VCÖ fordert Nachrüstung von Schmutz-Diesel auf Kosten der Hersteller
Laut Studie mehr als eine Million „Schmutz“-Diesel-Pkw in Österreich
VCÖ (Wien, 2. Oktober 2018) – Nach der Einigung beim Dieselgipfel in Deutschland fordert der VCÖ auch Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung in Österreich. So sollen jene Diesel-Pkw mit zu hohen realen Schadstoffemissionen entweder auf Kosten der Hersteller mit einer wirksamen Abgasreinigung nachgerüstet oder zurückgenommen werden. Laut unlängst veröffentlichter Studie gibt es in Österreich mehr als eine Million Diesel-Pkw, die beim Fahren auf der Straße mehr als doppelt so viele Stickoxide ausstoßen wie beim Testzyklus ermittelt wurde. Zudem fordert der VCÖ in den Ballungsräumen den verstärkten Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Infrastruktur für den Radverkehr.
Die deutsche Regierung hat sich im Dieselgipfel auf einen 5-Punkte Plan zur Reduktion der gesundheitsschädlichen Belastung durch die Dieselabgase geeinigt. „Dass drei Jahre nach Bekanntwerden des Dieselskandals noch immer eine wachsende Anzahl von Dieselautos mit extrem hohen realen Emissionen auf unseren Straßen unterwegs sind, ist eine Blamage für die Hersteller und für die Politik“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.
Erst unlängst hat eine Studie gezeigt, dass die Zahl der Diesel-Pkw, die beim Fahren auf der Straße mehr als doppelt so viele Stickoxide ausstoßen wie im Labor ermittelt wurde in der EU von 29 Millionen im Jahr 2015 auf mittlerweile 43 Millionen gestiegen ist, macht der VCÖ aufmerksam. Auch in Österreich hat die Zahl der so genannten Schmutz-Diesel laut Studie massiv zugenommen, von rund 700.000 im Jahr 2015 auf über eine Million heute.
Dazu kommen mehr als acht Millionen Schmutz-Diesel in Deutschland. „Als Tourismus- und Transitland wird die Gesundheit von Österreichs Bevölkerung auch durch die Millionen Schmutz-Diesel anderer Staaten belastet. Umso wichtiger ist es, auf EU-Ebene Maßnahmen zu setzen, die emissionsfreie Fahrzeuge forcieren. Dieses Ziel kann auch durch niedrigere CO2-Grenzwerte erreicht werden“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest. Über die zukünftigen CO2-Grenzwerte wird kommenden Dienstag beim Umweltministerrat entschieden. Österreichs Stimme ist dabei entscheidend, ob es eine Reduktion des CO2-Grenzwertes um 40 Prozent gibt oder nicht.
Welche Folgen es hat, wenn wie im Sommer Kolonnen von Autos mit hohem Schadstoffausstoß durch Österreich rollen, zeigen die Messwerte für Juli und August an der A10 Tauernautobahn: Der Stickstoffdioxid-Wert bei der Messstelle Hallein an der A10 lag mit durchschnittlich 49 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft deutlich über den Grenzwert und war um rund 20 Prozent höher als im Zeitraum April bis Juni, macht der VCÖ aufmerksam.
Der VCÖ fordert daher auch rasche Maßnahmen in Österreich. Auf Kosten der Hersteller sollen Diesel-Pkw mit hohen realen Stickoxid-Emissionen mit einem Stickoxid-Katalysator nachgerüstet werden. Tests des deutschen Autoklubs Adac haben gezeigt, dass die Hardware-Nachrüstung bei Euro5-Diesel-Pkw funktioniert. Laut Adac sinkt der Schadstoffausstoß dadurch um bis zu 70 Prozent innerorts und sogar 90 Prozent außerorts.
In Österreich gibt es insgesamt 2,78 Millionen Diesel-Pkw: Rund 596.000 in Niederösterreich, rund 532.000 in Oberösterreich, rund 425.000 in der Steiermark, rund 380.000 in Wien, rund 235.000 in Tirol, rund 207.000 in Kärnten, rund 178.000 in Salzburg und jeweils rund 113.000 in Vorarlberg und im Burgenland.
Zudem fordert der VCÖ den verstärkten Ausbau der öffentlichen Verkehrsverbindungen in den Ballungsräumen und Rad-Highways als Verbindung vom Umland in die Städte. „Wenn es gelingt, mehr Autofahrten auf Öffis und das Fahrrad zu verlagern wird nicht nur die Luftqualität in den Städten besser, sondern wir verringern damit auch die Staus und erreichen die Klimaziele schneller“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.