VCÖ: Laut aktuellem Luftgütebericht hat Tirol österreichweit höchste Stickoxid-Belastung – Steuerprivileg für Diesel abschaffen

VCÖ: Ballungsräume brauchen mehr Öffentlichen Verkehr und Ausbau der Rad-Infrastruktur

VCÖ (Wien, 11. Oktober 2018) – Nicht nur in Deutschland auch in Österreich ist die Stickstoffdioxid-Belastung vielerorts zu hoch, wie der jetzt veröffentlich Luftgütebericht des Umweltbundesamts zeigt. Der VCÖ weist darauf hin, dass in Tirol die höchste Stickoxid-Belastung Österreichs gemessen wurde. Hauptverursacher sind Dieselabgase. Der VCÖ fordert die rasche Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel, die Verringerung des Lkw-Transits sowie die Nachrüstung von Schmutz-Diesel-Pkw mit einem Stickoxid-Katalysator.

„Die Stickoxid-Belastung ist in Österreich vielerorts zu hoch. Am stärksten ist Tirol einer zu hohen Belastung ausgesetzt“, macht VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen auf den nun veröffentlichten Luftgütebericht des Umweltbundesamts aufmerksam. Demnach wurden in Österreich an 27 Messstellen Überschreitungen des Grenzwertes für den Jahresmittelwert (30 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft) gemessen. Mit Ausnahme des Burgenlands sind alle Bundesländer betroffen. An zwölf Messstellen in Österreich wurde der EU-Grenzwert (40 mg NO2) überschritten, neben Tirol auch in Salzburg, Oberösterreich, Vorarlberg sowie Graz und Wien.

Die österreichweit höchste Belastung wurde an der Messstelle in Vomp an der Inntalautobahn festgestellt mit einem Jahresmittelwert von 54 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft. Die zweithöchste Belastung in Österreich wurde in Hallein an der Tauernautobahn gemessen, die dritthöchste in Linz, berichtet der VCÖ. Das Umweltbundesamt stellt im Bericht fest, dass auch entlang anderer stark befahrener Autobahnabschnitte, wo es keine Messstellen gibt, von einer hohen Stickstoffdioxid-Belastung auszugehen ist. Der VCÖ spricht sich daher erneut gegen Tempo 140 aus. Laut Umweltbundesamt steigt bei Tempo 140 der Stickoxid-Ausstoß gegenüber Tempo 130 um 16 Prozent.

Hauptverursacher der NO2-Belastung sind Dieselabgase. Der VCÖ weist darauf hin, dass Stickstoffdioxid sehr gesundheitsschädlich ist und zu Atemwegserkrankungen, Lungenschäden, Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkte führen kann. „Es ist unverständlich, dass trotz des Wissens um die hohe Gesundheitsschädlichkeit von Dieselabgasen Dieseltreibstoff noch immer steuerlich begünstigt wird. Der Dieselboom hat uns dem Klimaziel keinen Meter näher gebracht, aber massive Probleme mit der Luftqualität beschert“, spricht sich VCÖ-Expertin Rasmussen für eine rasche Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel-Treibstoff aus. Die Mineralölsteuer auf Diesel ist um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Eurosuper.

Eine Folge der niedrigen Besteuerung von Diesel ist auch der zunehmende Lkw-Transit durch Tirol. In der Schweiz wird Diesel gleich hoch besteuert wie Benzin und ist um umgerechnet 23 Cent pro Liter teurer als in Österreich, in Italien kostet Diesel im Schnitt um 25 Cent pro Liter mehr, berichtet der VCÖ. Die Folge ist Umweg-Transit durch Tirol. „Leidtragende der verfehlten Spritbesteuerung in Österreich sind die Anrainerinnen und Anrainer entlang der Transit-Autobahnen“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest.

Auch die hohe Anzahl an Schmutz-Diesel-Pkw führt zu starker Luftverschmutzung. Der Dieselskandal hat gezeigt, dass die Abgasreinigung zahlreicher Dieselmodelle nur am Prüfstand optimal funktioniert, während beim Fahren auf der Straße ein Vielfaches an Schadstoffen ausgestoßen wird. Laut einer internationalen Studie gibt es allein in Österreich mehr als eine Million dieser Schmutz-Diesel-Fahrzeuge, im benachbarten Deutschland mehr als acht Millionen. Der VCÖ fordert die verpflichtende Nachrüstung dieser Fahrzeuge mit einem Stickoxid-Katalysator, die Kosten dafür müssen die Hersteller übernehmen.

Insgesamt braucht es in den Ballungsräumen einen Ausbau des Öffentlichen Verkehrsangebots und der Infrastruktur für den Radverkehr, betont der VCÖ. Zudem zeigen etliche Unternehmen, dass durch betriebliches Mobilitätsmanagement die Zahl der Autofahrten deutlich reduziert werden kann.

 

VCÖ: Tirol hat österreichweit höchste Stickstoffdioxid-Belastung

(Durchschnittliche Stickstoffdioxid(NO2)-Belastung im Jahr 2017 – Grenzwert für Jahresmittelwert: Immissionsschutzgesetz Luft 30 Mikrogramm NO2 (plus 5 Mikrogramm Toleranzgrenze), EU-Grenzwert 40 Mikrogramm NO2/Kubikmeter Luft)

Vomp (A12): 54 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft

Hallein (A10): 49

Linz (Römerbergtunnel): 46

Salzburg (Rudolfsplatz): 45

Graz (Don Bosco): 45

Wien (Hietzinger Kai): 44

Enns (A1): 44

Gärberbach (A13): 43

Lustenau (Zollamt): 42

Feldkirch (Bärenkreuzung): 41

Kundl (A12): 40

Hallein (B159): 40

Innsbruck (Zentrum): 38

Klagenfurt (A2): 37

Höchst: 37

Hall in Tirol: 36

Lienz (Amlacherkreuzung): 36

Vomp (An der Leiten): 35

Imst (A12): 34

Graz (Mitte): 33

Innsbruck (Reichenau): 33

Wien (A23): 33

Wien (Taborstraße): 33

Klagenfurt (Völkermarkterstraße): 32

Graz (Süd): 32

St. Pölten (Europaplatz): 31

Graz (Ost): 31

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2018

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