VCÖ: In vielen Lebensmitteln stecken tausende Transportkilometer - regionale Produkte reduzieren Lkw-Verkehr

VCÖ: Zu billiger Lkw-Transport in der EU schadet regionalen Anbietern und Herstellern

VCÖ (Wien, 24. Mai 2018) – Unser Lebensmittelkonsum hat wesentlichen Einfluss auf das Verkehrsaufkommen in Österreich, wie ein heute veröffentlichter VCÖ-Bericht zeigt. Pflaumen aus Chile oder Birnen aus Südafrika sind mehr als 10.000 Kilometer unterwegs, bevor sie in Österreich im Regal landen. In Tomaten aus Spanien oder Butter aus Irland stecken mehr als 2.000 Kilometer. Wer saisonale Produkte aus der Region einkauft, vermeidet viel Verkehr und verbessert die Umweltbilanz des Einkaufs, betont der VCÖ.

Unser Lebensmittelkonsum verursacht viel Verkehr, wie eine aktuelle VCÖ-Untersuchung zeigt. Äpfel und Birnen aus Südafrika sind rund 12.000 Kilometer unterwegs. Rindfleisch aus Argentinien kommt auf rund 13.000 Kilometer, Pflaumen aus Chile auf rund 14.000 Kilometer und Kiwis aus Neuseeland haben rund 18.000 Kilometer hinter sich. Durch den Flugtransport haben viele Lebensmittel eine katastrophale Klimabilanz, betont der VCÖ. "Aus Verkehrs- und Umweltsicht ist es sehr wesentlich darauf zu schauen, woher das Essen kommt", stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Der VCÖ-Bericht wurde im Rahmen des aktuellen MUTTER-ERDE Schwerpunkts "Schau, wo dein Essen herkommt!" erstellt.

Ein weiteres Beispiel ist Spargel aus Südamerika, der einige Wochen bevor hierzulande die Spargelsaison beginnt, in Geschäften zu finden ist. Ein Kilogramm Spargel, das per Flugzeug aus Südamerika eingeflogen wird, belastet das Klima mit fast 17 Kilogramm CO2, das ist 280 Mal so viel wie zur Saison gekaufter Spargel aus der Region, verdeutlicht der VCÖ.

Aus Verkehrssicht ist auch der Unterschied sehr groß, ob Tomaten aus Spanien oder aus der Region kommen: Tomaten aus Spanien sind 2.700 Kilometer mit dem Lkw unterwegs. Allein durch den Transport stecken in einem Kilogramm Tomaten bereits 400 Gramm klimaschädliches CO2, informiert der VCÖ. Wer Tomaten aus der Region kauft, vermeidet nicht nur rund 2.600 Lkw-Kilometer, sondern reduziert auch die vom Transport verursachten CO2-Emissionen um rund 80 Prozent, betont der VCÖ.

Für die Klimabilanz ist aber auch wesentlich, saisonal einzukaufen und Bioprodukte zu wählen. Während ein Kilogramm saisonal gekaufte Bio-Tomaten aus der Region in Summe 180 Gramm CO2 verursacht, verursacht ein Kilogramm Tomaten aus einem beheizten Glashaus aus der Region mit 1.440 Gramm achtmal so viel CO2. Saisonale Lebensmittel aus der Region zu kaufen, unterstützt nicht nur die Nahversorger und heimische Bauern, sondern trägt auch zur Vermeidung von Lkw-Verkehr bei, betont der VCÖ.

Dass Lebensmittel oft tausende Kilometer quer durch Europa transportiert werden, liegt auch daran, dass der Lkw-Transport in der EU zu billig ist. Der Lkw-Verkehr zahlt nur für einen Teil der von ihm verursachten Schäden, wie Gesundheits- und Umweltschäden durch Abgase und Lärm. Zudem nutzen die 40-Tonnen Lkw eine Straße etwa 40.000 Mal stärker ab als ein Pkw. Der billige Lkw-Transport schadet den regionalen Anbietern und Hersteller. Der VCÖ betont, dass eine Mindestmaut auf EU-Ebene die Lkw-Belastung im Transitland Österreich verringern und gleichzeitig auch regionale Anbieter stärken würde.

In Österreich werden pro Person und Jahr im Schnitt knapp mehr als 900 Kilogramm Nahrungsmittel für Haushaltskonsum und Gastronomie gekauft. 23 Prozent davon sind tierische Produkte, 29 Prozent werden als alkoholische und alkoholfreie Getränke konsumiert und die restlichen 48 Prozent sind pflanzliche Produkte – vor allem Früchte, Gemüse und Getreideprodukte, berichtet der VCÖ.

Entscheidend für eine gute Umweltbilanz des Einkaufs ist aber auch, mit welchem Verkehrsmittel der Einkauf erledigt wird. In Österreich wird immerhin jeder dritte Einkauf zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt, wie eine VCÖ-Analyse zeigt. In Wien werden 51 Prozent der Einkäufe zu Fuß oder mit dem Rad erledigt, das ist österreichweit der höchste Wert. Vorarlberg liegt mit 43 Prozent an zweiter Stelle, dahinter folgen Tirol (35 Prozent), Salzburg (34 Prozent), Oberösterreich (29 Prozent), Steiermark  und Burgenland (jeweils 26 Prozent), Niederösterreich (21 Prozent) und Kärnten (19 Prozent). Liegt ein Supermarkt im Ortskern, kommt die Mehrheit der Kundinnen und Kunden zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Bei Filialen am Ortsrand hingegen kann der Anteil der Autos sogar auf über 90 Prozent steigen. Der VCÖ fordert verstärkte Anreize, damit sich Geschäfte im Ortskern ansiedeln.

Im Rahmen der MUTTER-ERDE-Initiative präsentiert der ORF bis 1. Juni in allen seinen Medien eine Schwerpunktwoche zum Thema „Schau, wo dein Essen herkommt!“ Informationen unter www.muttererde.at

Zurück zur Übersicht