In Wien fahren immer mehr auch im Winter mit dem Fahrrad
Infrastruktur für Radverkehr ausbauen und verbessern
VCÖ (Wien, 18. Dezember 2019) – Radfahren ist aktiver Klimaschutz und gesund. In Wien nutzen zunehmend mehr das Fahrrad das ganze Jahr über als Verkehrsmittel, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Radfahrerinnen und Radfahrer auch im Winter deutlich gestiegen, am stärksten bei der Zählstelle Argentinierstraße. Um die Verkehrs- und Klimaziele erreichen zu können, ist ein verstärkter Ausbau der Infrastruktur für den Radverkehr nötig, betont der VCÖ.
„In diesem Jahrzehnt ist der Radverkehr in Wien deutlich gestiegen. Auch in den Wintermonaten fahren mehr mit dem Fahrrad als noch vor zehn Jahren. Diese Entwicklung ist erfreulich, denn die Wienerinnen und Wiener leisten durchs Radfahren einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, zur Verbesserung der Luftqualität und zur Verringerung von Staus“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Und Radfahren stärkt das Immunsystem, was gerade im Winter wichtig ist. Schon eine halbe Stunde Aktivität pro Tag wirkt gesundheitsfördernd.
Die Zunahme des Radverkehrs spiegelt sich auch bei den Radverkehrszählstellen in Wien wider. Während im Dezember 2009 und 2010 bei der Zählstelle Argentinierstraße im Schnitt 480 Radfahrerinnen und Radfahrer pro Werktag unterwegs waren, waren es im Dezember der vergangenen beiden Jahre mit rund 1.270 pro Werktag mehr als zweieinhalb Mal so viele. Bei der Zählstelle Lasallestraße hat sich der Radverkehr in diesem Zeitraum im Dezember von durchschnittlich 425 pro Werktag auf 790 pro Werktag fast verdoppelt, ähnlich bei der Zählstelle Neubaugürtel von 435 auf rund 770. Bei der Zählstelle Wienzeile hat sich der Radverkehr im Dezember von rund 160 auf 360 pro Werktag verdoppelt.
„Aufgrund der für die kommenden Tage prognostizierten milden Temperaturen ist für den heurigen Dezember mit neuen Rekordwerten zu rechnen“, so VCÖ-Sprecher Gratzer. Der Monat mit der niedrigsten Anzahl an Radfahrerinnen und Radfahrer wird im Jahr 2019 damit der Jänner sein, der Monat mit dem meisten Radverkehr war heuer der Juni, berichtet der VCÖ.
Dass viele Wienerinnen und Wiener ihr Fahrrad das gesamte Jahr nutzen, zeigt sich auch an einem weiteren Indikator: Der Anteil der Radfahrenden im Jänner und Februar im Vergleich zum Juni und Juli war heuer bei einzelnen Zählstellen bereits über 30 Prozent. Bei der Zählstelle Pfeilgasse war der Anteil mit 49 Prozent am höchsten, bei der Zählstelle Argentinierstraße mit 37 Prozent am zweithöchsten, gefolgt von der Zählstelle Operngasse mit 36 Prozent und dem äußeren Opernring mit 32 Prozent, informiert der VCÖ.
Um die Verkehrsziele der Stadt aber auch der vergangenen Bundesregierung - Verdoppelung des Radverkehrs in Österreich bis zum Jahr 2025 - erreichen zu können, ist auch im Winter die Anzahl der Radfahrerinnen und Radfahrer zu erhöhen, betont der VCÖ. „Dafür ist die Rad-Infrastruktur auszubauen und zu verbessern. Denn oft ist es nicht das Wetter, sondern die mangelnde Infrastruktur, die vom Radfahren abhält“, stellt VCÖ-Sprecher Gratzer fest. So gaben bei einer vom Meinungsforschungsinstitut GfK durchgeführten repräsentativen Umfrage 58 Prozent der Autofahrerinnen und Autofahrer in Österreich an, dass sie bereit wären, häufiger das Fahrrad statt dem Auto zu nutzen. Als wichtigste Voraussetzung dafür wurde der Ausbau der Rad-Infrastruktur genannt.
Dass Radfahren und Winter kein Widerspruch sind, zeigt auch die nördlichste Großstadt der EU, Oulu in Finnland. In der 200.000 Einwohner-Stadt beträgt der Radverkehrsanteil im Winter zwölf Prozent.
Beim Radfahren im Winter sind einige Tipps zu beherzigen: Besonders wichtig ist eine gut funktionierende Beleuchtung. Der VCÖ empfiehlt einen Nabendynamo und als Rücklicht ein Standlicht, das auch leuchtet, wenn man etwa bei einer Kreuzung steht. Zudem ist beim Fahrrad auf ausreichend vorhandene Reflektoren zu achten (weißer Reflektor nach vorne, roter Reflektor nach hinten, gelbe Reflektoren an den Pedalen und auf den Rädern entweder so genannte Katzenaugen (gelb oder weiß) oder in die Reifen integrierte Reflektorstreifen).
Bei Schnee- und Eisfahrbahn mit etwas niedrigerem Reifendruck fahren, den Sattel etwas tiefer stellen. Nicht abrupt bremsen sowie das Tempo den Fahrbahnverhältnissen anpassen, also gemütlicher fahren. Die Fahrradkette öfters ölen und das Fahrrad häufiger reinigen, Streusalz kann zu Korrosionsschäden führen. Bei höheren Minusgraden kann das Radschloss einfrieren, zur Sicherheit einen Enteiser mitnehmen. Auch Elektro-Fahrräder brauchen keine Winterpause. Bei tiefen Temperaturen den Akku in die Wohnung oder ins Büro mitnehmen und in beheizten Räumen aufladen.
VCÖ: Anzahl Radfahrerinnen und Radfahrer im Winter deutlich gestiegen
(Anzahl Radfahrerinnen und Radfahrer pro Werktag im Dezember 2018 und 2017 im Vergleich zu Dezember 2009 und 2010)
Zählstelle Argentinierstraße: Dezember 2018 und 2017: 1.268 Radfahrende pro Werktag (plus 164 % - 480 Radfahrende pro Werktag)
Zählstelle Lasallestraße: Dezember 2018 und 2017: 790 Radfahrende pro Werktag (plus 86 % - 425 Radfahrende pro Werktag)
Zählstelle Neubaugürtel: Dezember 2018 und 2017: 767 Radfahrende pro Werktag (plus 77 % - 433 Radfahrende pro Werktag)
Zählstelle Wienzeile: Dezember 2018 und 2017: 360 Radfahrende pro Werktag (plus 129 % - 157 Radfahrende pro Werktag)
Zählstelle Donaukanal: Dezember 2018 und 2017: 339 Radfahrende pro Werktag (plus 49% - 228 Radfahrende pro Werktag)
Zählstelle Langobardenstraße: Dezember 2018 und 2017: 271 Radfahrende pro Werktag (plus 185 % - 95 Radfahrende pro Werktag)
Zählstelle Liesingbach: Dezember 2018 und 2017: 139 Radfahrende pro Werktag (plus 43 % - 97 Radfahrende pro Werktag) Quelle: NAST Consulting, VCÖ 2019
VCÖ: Anteil der Winter-Radfahrer in den Innenbezirken am höchsten
(Radfahrende im Jänner & Februar 2019 im Vergleich zu Juni & Juli 2019)
Zählstelle Pfeilgasse: 49 %
Zählstelle Argentinierstraße: 37 %
Zählstelle Operngasse: 36 %
Zählstelle Opernring außen: 32 %
Zählstelle Neubaugürtel: 28 %
Zählstelle Opernring innen: 27 %
Zählstelle Langobardenstraße: 27 %
Zählstelle Margaritensteg: 27 %
Zählstelle Praterstern: 26 %
Zählstelle Wienzeile: 24 %
Zählstelle Liesingbach: 21 %
Zählstelle Lasallestraße: 18 %
Zählstelle Donaukanal: 17 %
Quelle: NAST Consulting, VCÖ 2019