirk Mattersburg: 88 % (90 %)
Bezirk Feldkirch: 87 % (87 %)
Bezirk Linz Land: 87 % (87 %)
Bezirk Leoben: 84 % (84 %)
Bezirk Oberpullendorf: 77 % (85 %)
Bezirk Bruck-Mürzzuschlag: 76 % (77 %)
Bezirk Bludenz: 74 % (74 %)
Quelle: ÖROK, VCÖ 2019