In Österreich fahren immer mehr das ganze Jahr mit Fahrrad – Tipps zum Radfahren im Winter
Infrastruktur für Radverkehr ausbauen und verbessern
VCÖ (Wien, 30. November 2018) – Immer mehr in Österreich nutzen das Fahrrad das ganze Jahr als Verkehrsmittel, also auch im Winter. Rund vier von zehn Radfahrenden treten auch in den Wintermonaten zumindest gelegentlich in die Pedale, macht der VCÖ aufmerksam. Die Zahl der Ganzjahres-Radfahrer ist in Österreich noch deutlich zu erhöhen. Die Bundesregierung möchte den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2025 verdoppeln. Der VCÖ fordert den verstärkten Ausbau der Radinfrastruktur. Zudem hat der VCÖ Tipps fürs Radfahren im Winter zusammengestellt.
Vier von zehn Radfahrerinnen und Radfahren nutzen auch in den Wintermonaten zumindest gelegentlich das Fahrrad als Verkehrsmittel. „Die Zahl der Schnee- und Eistage ist in Österreich deutlich geringer als viele vermuten. Auch in den Wintermonaten lässt sich meist gut Radfahren“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Das belegen auch die Zahlen der Radverkehr-Zählstellen. In Wien fährt jeder vierte Radfahrende auch im Winter mit dem Fahrrad, in Graz und Salzburg etwa die Hälfte.
Laut letzter Erhebung des Verkehrsministeriums werden in Österreich im Winter rund vier Prozent der Alltagswege mit dem Fahrrad gefahren. „Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Radverkehrsanteil in Österreich bis zum Jahr 2025 zu verdoppeln. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, dass die Rad-Infrastruktur ausgebaut und verbessert wird. Denn oft ist es nicht das Wetter, sondern die mangelnde Infrastruktur, die vom Radfahren abhält“, stellt VCÖ-Sprecher Gratzer fest. Das Potenzial für mehr Radverkehr ist in Österreich groß. Die Hälfte der Autofahrten ist in Radfahrdistanz.
Insgesamt nimmt die Zahl der Radfahrenden in den Wintermonaten zu, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. So waren in Graz bei der Zählstelle Stadtpark im Dezember des Vorjahres im Schnitt 3.250 Radfahrerinnen und Radfahrer pro Werktag unterwegs, und damit fast doppelt so viele wie im Dezember 2012 als 1.690 Radfahrende pro Werktag gezählt wurden. Auch in Wien wird häufiger in die Pedale getreten. Bei der Zählstelle Argentinierstraße waren im letzten Dezember im Schnitt 1.285 pro Werktag mit dem Fahrrad unterwegs, um 58 Prozent mehr als im Dezember 2012, als 813 Radfahrende pro Werktag unterwegs waren. Und in der Stadt Salzburg radelten am Giselakai im Dezember des Vorjahres im Schnitt 3.063 Personen pro Werktag, um 37 Prozent mehr als im Dezember 2013, als die Zählstelle das erste Mal in Betrieb war.
Dass Radfahren und Winter kein Widerspruch sind, zeigt auch die nördlichste Großstadt der EU, Oulu in Finnland. In der 200.000 Einwohner-Stadt beträgt der Radverkehrsanteil im Winter zwölf Prozent, das ist doppelt so hoch wie der Radverkehrsanteil von Linz im gesamten Jahr, verdeutlicht der VCÖ. In Oulu gibt es rund 850 Kilometer Radwege, die in der Regel dreieinhalb bis sechs Meter breit sind und ein sehr guter Winterdienst sorgt auch bei Schnee für gute Fahrbedingungen.
Übrigens stärkt Radfahren das Immunsystem, und hilft gerade im Winter Erkrankungen vorzubeugen. Schon eine halbe Stunde Aktivität pro Tag wirkt gesundheitsfördernd.
Der VCÖ hat einige Tipps für sicheres Radfahren im Winter zusammengestellt: Bei Schnee- und Eisfahrbahn etwas Luft aus den Reifen lassen und mit niedrigerem Reifendruck fahren, ebenso den Sattel etwa tiefer stellen. Nicht abrupt bremsen sowie das Tempo den Fahrbahnverhältnissen anpassen, also gemütlicher fahren. Darüber hinaus ist in der dunklen Jahreszeit eine gut funktionierende Beleuchtung besonders wichtig. Der VCÖ empfiehlt einen Nabendynamo und als Rücklicht ein Standlicht, das auch leuchtet, wenn man etwa bei einer Kreuzung steht. Zudem ist beim Fahrrad auf ausreichend vorhandene Reflektoren zu achten (weißer Reflektor nach vorne, roter Reflektor nach hinten, gelbe Reflektoren an den Pedalen und auf den Rädern entweder so genannte Katzenaugen (gelb oder weiß) oder in die Reifen integrierte Reflektorstreifen). Die Fahrradkette öfters ölen und das Fahrrad häufiger reinigen, Streusalz kann zu Korrosionsschäden führen. Bei höheren Minusgraden kann das Radschloss einfrieren, zur Sicherheit einen Enteiser mitnehmen.
Auch die in Österreich immer beliebter werdenden Elektro-Fahrräder brauchen keine Winterpause. Bei tiefen Temperaturen den Akku ins Haus mitnehmen und in beheizten Räumen aufladen. Bis minus zehn Grad hat ein E-Fahrrad auf jeden Fall problemlos zu funktionieren, so der VCÖ.
VCÖ-Tipps zum sicheren Radfahren im Winter
- Auf gute, funktionierende Beleuchtung achten. Zu empfehlen ist ein Nabendynamo sowie ein Standlicht als Rücklicht
- Funktionieren der Bremsen regelmäßig kontrollieren
- Kontrollieren, ob alle vorgeschriebenen Reflektoren am Fahrrad montiert sind
- Kette öfters ölen
- Reifendruck bei Eis- oder Schneefahrbahn etwas verringern
- Sattel bei Eis- oder Schneefahrbahn etwas niedriger stellen
- Besonders aufmerksam fahren, Tempo den Fahrbahnverhältnissen anpassen
- Nicht abrupt bremsen
- In Kurven bei Schneefahrbahn und bei Glätte besonders vorsichtig sein
- Bei höheren Minusgraden kann Radschloss einfrieren, Enteiser mitnehmen.
Quelle: VCÖ 2018
VCÖ: In Österreich wird im Winter zunehmend mehr Rad gefahren
Graz Zählstelle Stadtpark
Dezember 2017: 3.250 Radfahrende pro Werktag Dezember 2012: 1.690 Radfahrende pro Werktag
Zunahme: 1.560 Radfahrende pro Werktag (plus 92 Prozent)
Quelle: Stadt Graz, VCÖ 2018
Wien Zählstelle Argentinierstraße
Dezember 2017: 1.285 Radfahrende pro Werktag Dezember 2012: 813 Radfahrende pro Werktag
Zunahme: 472 Radfahrende pro Werktag (plus 58 Prozent)
Quelle: Stadt Wien, VCÖ 2018
Wien Zählstelle Lasallestraße
Dezember 2017: 838 Radfahrende pro Werktag Dezember 2012: 602 Radfahrende pro Werktag
Zunahme: 236 Radfahrende pro Werktag (plus 39 Prozent)
Quelle: Stadt Wien, VCÖ 2018
Salzburg Zählstelle Giselakai
Dezember 2017: 3.063 Radfahrende pro Werktag
Dezember 2013: 2.243 Radfahrende pro Werktag (2012 noch nicht in Betrieb)
Zunahme 2017 zu 2013): 820 (plus 37 Prozent)
Quelle: Stadt Salzburg, VCÖ 2018