Mit niedrigeren Tempolimits Anzahl der schweren Verkehrsunfälle reduzieren
Heuer wurde jeder 3. tödliche Unfall durch zu hohes Tempo verursacht
VCÖ (Wien, 25. März 2020) – Bereits 66 Menschen kamen heuer in Österreich bei Verkehrsunfällen ums Leben, mehrere tausend wurden verletzt, informiert der VCÖ. Jeder dritte tödliche Unfall passierte wegen zu hohem Tempo. Spitäler brauchen in den kommenden Wochen mehr Kapazitäten für COVID19-Patienten. Der VCÖ spricht sich daher für niedrigere Tempolimits aus, um die Zahl der Verkehrsunfälle zu reduzieren und damit das Gesundheitssystem zu entlasten.
Die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle ist heuer höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, macht der VCÖ aufmerksam. Bereits 66 Menschen kamen heuer im Straßenverkehr ums Leben, um zehn mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Bei jedem dritten tödlichen Verkehrsunfall war zu hohes Tempo die Unfallursache. Damit war nicht angepasste Geschwindigkeit die Hauptursache tödlicher Verkehrsunfälle im heurigen Jahr. Jeder vierte tödliche Unfall war die Folge von Ablenkung und Unachtsamkeit, der zweithäufigsten Unfallursache.
In den nächsten Wochen brauchen die Krankenhäuser mehr Kapazitäten für COVID19-Patienten. Die Abnahme des Verkehrs hat zwar insgesamt zu weniger Unfällen geführt, aber die Zahl der tödlichen Unfälle ist weiter hoch. Allein in den vergangenen zwei Wochen kamen zehn Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Damit war die Anzahl der Todesopfer im Straßenverkehr gleich hoch wie in den gleichen beiden Märzwochen des Vorjahres, berichtet der VCÖ.
„Mit der Geschwindigkeit verlängert sich der Anhalteweg und damit steigt das Unfallrisiko. Und im Fall eines Unfalls steigt mit der Geschwindigkeit das Risiko schwerster Verletzungen. Deshalb sind niedrigere Tempolimits eine sehr wirksame Maßnahme, um die Zahl von schwer oder gar tödlich Verletzten zu reduzieren“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Der VCÖ spricht sich daher für eine Reduktion der Tempolimits zumindest bis zum Ende der Bewältigung der Coronakrise aus. Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen, Tempo 110 statt 130 auf Autobahnen und Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet erhöhen die Verkehrssicherheit. Im Ortsgebiet soll Tempo 50 als Ausnahme dort erlaubt sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit vertretbar ist.
Die europäische Unfallstatistik zeigt, dass jene Staaten mit der höchsten Verkehrssicherheit – wie die Schweiz, Schweden oder Norwegen – niedrigere Tempolimits als Österreich haben. In den Niederlanden gilt seit Mitte März auf Autobahnen Tempolimit 100. Hier war die Luftverschmutzung der Auslöser. Das Höchstgericht hat die Regierung aufgefordert, verstärkte Maßnahmen gegen die zu hohe Stickoxid-Belastung umzusetzen. „Niedrigere Tempolimits sind eine Verkehrssicherheitsmaßnahme mit vielfachem Zusatznutzen: Weniger Schadstoffe, weniger Lärm, niedrigerer Spritverbrauch und damit auch ein geringerer CO2-Ausstoß“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.
Wer derzeit nicht vermeidbare Autofahrten hat, kann durch ein aufmerksames, defensives und rücksichtsvolles Fahrverhalten wesentlich zur Unfallvermeidung beitragen. Volle Aufmerksamkeit und Konzentration auf den Straßenverkehr, sowohl das Motto "Don't drink and drive" als auch "Don't phone and drive" beherzigen. Und nicht vergessen: Tempolimits sind keine Mindestgeschwindigkeit, sondern die Höchstgrenze, erinnert der VCÖ.
VCÖ: Die meisten Todesopfer waren in Niederösterreich zu beklagen
(Anzahl Verkehrstote 1.1. – 23. März 2020)
Vorarlberg: 3 Todesopfer
Kärnten: 4
Salzburg: 4
Tirol: 4
Wien: 4
Burgenland: 6
Oberösterreich: 11
Steiermark: 11
Niederösterreich: 19
Österreich: 66 Todesopfer
Quelle: BMI, VCÖ 2020