Klima-Fortschrittsbericht bescheinigt Verkehr miserable Klimabilanz
VCÖ fordert ökosoziale Steuerreform und massiven Ausbau von Öffis und Rad-Infrastruktur
VCÖ (Wien, am 15. Oktober 2019) – Der Klima-Fortschrittsbericht des Nachhaltigkeitsministeriums stellt der Klimabilanz des Verkehrs ein vernichtendes Zeugnis aus. Der Verkehr hat in den vergangenen drei Jahren seine Klimaziele weit verfehlt. Mittlerweile verursacht der Verkehrssektor bereits fast die Hälfte der Treibhausgase außerhalb des Emissionshandels. Der VCÖ fordert die rasche Umsetzung einer ökosozialen Steuerreform, die Abschaffung umweltschädlicher Steuerbegünstigungen und einen raschen Ausbau des Bahnnetzes und der Infrastruktur für den Radverkehr.
„Im Verkehr gab es zuletzt beim Klimaschutz statt Fortschritte große Rückschritte. Auto- und Lkw-Verkehr haben weiter stark zugenommen, der reale Spritverbrauch der Fahrzeuge stagniert auf viel zu hohem Niveau und die Infrastrukturpolitik steht im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen zum Klima-Fortschrittsbericht des Nachhaltigkeitsministeriums fest. Inklusive Emissionshandel verursacht der Verkehr bereits 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, bei den Emissionen außerhalb des Emissionshandels ist allein der Verkehr bereits für fast die Hälfte der Emissionen verantwortlich. Und darin sind die vom Flugverkehr verursachten Emissionen nicht enthalten.
Der Absturz des Verkehrs beim Klimaschutz wird beim Vergleich mit dem Sektor Gebäude sichtbar. Im Jahr 1990 verursachten die beiden Sektoren etwa gleich viel CO2. Heute ist der CO2-Ausstoß des Verkehrs dreimal so hoch wie jener der Gebäude. Denn während bei den Gebäuden durch Sanierung und Heizungsumstellungen die Emissionen seit dem Jahr 1990 um über ein Drittel gesunken sind, sind jene des Verkehrs um über 70 Prozent gestiegen.
Der VCÖ fordert auf Bundesebene umfassende Maßnahmen, damit der Verkehr auf Klimakurs kommt. „Schritt 1 ist, aufzuhören das Falsche zu tun. Das betrifft zum einen die Infrastrukturpolitik und die Siedlungsentwicklung sowie zum anderen umweltschädliche Steuerbegünstigungen, wie die niedrigere Besteuerung von Diesel und die Privilegien für Firmenwagen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Die Zersiedelung ist zu stoppen, stattdessen sind Ortskerne und Nahversorgung zu stärken.
Zudem ist das öffentliche Verkehrsangebot viel rascher als derzeit geplant auszubauen. Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich jede 5. der 201 Stadtgemeinden nicht mit der Bahn erreichbar ist. Zudem ist die Infrastruktur für den Radverkehr bundesweit stark auszubauen. Sechs von zehn Autofahrten in Österreich sind kürzer als zehn Kilometer. Eine Distanz, die insbesondere immer beliebter werdenden Elektro-Fahrrädern gut bewältigbar ist – vorausgesetzt es gibt Radwege.
Beim Güterverkehr ist neben einer flächendeckenden Lkw-Maut, wie es sie in der Schweiz bereits seit dem Jahr 2001 gibt, eine stärkere Kontrolle der bestehenden Vorschriften und Regeln nötig. Zudem fordert der VCÖ eine umfassende ökosoziale Steuerreform. „Klimafreundliches Verhalten belohnen, CO2-Ausstoß höher besteuern“, bringt es VCÖ-Expertin Rasmussen auf den Punkt.
Klima-Fortschrittsbericht 2019: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/III/III_00340/index.shtml