In Österreich ist Sprit im Verhältnis zur Kaufkraft im EU-Vergleich billig

Niedriger Spritpreis erschwert das Erreichen der Klimaziele

VCÖ (Wien, 23. Oktober 2019) – Rumänien, Bulgarien und Polen sind jene EU-Staaten, wo Diesel und Benzin bei Berücksichtigung der unterschiedlichen nationalen Preisniveaus am teuersten ist, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Billiger als in Österreich ist Diesel kaufkraftbereinigt nur in Luxemburg, Dänemark und Irland, Eurosuper ist in Österreich sogar am drittbilligsten. Der niedrige Treibstoffpreis ist kein Anreiz weniger Auto zu fahren und erschwert das Erreichen der Klimaziele. Der VCÖ spricht sich für eine ökosoziale Steuerreform mit einer CO2-Bepreisung aus.

Dass Tanken in Österreich billiger ist als im Großteil der europäischen Länder wissen Österreichs Autofahrerinnen und Autofahrer von Urlaubsfahrten ins Ausland. Noch besser vergleichbar werden die im EU-Vergleich niedrigen Spritpreise, wenn die Preise ins Verhältnis mit der Kaufkraft gesetzt werden, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. „Gemessen an der Kaufkraft ist Diesel in Rumänien und Bulgarien am teuersten in der EU und kostet rund doppelt so viel wie in Österreich“, berichtet VCÖ-Experte Markus Gansterer. Kaufkraftbereinigt kostet ein Liter Diesel in Rumänien 2,28 Euro, in Bulgarien 2,20 Euro und in Polen 2,00 Euro.

Dahinter folgen Polen, Ungarn, Kroatien, Slowakei, Litauen, Tschechien, Estland und als erstes EU15-Land Griechenland. In Italien ist Diesel gemessen an der Kaufkraft um ein Drittel teurer als in Österreich, in Frankreich und Spanien um ein Fünftel und in Deutschland und den Niederlanden um rund zehn Prozent teurer als in Österreich.

Ähnlich die Situation bei Eurosuper. Rumänische Autofahrer bekommen für ihr Einkommen die geringste Menge an Eurosuper. Kaufkraftbereinigt kostet ein Liter Eurosuper in Rumänien 2,88 Euro, in Bulgarien 2,19 Euro und in Polen 2,0 Euro. Im EU-28 Schnitt kostet Eurosuper kaufkraftbereinigt um ein Viertel mehr als in Österreich, in Frankreich und Deutschland um rund ein Fünftel mehr.

Die vergangene Bundesregierung hat im Jahr 2018 beschlossen, die CO2-Emissionen des Verkehrs bis zum Jahr 2030 auf höchstens 15,7 Millionen Tonnen zu reduzieren, das sind um ein Drittel (8,2 Millionen Tonnen) weniger als der Verkehr im Vorjahr verursacht hat, macht der VCÖ aufmerksam. Ein niedriger Spritpreis ist kein Anreiz auf ein spritsparendes Fahr- und Mobilitätsverhalten zu achten. Auch beim Autokauf wird bei niedrigen Spritpreisen der Spritverbrauch und damit der CO2-Ausstoß weniger beachtet. Dadurch wird das Erreichen der Klimaziele erschwert.

Dass ein niedriger Spritpreis die Verkehrszunahme befeuert, zeigt der Vergleich der Verkehrsentwicklung der vergangenen Jahre in Österreich gezeigt. Im Jahr 2012 erreichten die Spritpreise ein Rekordniveau, im Jahresschnitt kostete 1 Liter Diesel 1,41 Euro und ein Liter Eurosuper 1,45 Euro. Die mit dem Autogefahrenen Kilometer gingen im Jahr 2012 laut Daten des Umweltbundesamts von 63,85 auf 63,78 Milliarden Fahrzeugkilometer zurück. Zum Vergleich: Im Jahr 2015, als die Spritpreise im Jahresschnitt pro Liter auf 1 ,12 (Diesel) und 1,20 Euro (Eurosuper) zurückgingen, stiegen die Auto-Kilometer um 1,7 Milliarden Kilometer und im Jahr 2016, als die Spritpreise im Jahresschnitt nochmals um jeweils neun Cent gesunken sind, um weitere zwei Milliarden Kilometer. 

Heute kostet ein Liter Diesel um rund 20 Cent weniger als im Schnitt des Jahres 2012 und ein Liter Eurosuper um 21 Cent weniger, während die Netto-Einkommen heute im Schnitt um rund zehn Prozent höher sind als im Jahr 2012. Wenn die Spritpreise erhöht werden, reagieren die Autofahrer mit spritsparendem Fahrverhalten, der Bildung von Fahrgemeinschaften und dem Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad. Beim Autokauf wird stärker auf den Spritverbrauch geachtet. Ein Teil der höheren Spritpreise wird durch einen geringeren Verbrauch infolge von Verhaltensveränderung kompensiert. Wenn zudem so wie in der Schweiz ein Teil der Einnahmen aus der CO2-Steuer als Klimabonus an die Haushalte ausbezahlt wird, werden jene belohnt, die ein klimafreundliches Mobilitätsverhalten haben.

„Gezahlt muss so oder so werden. Wenn Österreich seine Emissionen im Verkehr nicht reduziert, dann müssen um mehrere Milliarden Euro Emissionszertifikate gekauft werden. Es zahlen dann alle, egal wie viel CO2 sie verursacht haben. Wird eine CO2-Bepreisung eingeführt, dann zahlen jene mehr, die mehr CO2 verursachen und jene, die weniger verursachen, zahlen auch weniger. Zusätzlich wird ein Anreiz gesetzt durch ein verändertes Verhalten den Ausstoß zu reduzieren“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest.

Der VCÖ empfiehlt eine CO2-Steuer im Rahmen einer ökosozialen Steuerreform einzuführen, einen Teil der Einnahmen als Klimabonus an die Haushalte und Unternehmen zurückzubezahlen und die restlichen Einnahmen aus dem Verkehr für mehr öffentliche Verkehrsverbindungen und den Ausbau der Rad-Infrastruktur zu verwenden.

VCÖ: Kaufkraftbereinigt sind Diesel und Benzinpreise in Österreich sehr niedrig (Preis für 1 Liter Eurosuper, in Klammer 1 Liter Diesel, jeweils kaufkraftbereinigt, Stand Oktober 2019)

Rumänien: 2,88 Euro (Diesel: 2,28 Euro)
Bulgarien: 2,19 Euro (2,20 Euro)
Polen: 2,00 Euro (2,00 Euro)
Kroatien:1,97 Euro (1,94 Euro)
Griechenland:1,90 Euro (1,65 Euro)
Slowakei: 1,88 (1,77 Euro)
Ungarn: 1,88 (1,96 Euro)
Litauen: 1,85 (1,74 Euro)
Tschechien: 1,76 (1,74 Euro)
Lettland: 1,73 (1,64 Euro)
Malta: 1,72 (1,56 Euro)
Portugal: 1,71 (1,57 Euro)
Estland: 1,68 (1,66 Euro)
Italien: 1,57 (1,46 Euro)
Slowenien: 1,53 (1,49 Euro)
Niederlande: 1,46 (1,22 Euro)
Spanien: 1,41 (1,31 Euro)
Frankreich: 1,36 (1,31 Euro)
Zypern: 1,35 (1,41 Euro)
Deutschland: 1,34 (1,21 Euro)
Belgien: 1,26 (1,30 Euro)
Finnland: 1,25 (1,16 Euro)
Großbritannien: 1,24 (1,29 Euro)
Schweden: 1,22 (1,27 Euro)
Dänemark: 1,15 (1,00 Euro)
Österreich: 1,13 (1,10 Euro)
Irland: 1,12 (1,04 Euro)
Luxemburg: 0,94 (0,88 Euro)

EU28-Schnitt: 1,41 (1,34 Euro)

Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2019

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